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April 2024

Gabriele Hefele

Wasser sparen!

Fotos oben : Alles Leben kommt aus dem Meer  (Wolfgang Wilpert) - Trinkwasser nicht verschwenden!  Und nur noch 150Liter pro Person und Tag erlaubt?(Reinhard Hefele)

 

Seit letztem Sommer mindestens reden alle vom Wassersparen. In Spanien, insbesondere an den touristischen Küsten von Katalonien bis Andalusien gab und gibt es schon Sparmaßnahmen wie Abschaltung von Duschen an den Stränden,  Verbot des Befüllens privater Pools (Hotelpools aber ausgenommen), Verbrauch von nur noch 150 Liter pro Person und Tag. Leider spricht noch niemand von der Bewässerungsverschwendung der unzählig vielen Golfplätze an der Costa del Sol, die sich in vergangenen Jahren zumindest stolz "Costa del Golf" nannte! Da gibt es einige Vorbilder von wasserspeicherndem Korkuntergrund u,Ä., aber das sind noch die Ausnahmen. Unnötiges Autowaschen begeisterter Motorfans, meist männlich,  vor allem fand ich immer schon überflüssig (ok, der Saharastaub müsste schon manchmal weg).

Gut, seit dem ausgiebigen Regen in der Semana Santa sieht es zumindest an der Costa del Sol in den Stauseen besser aus, man spricht im Moment von 50prozentiger Füllung, die bis September reiche. Hoffentlich halten sich die Waldbrände im Zaum!

So langsam dämmert uns, warum man Kriege um trinkbares Wasser führen könnte. Etwa im Bereich des Jordans zwischen Israel und Jordanien, die noch ordentliche Nachbarschaft pflegen oder in vielen Teilen Afrikas.  

 

Ich habe noch ganz individuelle Sparvorschläge: Ich bin ja Anhängerin der Doppelbadewanne, wie viele wissen, da man darin zu zweit baden geht, spart man circa 150 Liter Wasser, als wenn man dies allein nutzte, wozu sie echt nicht gedacht wäre. Und manchmal, wenn das Wasser nicht zu dreckig aussieht, wasche ich darin auch noch einige Handwäschestücke aus - wenn das mal nicht vorbildlich ist!

Zugegeben, man kann noch mehr Wasser sparen, wenn man gleich zu zweit unter die Dusche schlüpft und so sich die 30-40 Liter Dusche einspart! Hollywoodfilme machen das ja öfters vor.

 


Wie lange noch die alte Klima-Installation nutzen?

Mit „sowohl als auch“ statt „entweder-oder“ gelingt ein abgestufter kostengünstiger Übergang zur Klimaneutralität

Januar 2024

Reinhard Hefele

Grundlast- oder Volllastauslegung?


    Bei Renovierungsprojekten stand ich öfters vor der Frage, ob es Sinn macht, eine noch funktionierende Gas- oder Ölheizung komplett durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, die bei Volllastauslegung auch an den allerkältesten Tagen im Jahr im Stande sein muss, die maximale Heizleistung zu erbringen und deshalb entsprechend groß ausgelegt werden muss. Oft waren die Kosten so hoch, dass das ganze Projekt daran gescheitert und der Einsatz einer Wärmepumpe unterblieben wäre.
    Bei einer Grundlastauslegung wird die Wärmepumpe viel kleiner und kostengünstiger, deckt aber trotzdem 75 bis 90% der gesamten Jahresheizlast ab. Die vorhandene Heizung wird zur Abdeckung der Spitzenlast zugeschaltet und gibt die Sicherheit, dass man nicht überdimensionieren muss, sondern ruhig mit einer knappen Auslegung arbeiten kann.
    Da die kleinere Wärmepumpe viel längere Zeiträume im für sie optimalen Arbeitspunkt laufen kann, erreicht sie eine höhere Effizienz als die Volllastvariante. Geht dann eines Tages die Lebensdauer der alten Heizung zu Ende, sind meist auch die Finanzmittel wieder vorhanden, sie durch eine zweite kleine Wärmepumpe zu ersetzen und von dem inzwischen fortgeschrittenen Entwicklungsstand  zu profitieren.

Ein konkretes Beispiel für unter 20.000€

    Die Meldungen aus Deutschland zu den Kosten einer Wärmepumpeninstallation, die bei 40.000€ bis 80.000€ angegeben wurden, veranlassten mich, mal konkret nachzurechnen.
    Als Beispiel diente ein Zweifamilienhaus in Oberbayern, dessen Verbrauchsdaten der letzten Jahre von Ölheizung und Holz für den Kachelofen bekannt waren. Der Ölkessel ist zwar schon 12  Jahre alt, hat aber beste Effizienzwerte und könnte noch viele Jahre seinen Dienst  tun.
    Eine Wärmepumpe mit 11 kW Nominalleistung, die rund 80% der Heizenergie für dieses Haus abdecken würde, dürfte für nicht mehr als 20.000€ installiert werden können, eine übergeordnete Regelung schon inbegriffen. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Wärmepumpe für die doch immer wärmer werdenden Sommer zusätzlich 10 kW Kühlleistung zur Verfügung stellen könnte, wenn die Raumregelungen entsprechend angepasst werden.


Schlüsseltechnologie Regelung
    Voraussetzung, damit der stufenweise Übergang von der alten zur neuen Technologie  funktioniert, ist eine flexible Regelung, die die unterschiedlichen Systeme ansteuern und koordinieren kann. Sie wird den Einzelregelungen von Wärmepumpe, Gas- oder Ölbrenner übergeordnet und entscheidet abhängig von Außentemperatur und aktuellem Wärmebedarf, welche Komponente zum Einsatz kommt. Ein späterer Austausch des Brenners gegen eine zweite Wärmepumpe ist dann reine Formsache.
 Das geschilderte stufenweise Vorgehen macht viele kleinere Projekte erschwinglich, die sonst unterbleiben würden, senkt den Subventionsbedarf und passt sich besser an den allmählich wachsenden Anteil erneuerbarer  Energien an der Stromproduktion an. Auch das Vertrauen in die neue Technologie steigt, wenn die alte noch eine Zeit  lang als Back-up zur Verfügung bleibt. Wenn man dann beobachtet, dass die nur noch wenig zum Einsatz kommt, fällt eines Tages der Schritt zur vollständigen Umstellung auf Klimaneutralität nicht mehr schwer.

 

Mehr Infos unter www.equideas.es

 


Privatjagd - Unsitte oder alter Brauch?

Oktober 2023

Eine in meinen Augen grässliche Unsitte ist die erlaubte Jagd von Oktober bis Ende Januar, besonders, wenn man auf dem Land lebt und ständig die Ballerei ringsherum hört. Unser Hufschmied, der selber jagt, erklärte mir auch noch das Recht aller Welt dazu, auf meinem Grundstück sehr wohl die Karnickel zu jagen, und die Tauben, die allerdings sehr lästig werden können, ins Jenseits zu befördern.

 

Da putze ich mein Pferd in aller Sonntagsgemütsruhe, meine nur den Hund die Katzen anknurren und die Vögel zwitschern zu hören, und auf einmal in der Nähe ein Knall, dass Pferd Raro einen Satz zur Seite macht (zum Glück nicht auf meine Zehen). Ich fahre ebenso zusammen und ein selbiger Vogel liegt plötzlich uns zu Füßen! Auf den wollen sich dann Katzen und Hunde zugleich stürzen und ich muss ihn mit Todesverachtung entsorgen. Verraten Sie mich nicht: mit großem Schwung weit hinüber auf das brach liegende Nachbargrundstück, den Darwinschen Konsequenzen überlassend. Ist es aber ein größeres Exemplar, so etwas wie ein andalusischer Fasan, kommt es in den schwarzen Sack und ich dränge es der nahen Tierklinik zur Entsorgung auf.

 

Es passiert, dass ich frühmorgens zum Tierefüttern und noch mit schlafverklebten Augen aus dem Haus trete und beinahe auf ein halbes Riesen-Etwas zum Treppenende stoße, mit Unmengen verstreuter Federn rundherum. Und ich kann noch von Glück sagen, wenn nicht Hündin Samba mit so etwas im Maul triumphierend ankommt.

Ich hasse  das, ich kann gar nicht sagen wie!

 Seien Sie mal alle froh, die Sie in zivilisierten Urbanisationen wohnen!

Gabriele  Hefele

p.s. Allerdings- nur so unter uns - hätte ich manchmal nichts dagegen, wenn sich hier jemand der Wildschweinplage annehmen würde (siehe auch Foto unten mitte).

 

Fotos  (Gabriele und Reinhard Hefele) oben von links nach rechts: Einer der natürlichen (Fisch)Jäger über unserem Teich - So graben die Wildschweine im Frühjahr und Herbst den Fincaboden ungestört um - oben genannter  Text ist ein Ausschnitt aus meinem rechts abgebildeten sehr beliebten Andalusienbuch von Seite 13-14.


Picasso-Jahr 2023

Frühjahr2023

Im April jährte sich der Todestag von Pablo Picasso zum 50. Male.

Klar, dass besonders sein Geburtsort Málaga dies groß feiert, der ja nicht nur den Flughafen nach ihm benannte, sondern ein schönes Picasso-Museum an seinem Geburtshaus einrichtete. Ansonsten, das muss man ja ehrlich sagen, lebte Pablo Picasso den Hauptanteil seines Lebens in Südfrankreich, im Exil von Francos Spanien.

Ich selbst, das gestehe ich, mag von den spanischen Malern Dali und vor allem Miró lieber, von Picasso noch seine Frühwerke besonders um die Jahrhundertwende um 1900, als man noch mehr von und in seinen Bildern erkennen konnte.

Danach bin ich kein Fan seiner zerstückelten Frauenporträts, sie zeigen instinktiv, was dieser für mich typische andalusische Macho für ein Bild von Frauen hatte, an denen er auch keinen geringen Verschleiß hatte. - Okay, geschenkt nähme ich so ein teures Werk schon, klar, und Guernica und ähnliche seiner Anti-Kriegsbilder gehen nciht nur mir unter die Haut und sind große Kunst, die für immer (leider auch) aktuell bleiben wird.

Auch seine oft schnell dahin gekritzelten vielen Stierbilder in allen Variationen gefallen mir, dienten sie doch auch auf Servietten  als Bezahlersatz! Denn ein Marketinggenie war der Vielschaffer schon zu seinen Lebzeiten.

 

 

Ein Besuch im Picasso-Museum in Málaga, inzwischen überhaupt berühmt für seine qualitätsvolle Mu-eumslandschaft, lohnt sich allemal- auch der renovierten romanischen Ausgrabungen im Untergeschoss des Hauses wegen.

 

 

 

 

 

Foto: Museo Casa Natal Picasso

 


Andalusien "kulturell aneignen"?

 

 Zur Zeit beglückwünsche ich mich wieder einmal, als Deutsche in Andalusien zu leben und nicht in Deutschland! Und das kommt nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Diskussionen im alten Heimatland - nein, nicht des Genderns wegen, sondern der bizarren Auseinandersetzungen über sogenannte kulturelle Aneignung!

HILFE! Habe ich mir durch den Kauf einer "traje de gitana" (!) und gar  noch durch das Erlernen der vier Sevillanas ungerechtfertigterweise andalusische Kultur angeeignet?

Es tut mir leid, ich muss es ins Satirische ziehen, denn ich kann hier nur den Kopf schütteln, dass eine Reggaemusikerin keine Dreadlocks tragen durfte bei einem Konzert in Deutschland, weil sie respektive ihre Vorfahr:innen ja keine Sklavin vor Jahrhunderten war oder so ähnlich.

Pfui Teufel: Verbietet man nun den Preissn die Lederhose - oder noch schlimmer: den Vip"damen" ihre Discodirndln - beim Oktoberfest in München?

 

Ich oute mich. Ich habe mit 10/11 Jahren 52 der 55 Karl-May-Bände - oft mit der Taschenlampe unter der Bettdecke - gelesen! Und ich Naivling empfand sie als Erziehung zur Toleranz. Abgesehen davon, dass ich mich dann später aus Neugier mit dem Schicksal der Indianer Nordamerikas in seriösen Geschichts-büchern beschäftigte. Und im Literaturstudium unter anderem mit dem Problem der Trivialliteratur, denn dafür ist Karl May eines der Beispiele schlechthin.

 

Dabei, dass muss ich zu obigem Beispiel anmerken, die Einheimischen, sprich Andalusierinnen begeistert waren und sind von meinen Integrationsbe-strebungen, denn nur so kann man meiner Meinung nach eine Kultur erst verstehen. Abgesehen davon, dass ich alles an Büchern über spanische Geschichte, was ich in die Hand kriege, lese, in Spanisch, versteht sich.

Da fällt mir siedendheiß ein: Darf man überhaupt noch Fremdsprachen lernen? Eignet man sich da nicht erst recht fremde Kulturen an?

Zuschriften, Reaktionen:

Wow! Schon lange nicht mehr so viele interessante Zuschriften erhalten! Hier eine Auswahl:

 

"Da gebe ich Dir durchaus Recht. Angesichts der wirklich dringlichen und ernsthaften Probleme in der Welt ist das Gendern bzw. die Diskussion über "kulturelle Aneignung" in meinen Augen nebensächlich. ...Wie so oft füllt nun eine kleine lautstarke Minderheit das Sommerloch. Und Intoleranz gab es in solchen Fragen schon immer. Dagegen muss man natürlich ankämpfen, doch das krampfhafte Gendern scheint mir nicht der richtige Weg zu sein. " Johannes Philipp, Obertaufkirchen

 " Sehr interessant - zum Nachdenken." Jean und Brita Bergval, Coin

        "Ich frage mich, was Dich so irritiert hat, dass Du gleich ein so schweres Geschütz auffährst und uns in Sippenhaft nimmst. Hier im kühleren Ostseewind sieht man manches entspannter...Jetzt könnte ich auch „zurückschlagen“ (was ist los bei Euch in Spanien ?):  Aus meiner Perspektive ist Andalusien das Armenhaus Spaniens. Wasser wird von großen Konzernen und illegalen Brunnenbohrungen im wahrsten Sinne des Wortes abgeschöpft. Billigst-Arbeitskräfte sorgen dafür, dass wir bei Lidl und Aldi fast das ganze Jahr über Himbeeren etc. finden. Über den längerfristigen Sinn von Tankrabatt und anderen Wohltaten fürs Wahlvolk lässt sich streiten, weniger über unterschiedliche Höhen des BIP, der Verschuldung etc. in beiden Ländern...Also: erst mal durchatmen."  Dr. Hansjörg Plendl, Kiel

   "Deine Kommentare sind für mich immer wieder amüsant und lesenswert. Was hier bei uns in Deutschland so passiert- da kann man sich nicht nur wundern, nein, da geht einem das Messer in der Tasche auf! Ich hab so den Eindruck, hier drehen einige am Rad- und diese Minderheiten, um die handelt es sich ja , terrorisieren mit ihren völlig daneben liegenden Ansichten, die -leider- schweigende Mehrheit."  Harald Lorenz, Penzberg

      " Du hast Recht;  auch von hier, Vermont USA aus, ist alles schwierig zu verstehen. Aber USA hat auch seine eigenen riesigen Probleme. Es geht uns allen einfach zu gut! Und das ist gut so!  Peter Hirschmann, Vermont

     "Genau wie ich liest du gerne und ich nehme an, dass du Meinungen nicht vorschnell übernimmst. Für mich gehört die Gesamtliteratur von Karl May zu einer Quellliteratur, die Aufschluss über die damalige Zeit, aber auch eine ungeschönte Sicht auf den Autoren gibt...Was Karl May über seine Jugend, seine Ehe mit einer sehr jugendlichen Frau und seinen Kämpfen gegen Verlage betrifft, zeigt eine Seite von ihm, die ich nicht unterstützen will und kann."  Monika Hermeling,Sigmaringen


Wenn eine/r eine Reise tut, dann kann er/sie was erzählen!

Sommer 2022

Nach drei Jahren Pandemie und Reiseabstinenz machten Familientreffen, runde Geburtstage und ebensolche Abiturjubiläen wieder einmal Besuche in Österreich und Bayern notwendig. Und prompt gerieten mein Mann und ich in bekannte Flugärgernisse, konnten aber auch hin und wieder das berühmte 9-Euro-Ticket nutzen und vor allem, als Positivstes, alte Freundschaften pflegen. Hier dazu ein kleines Reisetagebuch.

Erstmals am Wallersee bei Salzburg gewesen und dort einen bekannten Reitercousin, Klaus Tönsfeuerborn (Ex-Hauptsattelmeister von Warendorf) an seinem neuen Domizil besucht. Erhielten interessante Führung durch die Reitanlage Sighartstein mit Streicheleinheiten für ein 50faches S-Dressurpferd, aßen natürlich Salzburger Nockerln und erwischten bis auf einen kurzen kühlenden Wolkenbruch die heißen 34-Grad-Celsius-Tage dort. (Fotos: G.u.R. Hefele)

1. Akt: Ordentlich gebucht und eingecheckt waren wir mit Lufthansa von Málaga über Frankfurt nach Salzburg.   Während die Brüder nebst Partnerinnen längst lustig auf der Terrasse des (sehr empfehlenswerten) Ferienhotels Herzog warteten, verschaffte uns Lufthansa einen zusätzlichen ungewollten Tag in Frankfurt: Leider landete der Flug mit 10 Minuten Verspätung durch einen neuerlichen Durchstart wegen Seitenböe -  ehrlich gesagt: Wir waren sehr froh, dass dem Piloten unsere Sicherheit wichtiger war als die pünktliche Ankunft!

2. Akt: Wir rasten nun im Eilschritt vom Landegate Nr. 68(!) zum zuerst angegebenen Abfluggate Nr. 16, dann Nr. 13 durch den Frankfurter Flughafen mit zum Teil stillgelegten Rollstraßen zum Abflug nach Salzburg, nur um dann bei Nr. 13 außer Atem zu erfahren, dass alle Türen bereits geschlossen und für uns kein Mitkommen mehr war. Die ungelogen kilometerlange Schlange vor der einzigen Servicestelle bewog uns, im Flughafenhotel Sheraton zu übernachten, sicherheitshalber einen 6-Stunden-Zug für den nächsten Tag zu buchen, den wir dann nicht brauchten (aber bezahlt hatten), da wir genau 24 Stunden später den Flieger nach Salzburg erreichten, indem wir schon etwa 5 Stunden vorher durch die Sicherheitsschleusen gingen!

3. Akt: Mein Mann sah es positiv: So hatte er noch einen ruhigen Tag, um liegengebliebene Arbeit an seinem mitgebrachten Laptop inklusive vieler Handyanrufe von seinen laufenden Projekten zu erledigen, die Verwandtschaft war ebenfalls noch einen ruhigen Tag vor uns sicher!

Im übrigen kam der extra aufgegebene große Koffer tatsächlich pünktlich am nächsten Tag mit, wenn auch  ramponiert, und ich versuche nun, mit netten Reklamationsschreiben einige unserer Zusatzkosten zu ergattern.

Fotos von links nach rechts: Einladung zum Grillabend  - Besuch bei  meinem langjährigen Chef, dem bald 101 Jahre alten Verleger Karl-Ernst Tielebier-Langenscheidt, ein Highlight meiner Reise: Er ist geistig sowas von fit, und wir schwelgten in Erinnerungen meiner 9jährigen Zeit bei Langenscheidt, als ich erste leitende Frau dort wurde, wie er immer wieder betonte. - Ohne Laptop geht nichts, auch nicht im Urlaub - Das berühmte 9-Euro-Ticket - und die üblichen bayerischen Mitbringsel (von Metzgerei Oberhauser). Fotos: Gabriele Hefele, Süddeutsche Zeitung, Klaus Hefele)

Das 9-Euro-Ticket in Deutschland

- oder: Erfahrungen, wenn man es ernsthaft mit Öffentlichen Verkehrsmitteln im Urlaub versucht

Zum ersten Mal mieteten wir uns kein Auto, sondern versuchten

  • mithilfe der verwandtschaftlichen Familienkutschen
  • und des berühmten 9-Euro-Tickets von diversen As nach Bs zu kommen.

Also, das ging auch einigermaßen. Und man wird kreativ:

 - Da es in Österreich ja nicht gilt, das 9-Euro-Ticket, machte ich mich zu Fuß auf zu einem  Drogeriemarkt, der allerdings weiter entfernt war am Ortsende von Neumarkt als gedacht. Es hatte aber einen berühmten 34-Grad-Tag und zurück wäre es ständig bergauf gegangen. So guckte ich mir eine Frau in ungefähr meinem Alter in einem Kleinwagen aus und bat sie, mich doch bis zur Ortsmitte mitzunehmen. Sie fuhr mich sogar bis zum Hotel, ergo: per Anhalter das erste Mal wieder nach Jahrzehnten ausprobiert!

- Das nächste Mal versuchten wir, mittags noch etwas zu essen zu erhalten: Aber der einzige Gasthof mit Mittagstisch im Zentrum schloss so pünktlich um 14 Uhr, so dass wir um 14.05 nach längerem Fußmarsch obendrein, nichts mehr erhielten.  Wir  mussten den Schwager mit seinem PKW bitten, uns aufzulesen und zu Tonis Bauernschänke außerhalb zu fahren, denn der serviert durchgehend warme Küche (und so gut dazu!). Wir waren an drei Tagen dann dreimal dort.

- Doch, einmal funktionierte das 9-Euro-Ticket: als ich meinen Ex-Chef und Verleger (s. o. Bildunterschrift) in Nordschwabing besuchte - eine Zwei-Stundenreise erst mit Bus vom Oberland bis Furth, dann S-Bahn bis Ostbahnhof, dann U-Bahn. Aber schon bei der Rückfahrt von Nordschwabing nach Egling hatte die S-Bahn nur sieben Minuten Verspätung in Wolfratshausen, es war also 19.02 Uhr und der letzte Bus nach Egling war um 18.54 abgefahren und hatte nicht gewartet. Was nun? Wieder per Anhalter? Zum Glück entdeckte ich gegenüber dem Bahnhof ein einziges Taxi und berappte für die Fahrt dann zusätzlich 30 Euro.

 - Dass ich nicht lüge, es funktionierte auch ein zweites Mal mit ähnlichen Verbindungen zum Patensohn nach Erding. Von dort am nächsten Tag zum nahen Flughafen brachte er uns in 15 Minuten lieber mit seinem Auto, da man sonst umständlich mit ÖVP erst in die Münchner Innenstadt und dann nach Umsteigen wieder herausfahren hätte müssen (mit großem Gepäck).

 

Die Folgerungen zum gut gemeinten, persönlichen  Einsatz des 9-EuroTickets überlasse ich den geschätzten Leser:innen.

Gabriele Hefele


Nun bauen und verkaufen Sie wieder

Frühsommer 2022

"Wir haben hier nur Küste und Sonne zu verkaufen - und die verkaufen wir", so äußerte sich mal vor Jahren schon einer unserer Bürgermeister meines Ortes. Seit einem Jahr beobachte ich wirklich wieder die Zunahme an Kränen und Fertigstellungen begonnener Urbanisationen: Bei einer Einweihung derselben in unserer Nachbar-schaft waren wir dabei.

Von links nach rechts: Einweihungsfete für die Nachbarn und Interessenten vor den neuen Häusern der Urbanisation - der fantastische Blick auf Küste und Meer - zugleich Einweihung des neuen großen Wasserdepots. ( Gabriele Hefele)

Der Blick ist fantastisch, und zum Glück liegt es nicht in " primera linea de la playa", wie in den Nachbarorten beobachtet, wo die seit 1988 (!) bestehende Vorschrift von 220 Metern Entfernung vom Wasser ungeniert  ignoriert wird. Was mit zunehmenden Strandzerstörungen bei Wolkenbrüchen und Stürmen durch den Klimawandel auch immer mehr bestraft wird.

Okay, da oben in der beschriebenen Urbanisation hat es dafür viel Wind, was die Glaswände der Dachterrassen deutlich demonstrieren, aber man hat vorsorglich an die Wasserversorgung durch ein neues großes Reservoir gleich für das ganze Tal gedacht; und man hat sich auch zum Glück nicht der neuen Container-Stapel-Architektur, sondern traditioneller andalusischer Stufen- und Hügelbauweise mit weißen Hauskörpern befleißigt. Leider wurde wieder die übliche Air Condition eingesetzt, zwar mit moderneren verbrauchsärmeren Maschinen, aber leider nicht das energiesparendere Flächenheizungs- und Kühlsystem, das halt etwas aufwändiger und teurer in der einmaligen Anschaffung ist.

Wer meint, an der westlichen Costa del Sol dominieren nach wie vor mit großem Abstand die Engländer als Immobilienkäufer, dem sei auf interessante neue statistische Erkenntnisse hingewiesen: Jetzt stehen an erster Stelle die eigenen Spanier, die Niederländer bilden eine große Interesengruppe. Natürlich doch nach wie vor die brexit-geschädigten Inselbewohner. Russische Nachfrage hat sehr gelitten im Moment, was nicht nur die Ziegel- sondern auch auch die Tourismusindustrie beklagt.


Haben Sie schon Ihren Notfall-Rucksack gepackt?

Sommer 2021

Die Horror-Überschwemmungskatastrophe in Südwestdeutschland brachte mich dazu, mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Aber wir hier im Süden, die mit dem Gegenteil, den großen Feuern konfrontiert sind, sollten darauf auch eine Antwort haben.

 

Fotos unten: Wichtigste Sachen für  etwa drei  Tage in einen praktischen Rucksack packen, nicht in die Sporttasche, die wird lästiger beim Schleppen (Gabriele Hefele)

"Ein Notfallrucksack sichert einige Tage lang das Überleben, wenn Sie nicht nach Hause gehen können oder bis Hilfsmaßnahmen greifen. In der Regel enthält der Notfallrucksack für Katastrophen ein Sortiment an Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und Hilfsmitteln, mit dem Sie mindestens 72 Stunden durchhalten können."

 

So kann man es nachgoogeln unter dem Stichwort "Notfallrucksack" im Internet, das ganz gute Tipps enthält.

Zum ersten: lieber Rucksack als Sporttasche oder Koffer (s. Fotos oben). Mit einem Rucksack ist man deutlich beweglicher, das Gewicht nicht so schwer und beide Hände sind frei, um etwa das Handy zu halten.

Also machte ich mich jetzt daran, meinen Rucksack zu packen mit:

  • 2 Unterhosen, schnell mit Handwäsche zu waschen
  • 1 Unterhemd, das auch als chices Trägershirt durchgehen kann
  • 1 Long-Shirt, auch gut auszuwaschen
  • 1 schwarze Leggin
  • 2 Paar Frotteesocken
  • 1 Paar Nylon-Kniestrümpfe
  • 1 Kapuzenpulli
  • 1 großes Tuch, auch als Pareo zu verwenden
  • 1 Baseball-Kappe
  • 1 Paar Ballerinas, leicht und schnell reinzuschlüpfen, da ich ja annehme, dass ich bei Flucht etwa Sneakers anhabe, vielleicht auch schnell in Westernstiefel geschlupft bin.
  • 1 kleine Wasserflasche und 2 Packungen Trockenkekse
  • Ganz wichtig nun der Kosmetik und Erste-Hilfe-Beutel, da habe ich die Möglichkeit eines dreigeteilten schwarzen  Kunststoffbeutels mit Hängekette, der auch als Handtasche durchgehen kann
  • .mit Nähzeug, Streichhölzern, 2 Gummis
  • je 3 Shampoo-Probebeutelchen und Deotüchern, Aloe-Vera-oder Nivea-Creme, abgefüllt in kleinere Dose
  • Heftpflaster, Mullbinde, mehrere Aspirin, Augentropfen oder/und physiologische Kochsalzlösung , Arnika 200, kleine, oder angefangene Traumeel- oder andere Heilsalbe und Hauptmedikamente, falls notwendig (bei Bluthochdruck, Diabetes etc.).

So, das ganze ähnlich nun auch für den/die Partner.

Beim Brainstorming mit Göttergatten stellte sich nun heraus, dass man mitnichtendie Lieblingssachen einpackt, weil sie ja sonst nicht mehr im Alltag zur Verfügung stünden! Also doch mehr 2. Wahl?

Wohin mit wichtigen Dokumenten wie Geburtsurkunde, Familienbuch, Escrituras? Wir entschlossen uns für Kopien auf einem USB-Stick.

Außerdem: Wichtigstes wie Geld, Karten und Ausweise, Schlüssel kommen in eine zusätzliche Bauchtasche.

Wohin nun mit den Rucksäcken? Der erste Gedanke war: Auto - aber was, wenn das zu weit weg oder im Gefahrenbereich oder man dann nur damit im Stau steht?

Also das Ende vom Lied: Für den Notfall sollten sie im Eingangsbereich, an der Garderobe griffbereit platziert werden. Darüber aber steht: Hoffentlich werden die Notfallrucksäcke nie gebraucht!


Nachruf auf eine beliebte Auswanderin

September 2021

 Gabriele Hefele

 

Sie steht nicht von ungefähr bei meinem jüngsten Buch "Frauen zwischen Welten" an erster Stelle als Auswanderin seit 1987 an der Costa del Sol, die für viele weitere Neuankömmlinge zu so etwas wie eine "Mutter der Kompanie"  wurde. In meinem Kapitel über sie heißt es:

"Die Schweizerin und Ex-Hoteliere Elisabeth Costa ist mit ihrer Finca Siesta weit über die Costa del Sol hinaus be­kannt, sie hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen von Mensch und Tier. Sie ist die liebens­wert chaotischste Person, die man sich vorstellen kann, mit einem großen Herzen, hilfsbe­reit und großzügig: Kaum zu zählen, wie vielen Men­schen sie beim schwie­rigen Neustart in Spanien unter die Arme gegrif­fen hat, für wie viele sie einfach eine Flasche Rotwein öffnete und sich die Sorgen ge­duldig anhörte. ...Und so sah sie sich selbst: "Zu meinem arbeitsreichen oft turbulenten Leben sei gesagt, dass alles in einer gewissen Regelmä­ßigkeit liegt. Kraft schöpfe ich täglich aufs neue, wenn ich sehe, dass es meiner Familie und meinen Tie­ren gut geht. Bei 17 Pferden und 10 Hunden ist das täg­liche Tempo so hoch, dass ein Tag wie der andere vor­über fliegt und mir keine Zeit bleibt, Müdigkeit zu zei­gen".

Sie wurde 81 Jahre alt und musste in den letzten Monaten an einer unheilbaren Krankheit leiden. Am Ende ging sie auf der geliebten Finca im Kreis ihrer Familie. Elisabeth Costa war eine Vorbildfrau, die immer Träume hatte, aber auch viele ihrer Träume verwirklichte.


Leben in Zeiten des Corona-Virus

Aus meinem Corona-(Tage)Monatsbuch

Hurra! Nun haben mein Mann und ich die 4, also Booster-Impfung erhalten und damit unproblematisch das digitale Zertifikat hier runterladen können. Jaja, daran kann sich Deutschland ein Beispiel nehmen! Nach fast zwei Jahren und etlichen Selbst-Färbe-und Schnipseleien war ich nun endlich wieder bei meiner Friseurin in Sabinillas. Der Zahnarzttermin folgt auf dem Fuß. Und dann gibt es noch erfreuliche Fincanachrichten: Unsere Einstellerstute hat Nachwuchs in Form eines hübschen Stutfohlens!

Außerdem beginnen die ersten Rezensionen zu meinem neuen Buch. Und der heftige Regen mit zeitweisen Stromausfällen scheint vorbei zu sein.

Leider statten uns die Wildschweine wieder sehr auffälligen Besuch ab, nachdem im vergangenen Herbst ich schon dachte, sie haben unsere Finca vergessen! 

Inzidenzen hier bei uns von etwa immer um die 65 - und wir haben Ausgangssperren nachts schon wochenlang und das bei normalerweise milden Temperaturen und den kommunikativen Spaniern. Dafür alle Shops und Gastronomie offen und auch Kulturveranstaltungen mit bis zu 75% Belegung bei strengen Hygienekonzepten.

Fotos oben von links nach rechts: 1) Der Eingang zu unserem Centro de Salud, mit dem ich sehr zufrieden bin und in dem ich die erste Impfung erhielt: zum telefonisch mir angekündigten Termin rein ins Gebäude -  rein in den Behandlungsraum -  linken Arm frei gemacht -  kleiner Pieks - Pflaster drauf und raus.  Rückwärts einparken hat bei mir länger gedauert! 

2) Der erste große Artikel  zu meinem neuen "Frauen"Buch" ; 3)  Besuch im neuen Aldea-Tapas- Restaurant von Wirt Falk (Crtra. A 7, km 140,5), der mir gleich zwei Bücher abkaufte und bei dem ich Werbung zu meinen Büchern machen darf!

 

Fotos unten von links nach rechts: Die Nisperoernte Ende März verlangte nach Bearbeitung in Form von Marmelade - alles blühte auf der Finca durch ein echtes Aprilwetter mit Sonne-Regen-wieder Sonne  - Auch die Wildschweine fühlten sich wohl bei uns - und auf dem Land fühlt man sich irgendwie privilegiert..

Ich muss gestehen: Ich fühle mich in diesen Zeiten privilegiert durch unser Leben auf dem Lande: auf unserer 3,5 Hektar großen Finca mit allen möglichen Tieren fühlen wir uns nicht eingesperrt, konnten von Anfang an rauf und runter spazierengehen, Sportprogramm machen etcetera. Das Essen ließen wir uns zu einem Großteil von einem unserer Lieblingsventas liefern, die Ernte der Nisperos fiel darein mit Folgen von Marmeladekochen, alles blühte rundherum. In selten Anfällen habe ich die Bekannten in ihren sogenannten Marbella-Luxus-Appartements da direkt bemitleidet: die konnten zwar auf ihren Golfplatz gucken, aber ihn nicht nutzen. 

Okay, ein Nachteil sei auch nicht verschwiegen: die Wildschweine, die sich nächtelang auf unserem Gelände suhlten und dieses zum Teil "umgegraben" haben, da es ja so ruhig wurde hier bei uns in dieser Umgebung.

Ein Hoch auf die Social Medias

Ehrlich gesagt, habe ich wenige unserer privaten Kontakte vermisst (bei einigen war ich sogar froh, dass sie uns nicht auf die Pelle rücken konnten!), die Facebook-, Instagramm- und WhatsApp-Nutzung ließ fast keine Informationslücken zu.  Zitat meines Mannes: "Selten erlebte ich eine Krise so entspannt".  Schließlich hatten wir schon seit unserem Leben hier in Spanien Nine-eleven und die Weltwirtschaftskrise hinter uns gebracht. Gatte hatte ja schon weit vorher seine technischen Beratungen auf Computer und digitale Fernbetreuung umgestellt, da verstärkte sich das nur.               

Fotos oben von links nach rechts: Klappte wunderbar die Menülieferung durch die Antigua Venta Toledo aus Guadiaro - Inzwischen gibt es auch einen neuen Wurf von Katzen, nachdem wir das entsprechende Muttertier nie einfangen konnten zum Sterilisieren - ich hatte mir angewöhnt, nur fröhliche, helle Farben zu tragen, das überträgt sich ungelogen aufs Gemüt! Kann ich als psychologischen Tipp nur bestens empfehlen.

Diese Fotos oben sprechen für sich, von links nach rechts: Viele wagen sich jetzt ans Selberbacken - Bei einem guten Grundschnitt meiner heimischen Friseusen gelingt auch das eigene Nachschneiden, mehr oder weniger! - Und vergesst mir das Lesen nicht: meine eigenen hier abgebildeten lieferbaren Bücher gibt es alle zu ganz günstigen Preisen als hygienische E-Books zum Beispiel nicht nur über amazon.de sondern auch über BoD.de  - Homeoffice oder "tele trabajo", wie man hier in Spanien sagt, ist jetzt angesagt! Und ich komme wieder mehr zum Selbernähen.

 

Machen wir es wie die besonders heimgesuchten Italiener und sprechen uns Mut zu: "Todo se andará bien!"

 

 

 

Ansonsten : immer Hände waschen!


Wer bin ich und warum? Deutsche Identität

Als Deutschland 2014 Fußballweltmeister wurde, da war ich natürlich wieder gern Deutsche und ließ mir von den Spaniern in der Tapasbar gratulieren!

Heutzutage aber, seit diesem Jahr 2021 und dem ganzen Masken-, Impf-, Testchaos, dem Ersticken der alten Heimat in ihrer Regelungswut und Europahörigkeit, seit Schweizer Zeitungen und der österreichische Rundfunk sich mit Wonne lustig machen über den großen Nachbar, eigentlich man sich international fragt, wie weit es mit der Organisationswut der Deutschen gekommen, Korruption dort auch schon lange kein Fremdwort mehr sei, da schäme ich mich fast wieder meines deutschen Passes und beschließe - im Moment zumindest - ICH BIN ANDALUSIERIN! Das entsprechende Temperament bestätigt mir meine Nachbarin Isabel sowieso - und nach über 20 Jahren des Lebens hier - siehe oben - ist das doch mehr als logisch! 

   An vergangene Weihnachten hatten wir persönlich das tolle Jubiläum von 20 Jahre Leben in Andalusien. Feiern konnten wir das nur zu zweit hier auf der Finca mit unseren Tieren wegen Covid 19, war ja klar. Aber ich will heute nicht mein Corona-Tage- oder besser Monatsbuch weiterführen,  das langweilt mich jetzt selber.

  Im Moment fällt mir etwas anderes auf: Es gab in diesen 20 Jahren immer so Phasen, dass ich nicht unbedingt zugeben wollte, eine Deutsche zu sein: zum Beispiel, als Merkel und Schäuble den Südländern die Spardaumenschrauben anzogen. Damals behauptete ich, eigentlich mehr österreichisch zu sein, da nur in 10 Kilometer Entfernung zur österreichischen Grenze geboren und später auch mal vier Semester in Salzburg studiert, geschweige denn als Anhängerin der dortigen Philosophie a la Hans Weigel:  "In Deutschland steht ein Schild: ,Eintritt strengstens verboten´ ,  in Österreich steht ein zweites Schild darunter:  ´Vorsicht Stufe´!"

  Okay, meist kokettierte ich eh mit meinem Ursprung aus Bayern, das ich den Einheimischen hier als sehr verwandt mit der andalusischen Feierfröhlich- und Wurschtigkeit erklärte, sehr zu deren Begeisterung meist mit den Worten: "Wir Bayern seien die Andalusier unter den Deutschen!"

p.s. Was bin ich für ein Typ?

Ich nahm an einem Forschungsprojekt der Universität Köln während  der Coronazeit teil und beantwortete eine sehr ausführliche Umfrage,  man lernt auch einiges über sich selbst.  HiHi, so kam bei mir mir heraus:

  •    Dass ich zu 42 % zu Neurosen neige im Vergleich zur Bevölkerung - also schon noch unter dem Durchschnitt!
  • und dazu zu 87 Prozent extrovertiert bin,
  • zu 2 Prozent nur verträglich
  • zu 9 Prozent gewissenhaft, aber zu 98 Prozent zur Offenheit neige!

Ich sehe mich da einigermaßen gut beschrieben, gebe ich zu. Dazu kam noch der Kommentar:

"Stressige Situationen beunruhigen dich durchaus. Du bist jedoch in der Regel in der Lage, deine Gefühle zu regulieren und die Situationen zu meistern...die Häufigkeit positiver Gefühlszustände fällt in den Bereich der höheren Extraversionswerte."

 


Odyssee einer Online-Bestellung

Januar 2020

Gabriele Hefele

 

Fotos unten: Mein Traum vom Schlittschuhfahren - wie im hohen Norden im Foto unten  links, sollte dieses Jahr endlich auch hier im Süden Wirklichkeit werden!

Dieses Weihnachten wollte ich mir endlich Schlittschuhe schenken! Okay, ich lebe an der mit Recht so bezeichneten Costa del Sol, aber in den letzten Jahren gab es im Umkreis zwischen 8 und 18 Kilometern vor allem über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage immer so regional und zeitlich begrenzte Eisflächen beziehungsweise auch Flächen mit einem besonderen Kunststoffbelag, auf dem man  diesen Sport ausüben konnte.  Ich wollte dies  endlich auch mal verwirklichen - mit meiner Erfahrung auf diesem Gebiet seit meiner Kindheit (allerdings nicht ausgeübt seit Jahren)! -  und bestellte mir, meiner Meinung nach rechtzeitig, am Black Friday so ein wahrlich günstiges Paar Schlittschuhe bei einem  bekannten internationalen Sportzubehöranbieter.

   Vorausgeschickt sei noch, dass ich keine Online-Anfängerin bin, aber beim Kauf per PC mich bisher auf Flüge- und Mietauto-Buchen beschränkte. Nein, halt, ich hatte zweimal gute Erfahrungen gemacht mit großen Elektrogeräten, online bestellt, geliefert und hingestellt sowie das alte Gerät auch noch mitgenommen von Corte Ingles - muss ich hier unbezahlterweise aber überzeugt namentlich erwähnen.

Online-KLeidung macht mir keinen Spaß

  Allerdings bin ich sonst keine Käuferin von online-Kleidung oder Schuhen, dafür liebe ich zu sehr das direkte Shoppen hier in unseren regionalen Boutiquen und Kaufhäusern, weil ich doch sofort vergleichen, anprobieren,  und mitnehmen will. Das macht viel zu sehr Spaß, besonders wenn verbunden mit Treffen mit Freundinnen und gemeinsamen Tapasbarbesuchen. Wo ist das kommunikative Erlebnis beim Bildschirmscrollen von Kleidung, die man nicht anfassen kann? Außerdem wie umständlich, auf den Transport zu warten, Verpackungsmüll zu produzieren, eventuell umtauschen zu müssen, wieder auf den Transportista zu warten, ach ne - darin sehe ich keinen Sinn für mich persönlich.

  Womit wir bei der Transportfrage wären, besonders, wenn man auf dem Land wohnt wie ich. Denn jetzt kommen wir zu der eigentlichen Story hinter den Schlittschuhen. Da hier an der Küste weit und breit keine direkt in einem Sportladen aufzutreiben waren, musste ich zum ersten Mal also Schuhe online bei XY bestellen. In Größe 40, das füllte ich ordentlich und direkt aus. Danach aber hatte ich es mit meiner Meinung nach einem vorsintflutlichen Online-Formular zu tun, das auf seinen Vorgaben bestand, also nur strikt Straße, Hausnummer und Ort als Adresse vorsah. Damit findet man uns aber nicht, denn es fehlt dann der Name der Finca - Straßennummern gibt es schon gar nicht, und das Formular ließ auch nicht den genauen Ortsteil oder Urbanisation zu. Normalerweise sind auch unabdingbar die Kilometerangabe  der Carretera. Anders als bei Corte Ingles, wo ich das alles hineinschreiben konnte, war dies da nicht vorgesehen!

  • Ich schrieb also ein Extra-E-mail  mit Adressergänzungen an den Kundenservice,
  • der mir mit seinem Formbrief dies auch 24 Stunden später bestätigte,
  • aber gleichzeitig kam von anderer Stelle schon die Bestätigung, dass die Schlittschuhe bereits unterwegs und in 48 Stunden zu erwarten seien.
  • Die kamen tatsächlich zu meiner großen Freude nach 3 Tagen an, mit der unvollständigen Adresse - aber da hätte ich mir keine Sorgen machen müssen dank des wunderbaren Transportisten:  "Aber ich weiß doch seit  Jahren, wo Ihr wohnt!"
  • Die Freude ließ allerdings sofort nach beim Auspacken der anscheinend lieblos in einen deshalb auch etwas derangierten Karton geschmissenen Schuhe: Die waren Größe 34 und nicht 40!!
  • Meine Bestellung überprüft: da stand eindeutig 40!!
  • Wieder ein Formular auf den PC geladen zur Reklamation online: Aber das ließ wieder keine genaue Beschreibung zu, da sollte ich die falsche Größe auf dem Bestellformular in die richtige abwandeln: Aber dann stünde da ja: 40 in 40 umwandeln! Oh ihr Online-Götter!
  • Nun griff ich wieder zu E-mail mit genauer Erklärung meinerseits und der Frage, was zu tun sei?
  • Wieder Bestätigungsformmail nach 24 Stunden.
  • Dann aber noch einen Tag später sehr nettes Entschuldigungsschreiben des Kundendienstes aus Madrid und Erklärung, dass ich die Kufenschuhe einem von Ihnen beauftragten Transporter auf ihre Kosten mitgeben solle und  nach Eingang bei Ihnen den korrekten Ersatz dann erhielte.
  • Also brav und besser von mir verpackt mit Luftpolsterfolie (sollten die mal sehen, wie man das professionell verschickt!)
  • Schon einen Tag später kam die beauftragte Transportfirma zum Abholen meines Paketes und
  • man glaubt es nicht: nur 1 Stunde später kam eine andere Transportfirma mit den richtigen Schuhen - allerdings wieder sehr lässig verpackt!
  • Und am nächsten Tag noch einmal sehr nettes Entschuldigungsschreiben, wie es nur die Spanier können mit ihren verschlungenen Wendungen!
  • Und dann kam die übliche Umfrage mit Bewertung meiner Sendung. Da erklärte ich auf auf dem Extrateil noch mal alles sehr ausführlich und empfahl, doch mal sich bei den Online-Formularen von Corte Ingles  weiter zu bilden!

Fazit: Die Schlittschuhe selbst gefallen mir sehr gut - siehe die 2 Fotos oben, waren sogar inklusive Kufenschoner. Aber ich weiß, warum ich direktes Kaufen im Einzelhandel nach wie vor vorziehe!

 

p.s. Tragische Schlusspointe: Inzwischen waren ja auch die stressigen Feiertage sehr nahe gerückt, aber viel schlimmer noch:  Anders als die Jahre zuvor haben in dieser Saison weder der Nachbarort links noch der rechts gelegene eine Schlittschuhbahn angelegt - wohl zum Energiesparen angesichts des Klimawandels, was ja sehr löblich ist. Einzig in das entfernte Gibraltar oder noch entferntere Benalmadena hätte ich fahren müssen zum Kringeldrehen, was mir zu umständlich - und gar nicht energiesparend! - war.  Nun werden die mühsam ergatterten schönen Schlittschuhe also erstmal eingemottet...

 


Dezember 2019

Gabriele Hefele

Was können wir selbst  für die Umwelt tun?

Die Klimakonferenz in Madrid - bei der Spanien für das von Unruhen erschütterte Chile einsprang -  erbrachte am Ende nur das traurige Ergebnis: Ein Satz mit X, nämlich NIX! Doch sollten wir nicht immer nur mit dem Finger auf andere zeigen, sondern selbst im Kleinen versuchen, umweltbewusst zu denken und vor allem zu handeln. Und wenn das ein jeder täte, dann sähe es bei den fast 7 Milliarden Menschen doch auch besser aus in der Welt.

ZU den Fotos oben: Was man selbst tun kann: Immer eigene Einkaufstasche mit sich führen, Plastiktüten ablehnen - eigenes Gemüse anbauen: Platz ist auf dem kleinsten Balkon in Töpfen und hier im Süden wächst alles prächtig! - Mehr Radfahren, ist außerdem gesund und macht schlank. Klar, es fehlen in Spanien mehr Radwege, man lebt auf großen Straßen gefährlich, aber auch da tut sich peu a peu mehr.

Gerade komme ich vom Wochenmarkt unten am Meer und habe mindestens dreimal bei den Händlern ihre kleinen weißen, kostenlosen (!) Plastikbeutel abgelehnt! Schließlich habe ich meine große Einkaufstasche plus  meist auch Einkaufsnetz plus kleinen Leinenbeutel immer dabei!

Aber dann will ich im Supermarkt etwas Biogemüse erstehen und ärgere mich, dass die Tomaten zwar auf einem Pappteller angeordnet sind, aber darüber eingeschweißt mit Plastik, damit die Info-Aufkleber "Biogemüse" plus Herstellernachweise aufgeklebt werden können. Grrr! Klar, ich gehöre zu denen, die selbst Gemüse anbauen, aber das reicht halt nicht immer das Jahr über, oder es war zu trocken, und die Ernte ist nicht so reichhaltig ausgefallen wie früher schon mal.

Think big oder: wie oben in den Bildern: darf´s ein bisschen mehr Umweltschutz sein? Dazu gehören Solarenergieanlagen,die endlich für den Neubau Pflicht sind - Fotovoltaikanlagen, die von der Rajoy-Regierung ja bestraft und damit auf Null zurückgefahren wurden, zum Glück von PSOE-Sanchez aber wieder gefördert werden - Schwimmteiche statt Swimmingpools bauen - Dächer begrünen!

Energiesparende Fortschritte gibt es nicht umsonst!

 

Wir betreiben seit 2002 eine Firma für erneuerbare Energien mit einem gesunden Konzept, das circa 40 Prozent Energie einspart. Das eigentlich Tragische ist, dass hier an der Costa del Sol immer noch Leute auf alte, aber zunächst vermeintlich billiger einzubauende Methoden zum Beispiel der Heizung und Kühlung zurückgreifen. Damit meine ich vor allem die Air-Condition-Gebläse, die immer noch als "Luxusausstattung" verkauft werden. Leider handeln da Bauausführende nach dem Motto: Haben wir jahrelang so gemacht, warum jetzt was Neues lernen?

Eine der größten spanischen Umweltsünden wurde unter der vergangenen PP-Regierung begangen:  die "Bestrafung" von Fotovoltaikanlagen nach dem Motto: Da könnten ja den großen Energiekonzernen Umsatz und Gewinne entgehen, wenn die Leute da auf Selbstversorgung umschalten! Damit brachten sie diesen Zweig nicht nur zum Erliegen, trieben auch die wenigen spanischen Hersteller der Module in die Insolvenz sowie große Gemüsehersteller, die Hypotheken zum Betrieb ihrer Bewässerung mit Fotovoltaik errichteten und nicht mehr bezahlen konnten.

Ein Hoch auf Sanchez, der dies seit April 2019 sofort wieder rückgängig machte. Allein aus diesem Grund muss er an der Regierung bleiben.

 

Ach, wussten Sie, dass

  • Iberdrola, Endesa und Cepsa in Spanien zu den größten CO2-Verbrauchern gehören?
  • Dass trotz aller stetig steigender Strompreise diese in Spanien eigentlich immer noch niedrig sind im europäischen Vergleich, was den Durchschnittsbürger leider immer noch zu wenig zum Sparen anregt?
  • Dass Spanien zwar vorbildlich bei der Windenergie ist, nach Dänemark die zweithöchste Anzahl an Windrädern aufweist, dass sie aber leider immer noch zu häufig zugunsten von anderen konventionellen Energiequellen abgestellt wird?

Es gibt noch viel zu tun, im Kleinen wie im Großen!

 

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Zu diesem Beitrag gab es eine wunderbar ergänzende Zuschrift  von Praonom Chinnok :
"Fahrrad fahren statt immer Auto, oder Moped, gebrauchte Kleidung, Möbel, Fahrzeuge kaufen spart Ressourcen und Geld, und hilft Mutter Erde am meisten . Supermärkte und Marken von Nestlé usw meiden so weit wie es möglich ist . Am Anfang etwas schwierig, aber nach 3 Wochen ganz normal und fühlt sich gut an . Kauft so viel wie möglich bei Tante Emma oder auf dem Markt und von euren Bauern. Danke! Viva la liberdade."

Fotos oben: Und dann gibt es noch die vielen Möglichkeiten des UPCYCLING wie hier die immer moderner werdende Verwendung von Paletten als Blumenständer oder -haler an der Wand und vor allem als Sitzmöbel, bevorzugt auf der Terrasse (Gabriele Hefele)


November 2019

Gabriele Hefele

Mauerfall vor 30 Jahren: Über die offene Grenze nach Spanien!

  Es ist Erinnerungs-Zeit zum Mauerfall am 9. November 1989, den viele von uns als Zeitzeugen erlebten. Wir widmen uns hier speziell den ehemaligen DDR-Bürgern, die hier in Spanien ansässig wurden.  Vorneweg:  Nach 30 Jahren und hier im südwestlichen Teil Europas scheint es weniger eine Rolle zu spielen als heute noch teilweise in der BRD, woher einer kommt, ob er mal ehemaliger DDR-Bürger war. 

 Jeder von uns weiß genau, wo er am Abend des 9. November 1989  war, was er gerade machte, ein Phänomen - wie seinerzeit bei der Ermordung John F. Kennedys. "Einen Tag wie diesen vergisst man im Leben nie. Wir fielen uns auf offener Straße mit wildfremden Menschen um den Hals."  So und ähnlich lauten die Aussagen zu diesem denkwürdigen Tag, an dem die einzige deutsche und dabei friedliche Revolution ihr Ziel erreichte, das mit Gorbatchov und seinem "Glasnost" und "Perestrojka" seinen Ausgangspunkt nahm. Dann kamen die den eisernen Vorhang zerschneidenden Ungarn und vor allem die Leipziger der Nikolaikirche und der berühmte Satz des Günter Schabrowski zur Reisefreiheit. Und dann gab es kein Halten mehr und die Mauer fiel!

Das war und ist die Mentalität, die auch viele aus den so genannten Neuen Bundesländern durchstarten ließ hierher nach Spanien! Im folgenden stellvertretend zwei Beispiele.

 

 

 Vom Todesstreifen nach Coin

Michael K. war damals 22 Jahre alt und als Wehrpflichtiger bei den Grenztruppen bei Halberstedt: "Da ich ausgebildeter Heizungstechniker und Installateur war,  wartete ich alle technischen Anlagen, war also nicht vorne bei den Patrouillen eingesetzt, das waren nur die Volksarmee-Angehörigen. Wir erfuhren erst zwei Tage später von der Öffnung der Mauer. Bis zum Ende meiner Wehrpflicht waren wir damit beschäftigt, den Zaun abzubauen und die Tore zu öffnen. Das Ingenieurstudium ließ man mich übrigens in der DDR damals nicht abschließen, ich wurde 3 Wochen vor den Prüfungen exmatrikuliert, weil ich mich nicht zu den Grenztruppen verpflichten lassen wollte.

 Mit meiner guten technischen Ausbildung, - das war auch im Westen über die DDR zu diesem Bereich bekannt  - kam ich sofort bei einer großen westlichen Hausbaufirma unter, denn dann begann ja der große Bauboom im Osten. Ich war als Bauleiter in der gesamten Bundesrepublik unterwegs, unter meiner Leitung entstand zum Beispiel die neue Film- und Fernseh-Hochschule in Babelsberg.

 2004 rief mich ein "Wessi"-Freund in Marbella an und wollte seine Villa nur von mir gebaut haben. So kam ich nach Spanien. Ich muss also sagen: Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort mit meinem Alter, meiner Ausbildung und dem jugendlichen Elan, etwas Neues beginnen zu können.

Übrigens ist für mich, was meinen Bereich der Installation angeht, wenn mal wieder ein Ersatzteil nicht oder nur so ähnlich nach langem Warten zu erhalten ist, Spanien manchmal eine ‚DDR mit Palmen!’ Aber grundsätzlich lasse ich nichts auf die Spanier kommen, besonders nach Feierabend, da sitzen wir mit meinen Nachbarn im Campo  fröhlich bei einem Gläschen zusammen.“

 Zur rechten Zeit am rechten Ort

Franziska E. aus Marbella war damals 12 Jahre alt und kaufte sich im Westen "als erstes Nutella“.  Wie kam sie an die Costa del Sol?

 „Ich studierte Hispanistik in Leipzig und wollte meine Sprachkenntnisse vor Ort verbessern. So bewarb ich mich als Au Pair und kam zu einer spanischen Familie nach Marbella. Das gefiel mir so gut, dass ich erst bei einer großen Immobilienfirma anfing und als die nach Barcelona verlegt wurde, fing ich bei einer großen spanischen Versicherung an und bin mit meiner Dreisprachigkeit zuständig für die ausländischen Kunden.

 „Ich bin hier sehr glücklich, habe einen chilenischen Freund, der hier als Architekt gut im Geschäft ist, wir haben zusammen ein Haus. Aber ich besuche gerne meine Verwandten in Stuttgart und meine älteren Geschwister, die alle in Sachsen geblieben sind, weil sie dort verheiratet sind und ihre Arbeit haben. Ich bin die einzige unserer Familie, die ins Ausland gegangen ist.“

Das bemerkenswerteste Phänomen für uns Deutsche hier ‘unten’ am südöstlichen Zipfel Europas ist aber im Gegensatz zur alten Heimat: Wir haben keine Mauer in den Köpfen. Hier zählt nicht, woher einer kommt, sondern wie er hier zurechtkommt und sich integriert.

Fotos: Auswärtiges Amt


Oktober 2019

Gabriele Hefele

Was mir auffiel beim jüngsten Deutschlandbesuch

PRO

* Endlich wieder mal resche echte Brez´n!  Ach wie war das schön! Dass die hier keiner so hinbekommt, auch die angeblich deutschen Bäcker nicht? Und Mohnschnecken und Mohnschnitten mit Streusel! Gelten die hier in Spanien etwa als drogenverdächtig, weil kaum zu finden?! Ich muss dazu ergänzen, dass meine Vorfahren aus Schlesien kamen, wo diese Art der Mohnverwertung Tradition ist.

 

* Schön, dass es in Großstädten von Obdachlosen deren selbst erstellte Obdachlosenzeitungen gibt- musste mir gleich eine erwerben von diskreten Verkäufern. Das ist doch viel würdiger als Bettelnmüssen.

 

* Und jetzt kommt der große Clou: Ich wurde meine restlichen DMark in Höhe von 80 DM endlich würdig los! Ich schleppe diese Restscheine nämlich seit 2002 bei jedem Deutschlandaufenthalt mit im Geldbeutel in der Hoffnung, über irgendeine Landeszentralbank zu stolpern, was mir seit 17 Jahren nie gelang. Aber bei C&A - muss ich nun doch positiv als Firma erwähnen - in der Münchner Fußgängerzone hörte ich plötzlich eine Lautsprecherdurchsage, dass man hier als Gag mit der alten DM bezahlen konnte! Ich musste nun auch unbedingt was kaufen, hatte am Eingang aus den Augenwinkeln so einen plissierten Karorock gesehen mit passendem Blazer dazu: Also das musste nun her und ich mit meiner Beute zur Kasse.

Nun die drauf folgenden Dialoge. Die Kassiererin brummelte: " Ausgerechnet mir muss das passieren, ich bin doch gerade den ersten Tag hier!" Holte eine Kollegin: "Wie geht denn das? Zählt das als Fremdwährung?" . Während die Kollegin die Schritte am Bildschirm erklärte, beugte sich eine ältere Dame über meine ausgelegten Scheine: "Oh, darf ich die mal nur anfühlen -  nur so als Erinnerung!"

Ich habe nun endlich die 80 DMärker los, hingegen ein neues Kostüm, das ich nicht unbedingt brauche,  aber: die Hälfte, also der Rock, nahezu umsonst erworben aus meiner Sicht!

Überkommen Sie da auch Erinnerungen? Oder haben Sie gar noch so einen Schein aufbewahrt?              Foto: Deutsche Bundesbank

Oben zum Text im CONTRA: Das ist die große Papiertüte der Firma, die würde 25 Cent kosten. (Foto Gabriele Hefele)

CONTRA

* Eingedenk der Klimadiskussion wollten wir dieses Mal kein Auto mieten, sondern im Großraum München  mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Das ist sauteuer!! Für eine einzelne Strecke vom Airport bis Holzkirchen zahlten wir pro Person 11,60€, also 23,20 zu zweit nach Adam Riese. Nur eine Fahrt, ohne Rückfahrtkarte! Diese kostete am nächsten Tag nach langen Berechnungen einer netten Dame 30.- € für 2 Personen. Ich las dann, dass ich für 16.-€ am Tag hätte einen Opel Corsa mieten können! Da wir aus dringenden familiären Gründen in München ausgerechnet zur Oktoberfestzeit waren, hatten wir zum weit außerhalb liegenden Hotel einen 25minütigen Fußmarsch. Was ja eigentlich der körperlichen Ertüchtigung dienen sollte - aber mit Gepäck nahmen wir dann vom Zielbahnhof doch zusätzlich ein Taxi. Und als es an zwei Tagen schüttete wie bekloppt,  lieh uns mein Schwager sein Zweitauto, was irgendwie praktischer war. Wie wäre das gleich mit dem Opel für  gewesen? Und dann noch das Drama bei der Abreise:

 

* Wissen Sie, was ein SEV  ist? Schienen-Ersatz-Verkehr! Führt ab sofort bei mir zu einem Trauma. Die Hinfahrt Flughafen-München mit der S-Bahn ging wie gewohnt. Doch bei der Rückfahrt hieß es plötzlich: "Ab Ismaning bitte umsteigen auf Taxis und Busse des SEV bis zum Flughafen". Von da an war es aus mit angeblich guter deutscher Organisation:  Nur noch C H A O S!

Ich konnte noch im Untergrund einen Bediensteten fragen, woran ich diese Verkehrsmittel erkennen sollte - an den lila Schildern in den Fenstern, das war dann alles an Information. Oben auf dem Bahnhof keine Angestellten, die die Leute einwiesen, auch keinerlei dieser Fahrzeuge zu sehen - die ganze Menge Flugreisender irrte mit ihren Bordkoffern  umher. Zum Glück hatten wir selbst ein großes Zeitpolster bis zum Abflug eingeplant. Irgendwann fingen wir so einen kleinen Personenbus ab nach mindestens vier vergeb-lichen Versuchen, stellten brav unsere Bordkoffer nach Einweisung des Fahrers in seinen Kofferraum und wollten vorne einsteigen - da wollte sich eine Frau  mitsamt Koffern gleich vorne hineinzwängen. Aber das konnte ich noch zu unseren Gunsten klären.

Also so lange öffentliches Verkehrswesen so teuer, unpünktlich und nicht planbar ist - so lange wird das nichts mit dem Umsteigen vom Auto!

 

* Nur kleine Marginalie zum Schluss: Da Regen und kälter als vorauszusehen, kaufte sich mein Mann ein paar warme Socken in einem Kaufhaus. An diesem Tag hatte ich nur ein Bauchtäschchen dabei und brauchte leider eine Tüte, wollte aber keine Plastiktüte, sondern eine aus Papier, wie man sie nun auch in Spanien dankenswerterweise (und kostenlos!)  immer öfter erhält. Aber: So ein  windiges Papiertütchen kostet nun 15 Cent in Deutschland! Ein größeres 25 Cent! So musste ab sofort der Schmutzwäschebeutel für eventuelle Spontaneinkäufe herhalten...

(Okay, in Spanien lehne ich im Durchschnitt dreimal am Tag die kostenlose Gabe eines Plastikbeutels empört ab, da gibt´s schon noch Unterschiede).



September 2019

Gabriele Hefele

Wir Deutschen im Ausland und unsere Oktoberfeste

Wussten Sie, dass außerhalb des Münchner Originals mehr als 2000 Oktoberfeste mittlerweile in aller Welt veranstaltet werden?

 

Also wenn schon Oktoberfest, dann aber stilecht!

 

Übrigens lieben auch die Spanier unsere "Bierfeste" - der Andalusier zum Beispiel trinkt eh mehr Bier als Wein - und sind entzückt, wenn wir dazu wieder unsere Dirndl und Lederhosen ausführen!

 

 

 

 

 

 

Foto: Wolfgang Franz

Vereinsgründungen, Stammtische, deutsches Fernsehen, teuer eingeführter Weihnachtsbaum und vor allem auch Oktoberfeste überall – oft sind Auswanderer deutscher als in Deutschland, könnte man den Eindruck gewinnen. Okay, dass zu Weihnachten auch hart gesottene und gut integrierte Auswanderer in der neuen Heimat die Nostalgie oder gar das Heimweh packt, diese Erfahrung machen wir wohl alle mehr oder minder heftig.

 Nun aber gehört auch immer mehr das Oktoberfest zu den jährlich wiederkehrenden Ritualen - nicht nur für Residenten!

 Die Spanier lieben unser „Bierfest“

 Seit Jahren fällt in Spanien auf, dass besonders viele Oktoberfeste allerorten mit eingeflogenen Weisswürsten und Brez´ n von dortigen deutschen Bäckern, Besuchern in Dirndl und Lederhose (sehr bewundert von den Einheimischen), und Marschmusikkapellen organisiert wurden. Oft nicht einmal von echten Münchnern, sondern von Berlinern und Düsseldorfern. Und sie erhalten durch die Bank eine große Presse und gute Kritiken von begeisterten Einheimischen, von Andalusien bis Brasilien!

 Ja, da sitzen nun an den Bierbänken einträchtig alte und neue Bewohner fröhlich zusammen.

 Und ist das nicht eine gute Möglichkeit zur natürlichen Integration im Ausland und doch die Nabelschnur zur alten Heimat nicht abzuschneiden?

 

p.s. Und bitte, wenn im Dirndl, dann auch im Ausland nicht im "Disco"-Look, richtig gehört es sich so:

https://pagewizz.com/das-echte-dirndl-und-das-richtige-zubehor-36068/


 

Januar 2019

Jürgen Brauerhoch

Wie kann man die Katalanen begreifen?

Am ehesten im Restaurant

Katalonien, die Region im nordöstlichsten Zipfel Spaniens, ist durch die immer massiver werdenden Bestrebungen der Katalanen, unabhängig von Spanien zu werden, plötzlich zum Favoriten der Medien geworden. Man diskutiert, reportiert und rätselt herum, was das wohl für Menschen sind,  diese eigensinnigen Katalanen mit ihrem höchsten Lebenstandard von ganz Spanien, die trotz und alledem gerade keine Spanier sein zu wollen.

 

Wie ist das zu verstehen?   Aus meiner Erfahrung  letzten Endes nur beim Essen und Trinken, also im Restaurant! Schon Erich Kästner empfahl: "Toren  besuchen im fremden Land die Museen,  Weise gehen in die Taverne."

Genau das ist im Falle Katalonien unbedingt zu empfehlen, wobei dies anfangs ein Abenteuer ist.  Das fängt schon damit an, dass Sie mittags vor 13 Uhr und abends vor 20 Uhr glatt verhungern können, denn früher gibt es in ganz Spanien und in diesem Falle auch in Katalonien nichts zu essen, es sei denn kleine Tapas in Bars und Pinten, aber die sind überall in Zentralspanien, speziell im Baskenland - dort pinxos genannt -   bei weitem besser als in Katalonien.

Nun zur Platzwahl : Undenkbar,  dass Sie sich an wie z.B. in einem Münchner Biergarten einfach zu anderen an einen Tisch  setzen können. Sie müssen warten, oftmals in der Schlange, bis Ihnen ein Tisch ein Platz angewiesen wird,  was ja auch in etlichen anderen Ländern üblich ist. Wenn Sie Glück haben, sitzen Sie nicht gerade unter einem selbst bei kühlem Wetter wild um sich fauchenden Ventilator oder einem riesengroß an die Wand geschraubten lärmenden Fernseher, letzerem in fast allen  volkstümlichen" Lokalen, seltener in der "gehobenen" Gastronomie.

CATALÁ ODER CASTELLANO?

Aber gerade die beliebten Gasthäuser der Einheimischen brauchen Sie für Ihre weiteren Studien, denn jetzt beginnt  eigentlich Abenteuer: der Blick in die Speisekarte, in der alles groß und fett gesetzt ist in CATALA (also in katalanischer Sprache) und mickrig mager in Castellano (also  hoch-spanischer Sprache) neben vielleicht noch English, Francais und neuerdings auch Russisch, aber kaum je Deutsch, obwohl das die Mehrzahl der Feriengäste an der Costa brava sprechen! Bei solchen "polyglotten" Speisekarten muss man schon vorsichtig  sein, ob hier wirklich die authentische katalanische Küche aufgetischt wird, wie sie die Einheimischen schätzen, nämlich qualitätsbewußt und eigensinnig!

In Katalonien selbst in kleinen Nestern gibt es Gasthäuser, in denen die Katalanen meist familien- oder gruppenweise einfallen mit Dutzenden hungriger Mäuler und die sich oft über Stunden hinziehenden Mahlzeiten mit einem CAVA beginnen.

Beim Bestellen der Speisen und Getränke lohnt es sich für den Fremden in mehrfacher Hinsicht,  ein paar Brocken CATALA gelernt und "in petto" zu haben; denn erstens wird man ganz offensichtlich charmanter bedient, wenn man statt buenas dias BON DIA sagt, statt por favor  SI US PLAU und statt bogavante LLAgosta (Hummer).   Was in der Nähe des Meeres, aber auch im Inland auf  keiner Karte fehlt, ist Fisch und  hier vor allem BACALAO, bei uns nordisch Kabeljau genannt; ihn gibt es in allen Varianten mit seinem blütend weißen, schuppigen Fleisch:  gebraten, gedünstet, gekocht, gebraten, marinat oder gar in einer Schokoladensoße - der Liebling aller Katalanen!

  Ein bisschen Küchensprache

Mit dem BACCALAO oder auch den  MANDONGUILLES AM SIPIA (also den in ganz Spanien beliebten Albondigas) sind Sie einer Entdeckung ganz nahe gekomen, die vor einiger Zeit vife Restaurantkritiker wie Wolfram Siebeck gemacht und an die große Glocke hängten, dass nämlich die Basisphilosphie der katalanischen heißt ganz einfach:  mar i montanya. Das Geheimnis der katalanischen Kochkunst:  die beinahe frivole Mischung von salzig und süß, von Fisch und Fleisch (mare i montana), von Sachen, die anscheinend überhaupt nicht zusammen passen, aber speziell  zum kreativen Umgang mit Produkten und Gewürzen ermutigen.

Ein wohlschmeckendes Beispiel ist der AROZ NEGRE, ein in Tintenfischblut gebadeter, schornsteinfeger-schwarzer Reis, der in einem Sud mit  furchterregendem Meeresgetier und etwas Speck oder Fleischstücken endlos gekocht , aber immer noch körnig und gut gewürzt auf den Tisch kommt, so wie die Katalanen alles verehren, was im Meer herumkrebst, muschelt und sticht; selbst den hundsgemein stacheligen Seeigeln gehen sie mit Spezialmessern zuleibe, schlitzen sie auf und schlecken sie aus.

Was haben wir bisher über  die Katalanen gelernt?  Sie essen gern und gern auswärts und stundenlang in Gesellschaft, sie trinken gern zum Essen, aber nie "über den Durst",  schrecken nicht vor weniger dekorativen Speisen zurück und arbeiten sich bei absehbaren Lustgewinn auch klaglos  durch ein Gericht hindurch,  Beispiel CARAGOLS. Das sind diese Schleimer, althochdeutsch snahhan, also lautmalerisch auch schon beinahe Schnecken, zu denen Katalanen eine fast abgöttische Liebe zu entwickeln scheinen.  Und  das nicht nur im Lokal, sondern auch zuhause; denn kaum hat es ein paar Tropfen geregnet, sieht man am Straßenrand Scharen von Schneckensammlern,  denen die Nähe zu Stickoxyd genauso egal ist wie den Cargols selber.

 

p.s. Anm. d. Redaktion: Bis auf die  Sprache gelten die geschilderten Gewohnheiten übrigens für ganz Spanien und seine Küche!

 


Kann man sich noch guten Gewissens als Deutsche/r outen?

Oktober 2018

Gabriele Hefele

Ich erinnere mich noch gut an den Mauerfall 1989, den wir im Urlaub in Italien erlebten: Ich war damals stolz darauf, Deutsche zu sein, denn erstmal gelang es uns Deutschen, oder zumindest einem Teil,  eine friedliche Revolution mit Erfolg durchzuführen! Unsere italienischen Freunde gratulierten uns, bewunderten uns damals sowieso für - man stelle sich vor! - wegen  unseres guten Gesundheitswesens, Michael Schumachers und unserer Fußballer, die ein Jahr später sogar in Italien Fußballweltmeister wurden.

10 Jahre später wanderten wir nach Spanien aus, wurden dort freudig begrüßt und sofort akzeptiert. Die Einheimischen korrigierten mich, wenn ich von "auswandern" sprach, und sagten: ´Wir wären doch als Europäer nur umgezogen´. Auch damals galt immer noch Michael Schumacher viel, und unser spanischer Architekt lobte die deutsche Sprache als wissenschaftlich exakteste Sprache.

 Und dann kam der deutsche Spar-Zeigefinger

Dann aber kam die Weltwirtschaftskrise und mit ihr der von mir beobachtete  "Merkel-(auch Schäuble)-Malus" wegen derer strikter Sparkurse für südliche Länder, und das mit deutlich erhobenem deutschen Zeigefinger! In der Zeit begann ich hier in Andalusien mehr zu betonen , dass ich ja aus Bayern komme und dies bedeute vielmehr so etwas wie deutsche Andalusierin zu sein aufgrund unserer vielen Parallelen: genauso viele Feiertage - große (Bier)feste und die Einstellung "leben und leben lassen". Damit verursachte ich regelmäßig Begeisterungsstürme bei "unseren" Andalusiern, zusätzlich auch, weil ich wie sie die abspaltungswilligen Katalanen bekloppt fand. Schilderte ich auch in meinem Longseller: "Mein andalusischer Gärtner".

Zwischenzeitlich, nämlich 2015, liebten die Spanier Merkel und die Deutschen wieder, weil sie ja die Flüchtlingsströme auf sich zogen, und damit weniger Flüchtlinge in Spanien landeten. Kurz und zwischenzeitlich.

Und heute?

Heute verschweige ich immer mehr, dass ich einen deutschen Pass habe oder aus Bayern komme, noch dazu nahe der österreichischen Grenze, auch, wenn man den Akzent sicher noch hört. Denn Rechtsruck in Deutschland - in Spanien kennt man ja eigentlich mehr den Linksruck - ein dement wirkender unberechenbarer deutscher Innenminister und Korruptionen durch Autofirmen oder qua Macht von unfähigen Wendepolitikern:  Das kriegen sie durch die Medien allemal mit hier.

Also was bin ich nun: eher Europäerin? Kriegt auch immer mehr so einen Beigeschmack. Doch mehr Andalusierin inzwischen? Nee, dazu sind mir die hiesigen Politiker/innen auch zu korrupt, da reichen auch meine Sevillana-Tanzkenntnisse  und mein zunehmender Fatalismus allein nicht!

Leute, ich lebe zur Zeit in einem Identitätsdilemma. Und wie geht es Euch damit?

 

schreibt uns unter  redaktion@equideas.es oder auf unserer Facebookseite:

https://www.facebook.com/onlinemagazinspanien/

 

p.s. Kürzlich erst der Kommentar meines Gatten: "Ich ziehe so lange keinen Trachtenjanker mehr an, bis der Seehofer endlich von seinem Posten als Innenminister zurückgeteten ist!" Denn bisher haben wir den Andalusiern immer in Kurzfassung erklärt, dass die Bayern die Andalusier unter den Deutschen wären(s.o.) - aber zur Zeit muss man sich ja auch als Bayer schämen, oder?

Illustration m freundl. Genehmigung aus Langenscheidt Spansich-Comics Grammatik, 2007, leider vergriffen. 


Gabriele Hefele

Was mich aufregt

Laut Statistik sind seit mindestens Mitte Februar unsere guten Vorsätze in Schall und Rauch aufgegangen. Ich selbst habe seit Jahren aufgegeben, Vorsätze zu befolgen, aber es gibt Sachen, die mich aufregen oder ärgern.

Gut, man weiß ich bin Facebooknutzerin. Dieses Onlinemagazin für Spanien hat übrigens auch eine Facebookseite unter: Onlinemagazin Spanien. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Dort regen mich folgende Fotografiersuchten auf:

  1. Essensfotos, meist von Laien und Amateuren: 80 Prozent ungelogen, mindestens, sehen eher aus wie ausgek..., pardon. Muss jeder wirklich sein Mittagessen oder Restaurantmenü der Menschheit mitteilen? Ich bestreike dies selbst (bis auf 2 Ausnahmen zu Marmelade und einem Feigenkuchen).
  2. Seit letztem Sommer sind Zehen-Selfies irgendwie in Mode gekommen, fängt jetzt zum Frühling schon wieder an. Auch hier gebe ich zu bedenken, dass es wenige richtig schöne Füße auf diesen Fotos gibt, die ästhetischem Anspruch genügen. Auch hier mindestens 80 Prozent, die keine Veröffentlichung verdienen!
  3. Schrecklich sind dort die Unmengen an pseudophilosopsch, esoterisch angehauchten banalen Sinnsprüchen, die sich mehr oder weniger anscheinend an frustrierte Singles richten - siehe Foto. Sie müllen oft wirklich das ganze Internet voll.
  4. Außerhalb Facebook:  Seit wann gibt es keine T-Shirts, Sweatshirts  und Pullis mehr mit ordentlich hoch geschlossenem Halsausschnitt? Wozu lange Ärmel und dann ein weiter Ausschnitt, so dass ich im Winter ein altes T-Shirt oder Rollkragenpulli darunter anziehen muss. Ist das perverse Stoffsparsamkeit oder Mode-Ausrede?

Na, das reicht für heute, sonst steigt mein Blutdruck zu hoch!

 

Anmerkung zu den Fotos: ich veröffentliche in dem Fall ausnahmsweise nicht die Urheber, um sie nicht an den Pranger zu stellen.


Gabriele Hefele

Und man gewöhnt sich doch ...

... an die andalusichen Eigenheiten. Die Einheimischen nennen es beschönigend "Improvisation", aber - , na, erst einmal zum jüngsten Tatbestand.

Eine Gala stand vor der Tür, die Feiertage drohen, also war wieder einmal dringender Frisörbesuch angesagt am Vormittag der Gala, in vorletzter Minute sozusagen. Ich direkt überpünktlich um 10.30 Uhr bei der Friseuse angekommen, sitze vor der Waschschüssel: kein Tropfen Wasser kommt! Also Frisuerbesuch ohne Kopfwäsche geht ja irgendwie schlecht! Die Chefin telefoniert und telefoniert - für meine Begriffe direkt ruhig! - mit dem Installateur, der Urbanisationsverwaltung, der Gemeinde - ich sitze derweil hintüber gebeugt.  Dann die Hiobsbotschaft: In der ganzen Gemeinde gäbe es keinen Tropfen Wasser, irgendeine allumfassende Havarie. Aber in einer halben Stunde würde das behoben werden.

Wenn das Wasser weg bleibt

Okay, ich setze mich auf, streife das Handtuch herunter und vereinbare mit der Friseuse, dass ich erstmal zur Bank und auf den Wochenmarkt gehe. Da ich andalusische halbe Stunden kenne, komme ich erst nach einer andalusischen Dreiviertelstunde zurück, setze mich wieder in Positur, Friseuse versucht ihr Glück: kaltes Wasser nur tröpfchenweise: Nun bringt sie es fertig und wäscht mir den Kopf mit kaltem Wasser, im Winter, der auch hier nur 12 Grad hat: Ich schreie auf: "Das ist Folter, Marisol!". Sie: "Ich kann dann wenigstens wickeln" - ich muss dazu sagen, ich hatte mich auch noch zu einer Stützwelle entschieden, da muss man ja mindestens 3mal Kopf waschen! - "und setze Dich gleich unter den Wärmestrahler."  Gesagt, getan.

 Als die Wickler raus sollen und der Kopf wieder unters Spülwasser, da hat sie es wenigstens mit dem Wasserkocher erwärmt! Wieder etliche Anrufe von ihr, der Installateur rauscht durch den Salon und wieder zurück, die Gemeinde meint, jetzt käme aber wirklich bald, in einer Stunde circa, das Wasser und die Verwaltung, dann liefe auch der Warmwasserboiler wieder...

Ich sage ihr voraus, wie ich das Land hier kenne, käme dann um 13.30 Uhr das Wasser, ähnlich wie bei Stromausfällen: Dann nämlich muss die andalusische Mama - mit der es sich keiner verderben will! -  kochen für ihren Hombre, der um 14.00 Uhr das Mittagessen auf dem Tisch haben will. Und genauso kam es: Punkt eine halbe Stunde vor Mittags- und Siestazeit floss warmes und kaltes Wasser aus den Hähnen und meine Haarprozedur konnte fortgesetzt werden.

Oben: Das Ergebnis des Friseurbesuchs bei Wassermangel

Meine neue andalusische Gelassenheit

Tja, ich habe mich selbst über mich gewundert: In Deutschland hätte ich einen Skandal gemacht, rumgebrüllt im Salon, wäre zu einem anderen Friseur gegangen! Aber nach fast nun 17 Jahren in Andalusien habe ich mich gar nicht aufgeregt, Mode- und Dekorationszeitschriften jede Menge durchgeblättert, sodass ich mit spanischem VIP-Klatsch wieder auf dem laufenden bin. Wie sagt der Einheimische: "No hay mal que por bien no venga" - nichts Schlimmes, was nicht auch sein Gutes hätte. Nur Göttergatte war etwas mieser Laune, da sein Mittagessen erst gegen 1/2 vier Uhr nachmittags bereit war. Aber der sollte sich an meiner neuen Gelassenheit ein Beispiel nehmen!


 

Gabriele Hefele

Von Machos zu Machos oder: überall nur kleine Trumps?

Immer wieder geht es um Katalonien

 

Bin ich nach Spanien, genauer gesagt, ins sonnige Andalusien, ausgewandert, um hier in eine Art neuen Bürgerkrieg zu geraten? Diese Ängste stellen sich ein, wenn man die jetzige "Politik" oder was sie dafür halten, in Spanien betrachtet. Eigentlich ist weiter unten zur Situation der Katalanen - bei allem Verstäandnis für ihr Franco-Trauma - schon alles gesagt. Doch jetzt eskaliert die Situation, weil auf beiden Seiten - Puigdemont auf der einen, Rajoy auf der anderen, zwei Alphatiere (oder eher Männer mit überspielten Komplexen??) - aneinander geraten.

 Man hätte gelassen abstimmen lassen können wie immer, denn eine, wenn auch knappe Mehrheit ist meist für den Verbleib bei Spanien. Aber Rajoy war dumm (hat er sich Trump zum Vorbild genommen?) und schickte die Guardia civil, so erhärten sich die Fronten. Wissen muss man, dass Rajoy sich schon deswegen an die Macht mit der damit verbundenen Immunität klammert, weil er sonst in den Korruptionsprozessen angreifbarer wäre...

Vom König hätte ich auch mehr "Diplomatie" erwartet, da fehlt mir in dieser politischen Hinsicht Exkönig Juan Carlos, der nach dem Tod von Franco eingesetzt, als erstes mit Sofia nach Barcelona reiste und dort in katalanischer Sprache (!) für Unterstützung auf seinem Weg zur Demokratie warb. Warum hat Felipe sich nicht mit seinem Vater vorher beraten?

Hass in allen Regionen?

Auf der anderen Seite erschrecken mich auch Reaktionen "meiner" Andalusier hier:

  • Da werden ausrückende Guardia-Civil-Leute aufgehetzt gegen den Norden, ein Benehmen wie Hooligans beim Fußball.
  • Apropos Fußball: Nationalspieler Pique aus Barcelona, der für "Si" stimmte nach eigener öffentlicher Aussage, wird ausgebuht und belästigt, so dass das Training der spanischen Nationalmannschaft abgebrochen werden musste. 
  • Mein Sevilla-Nachbar ist der Meinung, jetzt sollte man Militär (!) einsetzen gegen die aufsässigen Katalanen (obwohl ja Andalusien profitiert vom, wenn auch nicht mehr so großen) Reichtum Kataloniens; 
  • mein Anwalt veröffentlicht eine Riesenliste der katalanischen Produktete, die man nun boykottieren soll. Gar nicht so einfach ist das übrigens!

Wo bleibt die Vernunft?

Ist das der neueste Trend, dass Mannsbilder so emotional reagieren? Kann man ihnen bitte mal das Schachspielen beibringen, wo man viele Züge voraus denken muss? Lasst sie doch ihre Unabhängigkeit ausrufen und fragt dann: UND NUN ?

  1. Schon jetzt droht Katalonien die Abstufung beim Kreditranking, das bereits gegenwärtig nicht gut ist: das schreckt neue Investoren ab.
  2. Der Tourismus mit seinen Einnahmen wird auch zurück gehen.
  3. International tätige Firmen ziehen ihre Niederlassungen bereits aus Barcelona ab, nach Mallorca, Madrid und Sevilla übrigens: ist doch wirtschaftlich gut auch für den Rest Spaniens, das nur nebenbei.
  4.  Auf die EU brauchen sie nicht zu hoffen: Eine Anerkennung einer Region - natürlich mit dem erhofften Geldsegen ( "Nachtigall, ick hör dir drapsen!") -  hätte ja eine Lawine zur Folge von aufsässigen, nationalistisch eingestimmten anderen Regionen von Baskenland, Flandern, Schottland bis Südtirol und - nein, die Bayern sind da viel zu sehr dem Modus verhaftet: "Leben und leben lassen". Obwohl sie ja auch 6 Milliarden an andere deutsche Bundesländer jährlich berappen, eigene Hymne und Flagge haben - aber aus Deutschland weg, das würde doch keinen Spaß machen, wie kann man denn dann die Preußen in Berlin weiter ärgern!?!

Wir werden uns leider weiter mit den Katalanen beschäftigen müssen. Aber ich kann auch weiter den Cava von Freixenet guten Gewissens trinken, weil der Besitzer dieser international tätigen Marke  nach eigener Aussage kein Independista ist!!


 

Gabriele Hefele

Was mir auffällt bei neuen Immobilien

Weg von andalusischer Bauweise zum Container-Look?

 

Angeblich geht es ja aufwärts mit der Wirtschaft in Spanien. Mag ja auch sein in einigen Bereichen wie etwa im Immobiliengeschäft, besonders bei hochwertigen Projekten, wie man uns berichtet. Leider merkt man ja bei der Arbeitslosigkeit und besonders den arbeitslosen Jugendlichen wenig von diesem Aufschwung.

 Aber zurück zu den Immobilien. Ganz krass fällt mir auf, dass in den neuen Prospekten und Anzeigen neue Anlagen, Urbanisationen, Villen und Appartementhäuser fast durchgehend nur noch fantasielose Flachdächer aufweisen.  Ach ja,  diese neuen Projekte werden dann auch noch als "Luxus" verkauft - aber was ist daran "Luxus"? Der Preis allenfalls. Und sie könnten in Vororten von Düsseldorf und London genauso stehen. Oh, ganz Kühne nennen diese Container-Bauweise (aus Solidarität den Flüchtlingsströmen gegenüber?) den "Ibizastil (!).

 

Wo ist die typisch andalusische Bauweise, für die früher - also gut, ist schon mindestens über 20 Jahre her - internationale Architekten zur Anschauung nach Andalusien reisten? Also die Gliederung in die typischen "Mönch- und Nonne-Dächer", der Einbau von Hufeisenbögen, die Gestaltung abwechslungsreicher Materialien von Naturstein und Ziegel mit weißem Baukörper? Der Balkone mit fantasievollen Eisenbrüstungen?

Das Aus für die romantischen Chiringuitos

Ja, wo sind sie geblieben? Stattdessen viele Panoramafenster, die dann von weitem aussehen wie dunkle Höhlen und bei denen sich die Bewohner dann bei Sonneinstrahlung wundern... Okay, man weiß und sieht zum Teil ein, dass die Bauunternehmer mehr mit dieser fantasielosen Einheitsbauweise verdienen, dass es schneller und einfacher geht und da mehr übrig bleibt als bei oben beschriebener sogenannter traditioneller Bauweise. Aber kennen Sie ein Flachdach, das dicht ist - auch noch nach 2 Jahren? Das nur nebenbei. Und das gilt nicht nur für die neuen, angeblich "Luxus"villen, sondern auch für die neuen Chiringuitos am Strand: Die geliebten Holzbauten mit Reetdächern zum Teil sind immer mehr am Verschwinden, müssen abgerissen werdne und Platz machen für diese seelenlosen Abfütterungsanstalten, die mehr einer Garage ähneln.

 Wo ist sie geblieben, die südliche Ästhetik?

 


 

Sabine Kranich

Portugal macht Hoffnung

Das Ergebnis des diesjährigen EUROPEAN SONGCONTEST war für mich ebenso überraschend wie schön. Zum Seufzen schön und ich habe wieder Hoffnung für die Menschheit, salopp geschrieben. Denn schon seit einigen Jahren drängt sich der Eindruck auf, dass der ESC nicht mehr wirklich viel zu tun hat mit gutem und leidenschaftlichem Gesang, sondern eher mit teuren Bühnenshows und möglichst neuen Spezialeffekten und schön anzusehenden Interpreten und Interpretinnen in ebenso möglichst schönen oder effektvollen Gewändern. Kurzum, man bekam den Eindruck, die Macher hinter den Kulissen haben sich weniger Gedanken gemacht um den Gesang, sondern mehr darüber, wie die Abzustimmenden von vornherein am besten beeindruckt werden könnten.

 

Und dieses Jahr ging diese Rechnung nicht auf. Denn dieses Jahr hat völlig aus dieser Rolle fallend Portugal gewonnen mit einem fadoähnlichen Lied und einem Sänger, der nach den gängigen Klischees weder als überaus gutaussehend zu bezeichnen ist, noch einen spektakulären Auftritt oder ein spektakuläres Bühnenbild zu bieten hatte: Salvador Sobral gewann für Portugal mit dem Lied „Amor pelos dois“ , das seine Schwester extra für ihn getextet und komponiert hat. Sein Auftritt war schlicht, geradezu leise im Vergleich, das Lied in portugiesischer Sprache vorgetragen und ja, höchst emotional. Und auch wenn der Liedtext „Für uns beide lieben“ vielleicht nicht den Literaturnobelpreis verdient, er ist allemal besser als so mancher sich dauernd wiederholender Refrain anderer Teilnehmerländer. Nächstes Jahr wird Portugal Gastgeber und tonangebend sein. Wir dürfen gespannt sein.

 

 

Und genauso liebe ich "mein" Portugal.

 


Gabriele Hefele

Schluss mit der Angst vor dem Altwerden!

Jetzt kommen die zu genießenden Jahre hier im Süden, zum Beispiel in fröhlicher Runde mit Freunden unterm Feigenbaum! (Foto: Reinhard Hefele)

 

Ich habe es langsam satt:  all diese Sprüche wie:

 "Man ist so alt wie man sich fühlt" - "Wer Schönes liebt, wird niemals alt" -

und so unendlich weiter, einschließlich aller Facebook-Simpeltests:

"Hurra, Du bist eigentlich erst 34 Jahre alt".

 

Ja, zum Teufel, pardon, warum soll ich nicht alt werden dürfen? Darf ich mich gut fühlen,  auch wenn ich mich nicht fühle wie ein pubertierender Teeanager oder wie 34? Da machte ich noch so viele Fehler, war noch unsicher - das ist doch keine Option für mich! Und warum soll ich mich unbedingt jünger fühlen, wenn ich ein "tercera edad", wie die Spanier so schön sagen, genieße? Das erste Drittel sind die lernenden Lebensjahre, denen die arbeitenden folgen, und mit dem letzten Drittel sind nun endlich die genießenden Jahre gemeint!

 

Tappen wir alle in die Falle der Werbung vom bekloppten Jugendwahn, dem so viele durch Manipulationen im wahrsten Sinne des Wortes ihr wahres Gesicht opfern? Okay, eine ganze Schönheitsindustrie besonders in Marbella lebt gut davon, ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, ist mir auch wurscht, was die anderen machen, so lange sie nicht meine Kreise stören! Die Folge sind aber, wenn man kritisch die Hochglanzmagazine betrachtet,  so etwas wie Klone, eine "Menge von Damen, die sich dann zum Verwechseln ähneln mit starren Gesichtern durch mindestens Botoxspritzerei."* Ja, haben die denn gar kein Selbstbewusstsein? Und ehrlich und polemisch gesagt: Gegen die knackigen Ukrainerinnen beispielsweise, die in Puerto Banús  am Abend so herumschweben, können sie doch eh nicht mithalten! Spätestens der Blick der Augen, auch wenn sie rundherum die Lider heben ließen, wirkt erfahrener, wissender, eben im guten Sinn älter.

An mich lasse ich kein Messer oder Nervengift! Von diesen scharfen Antifaltencremes kriege ich eher Pickel und Allergien. Und ist es nicht weise gedacht von der Natur, dass mein Partner im Alter weitsichtig wird, also im Bett neben mir liegend nicht mehr so scharf sieht?! Ist es nicht überhaupt einer der schönsten Heiratsanträge, wenn es heißt: "Mit Dir zusammen möchte ich alt werden"? Da ist "alt" eben nicht als Schimpfwort gedacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was ist so schlimm an grauen Haaren und vielen Lachfältchen??

 

 

Nehmen wir uns ein Beispiel an den Tieren

Warum nicht vielmehr die bösen Äußerungen von jüngeren Politikern ignorieren, die vorrechnen, dass Rentner zu lange leben und dafür finanziell bestraft gehören und  sich lieber ein Beispiel an der Tierwelt nehmen? Mein Pferd Raro ist jetzt 31 Jahre alt, das sind umgerechnet in Menschenalter circa 93 (!) Jahre - und er ist die geachtete Graue Eminenz am Stall: Die anderen Pferde kämpfen nicht mehr gegen ihn, sie dienen ihm Fellpflege an und er kann tun und lassen, was er will! Klar, alles geht er etwas langsamer an, genießt aber seinen Aufenthalt in der Sonne und sein Fressen schmeckt ihm! Kann man sich ein Beispiel daran nehmen.  Oder an den Naturvölkern wie den Indianern, die die Erfahrung eines Ältestentrates schätzen.

 

Verkehren Sie mehr unter den Einheimischen hier! Man kann in Würde altern im mediterranen Raum, das beobachte ich schon lange, dort, wo übrigens auch die vielen naturbelassenen andalusischen Vetreterinnen zu ihren pyknischen Figuren stehen und ohne Komplexe diese oft gut gepolsterten Kurven sexy betonen; also wo man man sich auch freut, wenn man hierher übersiedelt und seine Rente ausgibt; wo Schüler im Bus noch selbstverständlich aufstehen für eine ältere Dame, wo kein Disco-Türsteher einen von oben bis unten mustert und meint: „Was wollt Ihr denn, Ihr Gruftis?!“ Und wo die spanischen Männer jeden Alters jede Frau jeden Alters überschwänglich mit Küsschen links und Küsschen rechts auf die Wange begrüßen und ungeniert mit ihr flirten. Das weckt die Endorphine auch mit 70 wieder auf!

 

Da heißt es im Norden spöttisch: "Altersheim Mittelmeerküste" - da sage ich nur ja und nochmals ja! Abgesehen davon, dass die Wärme hier im Süden den Gelenken gut tut und man statistisch erwiesenermaßen circa fünf Jahre länger lebt hier - sehr zum Ärger der Erben!

 

* Ausführliches zu diesem Thema  auch "Im Süden in Würde altern" in meinen Büchern: "Was macht die Kuh im Swimmingpool?" und vor allem im neuen "Andalusien ist anders"


Gabriele Hefele

Romantisch oder anstößig? Spanische Anmache, die"piropos"

Zur Zeit werden Komplimente, Anzüglichkeiten zwischen den Geschlechtern besonders unter die Lupe genommen, nicht nur seit der Kölner Silvesternacht und den sexuellen Belästigungen.

Wie steht es nun um die "piropos", die typischen Schmeicheleien, die in Spanien Tradition haben und sehr oft den Mädchen auf der Straße hinterher gerufen werden?

Zur Geschichte

Nach Langenscheidt bezeichnet "Piropo" ursprünglich einen funkelnden Edelstein, Rubin oder Granat. Im 12. und 13. Jahrhundert wurde es im übertragenen Sinne eine besonders typisch spanische blumenreiche und galante Form der Schmeichelei gegenüber einer Frau, als Ventil für die Leidenschaft, die man nach den strengen Regeln dort ja nicht offiziell ausleben durfte.  Nicht zuletzt der Maureneinfluss zeigt sich in der spanischen Sprache ja durch bildhafte überschwängliche Ausdrucksweise, wir sprechen deshalb auch von Arabesken.  Zu der Zeit, die auch die große Zeit des Minnesangs war (der zum Teil oft auch nicht ohne zweideutige Anspielungen auskam), wetteiferten die Dichter auf diesem Gebiet um die Meisterschaft in Versen.

Andere Quellen beziehen den Wortursprung auf das griechische "Pyro", Feuer und so wurde es zu feurigen Komplimenten mit Sexanspielungen.

Ausgeburt des Machismo?

Was ist von einem folgenden Zitat  (nach Wikipedia) zu halten:"Ich würde gerne eine deiner Tränen sein, um in deinen Augen geboren zu werden, auf deinen Wangen zu leben und auf deinen Lippen zu sterben" (Verfasser unbekannt). Es redet natürlich kein Mensch mehr so  (teilweise leider?), wäre wahrscheinlich eher ein Lacherfolg bei der Angebeteten - aber immer noch um Längen besser als Prinz Charles´ berüchtigter Wunsch, ein Tampon zu sein!

Allerdings sind wir damit bei der anrüchigen Version, zu der sich Piropos auch entwickeln. Da gehört "tantas curvas - y yo, sin freno" (so viele Kurven und ich ohne Bremsen) noch zu den harmloseren Aussprüchen oder: "Ich wünschte, ich würde schielen, dann könnte ich Dich doppelt sehen!"  Das ist ja noch harmlos, das versteigt sich dann zu Anwürfen wie: "Deine Augen sind wie Weintrauben, Dein Mund gleicht einem Apfel -  welch großartigen Fruchtcocktail könnten wir herstellen mit meiner Banane." Und das ist noch eines der weniger krassen Beispiele. Früchte müssen überhaupt im Latinobereich oft herhalten für frivole Bemerkungen.

Heute: Neue Prüderie oder mehr Sensibilität?

Wie reagiert man nun darauf? Gigolos am Strand wollten seinerzeit in den Anfängen des Tourismus die Ausländerinnen damit beeindrucken, wobei mangelnde Spanischkenntnise bei den Touristinnen ihnen dabei halfen. Die Spanierin ist die Piropos gewöhnt und geht meist würdig schweigend darüber hinweg. Doch die Zeiten ändern sich. Die Juristin Maria Angeles Carmona, die in Spanien offiziell als Beobachterin zur häuslichen Gewalt eingesetzt wurde, nennt Piropo ein "Eindringen in die weibliche Privatsphäre."  Und sie meint weiter sehr kategorisch: " Piropo war immer erlaubt und als normal angesehen, aber niemand hat das Recht, einen Kommentar über das äußere Erscheinungsbild einer Frau abzugeben und das muss ausgerottet werden!"

 

 

Hinterher gerufene Anzüglichkeiten auf der Straße:

 

typische gewohnte Latino-Masche oder sexuelle Belästigung?

 

 

 

 

 

 


WER BRAUCHT SCHON EINE REGIERUNG!

Jetzt Deutschland und auch Spanien kam ja lange nicht zu Potte mit einer Regierungsbildung, nachdem nach der wiederholten Wahl ungefähr dasselbe Ergebnis für die Parteien wie zuvor zustande kam - hat jeder logisch denkende Mensch sowieso erwartet! Nun kann also wieder nicht der eine mit dem anderen oder gegen die anderen ... und schrecklichweise sprechen viele von einer dritten Wahl innerhalb eines Jahres!

In Facebook grassierte übrigens zu den Wahlaussichten in den USA folgender Post:

Im "Periodico de Sotogrande" gab der bekannte Kolumnist und Wirtschaftsjournalist Carlos Rodríguez Braun in einem Interview folgende bedenkenswerte Sätze von sich:

"Arbeitsplätze, Reichtum und Wohlstand schaffen die Leute, nicht die Regierung!" Und weiter: "Wir geben der Regierung eine Bedeutung, die sie nicht hat ... Die Quelle für einen Aufschwung sind die Unternehmer und die Arbeiter,  er kommt aus dem Privatsektor ... Es scheint, dass die Bürger der Regierungen müde werden. Erinnern wir uns: Belgien hatte für fast eineinhalb Jahre keine Regierung - und seine Wirtschaft wuchs."

Das Gleiche sieht er für das kleine Pflänzchen Wachstum jetzt in Spanien:  Es wird nicht von einer fehlenden Regierung tangiert. Und der Brexit hat bisher auch keine weitere Krise ausgelöst seiner Meinung nachfür Spanien.

In diesem Sinne noch einmal:  Die Parteien können sich ruhig weiter Zeit lassen und sich öffentlich beleidigen, Kompetenz absprechen undsoweiter: so lange sie keine Regierung bilden und wir von unsinnigen Gesetzen verschont bleiben, können wir Bürger in Ruhe arbeiten!


18.09.2015

Immer diese Katalanen!

Schon wieder! Jetzt soll wieder einmal am 27. September 2015 in Katalonien abgestimmt werden zur Unabhängigkeit von Spanien. Wie in jedem Land ist die Hauptstadt Madrid, in die Gelder zur zentralen Verwaltung fließen (und zum Teil versickern?) nicht beliebt - das ist aber auch beispielsweise in Frankreich gegenüber Paris, in Deutschland gegenüber Berlin und ihren meist als hochnäsig empfundenen Bewohnern ähnlich so.  Aber will beispielsweise das Languedoc sich abspalten von Frankreich? Ja, nicht einmal die Bayern von den "Preissn". Und erst kürzlich schreckten auch die Schotten vor ihrer eigenen Courage zurück und blieben bei ihrer Queen.

 

Übrigens versickern in Barcelona die Gelder auch irgendwie - Ministerpräsidnet Arturo Mas soll korruptionsmäßig auch Dreck am Stecken haben...

Die Katalanen argumentieren, dass sie ja die reiche Industrie hätten und ganz Spanien an ihrem Tropf hinge.

Na-na-na:

  1. Bei einem großen Industriezweig handelt es sich z.B. um einen VW-Import (auch an Knowhow),
  2. so toll waren die Industrieeinnahmen in den letzten Jahren nun auch wieder nicht,
  3. und zwar so wenig, dass auch Katalonien als hoch verschuldet gilt!
  4. Und hauptsächlich hat man ihnen schon einige autonome Rechte eingeräumt: So muss die 21%-Mehrwertsteuer nicht nach Madrid abgeführt werden, sondern darf in der Region bleiben.
  5. Nach der spanischen Verfassung, die eine der besten und modernsten ist nach Historikeransicht, können sie sich gar nicht abspalten, ist die Abstimmung null und nichtig, illegal.
  6. p.s. zu 5.:  Sie vergessen übrigens, dass sie ihre Freiheit nach Franco dem verschmähten König Juan Carlos verdanken, der nach Amtsantritt sofort seine Macht ans gesamte Spanienvolk übergab und seinen ersten Amtsbesuch nach Barcelona unternahm und dort in Katalanisch eine flammende Rede hielt.

Sie können übrigens abstimmen wie sie wollen, in der EU wurde ihnen schon signalisiert, dass sie dann auch nicht mehr automatisch zur EU mit ihrem großen Subventionstopf gehören, sondern sich "in der Schlange hinten anzustellen haben."

Da hilfts auch nix, dass Bayerntrainer Pep Guardiola extra zum Pro-Abstimmen nach Barcelona fliegt oder sogar als Kandidat auftritt - aber der rennt ja auch schon seit einiger Zeit gewissen Titeln hinterher. Schlechtes Omen.

 

Auch die Schotten sind ein ähnlich rebellisches Völkchen!


Endlich Herbst!

10.09.2015

Es gab mal so einen schönen uralten Song: "Melancholie im September". Die überkam mich, wenn die Schule nach den Großen Ferien wieder begann. Melancholisch ist man ja heute nicht mehr, vielmehr hat man heutzutage Depressionen oder das Burn-out-Syndrom.

Mich überfällt aber hier im September keinerlei Melancholoie oder eine Depression! Auch, wenn es plötzlich Nebeltage gibt, weil endlich die Tagestemperaturen auf humane Grade absinken, das Meer aber noch sehr warm ist. Dann sind diese unheimlichen dumpfen Nebelhörner der vor Gibraltar in der Warteschlange stehenden Schiffe zu hören.  Auch, wenn es morgens um halb acht Uhr noch dunkel ist. Ich habe da keinerlei Melancholie, allerdings vielleicht etwas fehlenden Morgenschwung zum Aufstehen und Tiere füttern.

 

Aber zum Glück ist dieser Sommer vorbei! Endlich finde ich wieder einen Parkplatz direkt vor der Post oder Mercadona, ohne lange Schleifen drehen zu müssen. In Urbanisationen können die wenigen Besucher  frühmorgens nun nackt im Swimmingpool baden. Die Kellner in den Restaurants werden wieder freundlicher, die Portionen wieder größer, die Autobahngebühren wieder niedriger.

Ich muss nicht mehr jeden Tag den Garten gießen, die Waldbrandgefahr sinkt. "Can´t wait for autumn - been a long hot summer!", seufzt auch meine englische Freundin.  Und wenn erst der ganz große Regen kommt, dann führe ich einen Regenschirmtanz auf, dann blüht und sprießt hier wieder alles fast von einem Tag auf den anderen. Dann kommt "la segunda primavera", wie unser Gärtner zum otoño sagt, der Herbst, der ein zweiter Frühling ist.

 

 


Sportbegeisterte Küste

 Nein, wir sind nicht nur Galas und Beachpartys, Pop-Festivals und Discoqueens, und nicht auch nur Costa del Golf! Nein, wir stehen begeistert am Straßenrand und auf Fußgängerbrücken, dicht an dicht gedrängt mit unseren Foto-Handys, die wir weg stecken, um dem Pulk der Radrennfahrer der Vuelta de España herzlich und ausgiebig zu applaudieren. Sie anzufeuern, bei den zum Teil steilen Berganstiegen, mit denen unser Andalusien aufwarten kann, das ja nicht nur Strand zu bieten hat. Dieses Mal führte die Spanienrundfahrt, das wichtigste Radsportereignis gleich nach der Tour de France, durch einen Großteil von Andalusien, unsere Küsten mit Hinterland bis Madrid. Es gab bei so viel Licht auch Schatten: Massenstürze bei Alhaurin und wieder auf der achten Etappe mit einem ernsthaft verletzten belgischen Rennfahrer.


Dagegen geriet aber das große 44. internationale Poloturnier von Sotogrande direkt etwas in den Hintergrund, auch wenn es Pferdefreunde aus allen Teilen mit wie immer auch gesellschaftlicher Prominenz vereinte. Denn schließlich findet es jedes Jahr in der letzten Augustwoche statt und ist nicht unbedingt jedermanns Sache als elitärer Sport im Gegensatz zum Radfahren, das wir alle selber können.


Das Schöne an der Vuelta, die so hautnah durch unsere Ortschaften führte, war nicht nur, dass dieses Highlight gratis war, sondern dass es so einträchtig alle Bevölkerungsschichten hier bei uns vereinte, dass hier Spanier neben Tourist, Einheimischer neben Resident stand und man ins Gespräch kam bei der mindestens einstündigen Wartezeit auf die dann sehr schnell vorbei huschenden Profisportler.