Dienstag, der 13.

Was geht uns Freitag der 13. an?

Diese Woche ist es mal wieder so weit: Der 13. eines Monats fällt ausgerechnet auf den Freitag!  Zeigt mir d e n Erdenbewohner, der nicht ein klitzekleines bisschen abergläubisch wäre! Oder warum vermeiden immer noch renommierteste Hotels - ob legal oder illegal errichtet -  die Zimmer-Nummer 13 ? Wobei logischerweise man dann ja nicht die Nr. 14 buchen dürfte, die ja eigentlich die 13 wäre, wenn man einen Schritt weiter denkt ... na ja.

Sind wir nicht alle ein bisschen abergläubisch?

 

Als ich in unserer Finca-Kaffeepause erwähnte, dass wir uns vor diesem Freitag hüten müssten, also sicherheitshalber kein Gartengerät als Stolperfalle herumstehen lassen sowie möglichst nicht auf die eine wacklige Leiter steigen oder hinter den Pferden herumgehen sollten, klärte mich Gärtner Miguel auf: „Wieso Freitag, der 13.? Das ist überhaupt kein Unglückstag bei uns, wir sind hier in Spanien, da ist der Dienstag der 13. der Tag, vor dem man sich in acht nehmen muss. El trece de martes, ni te cases ni te embarques”.  Aha, wieder eine Volksweisheit gelernt von unserem einheimischen Arbeiter: „An einem Dienstag, dem dreizehnten, heirate nicht und schiffe dich nicht ein.“ Miguel doziert weiter, dass besonders die Fischer das beachten würden, die führen an einem solchen Tag nicht hinaus aufs Meer, weshalb es am Mittwoch darauf dann keinen frischen Fisch geben würde! Ich glaube ihm aufs Wort, da  ist er nämlich eine Fachautorität, schließlich ist sein Vater Fischhändler in Málaga.

 

Aber woher kommt der Unterschied,  den  Dienstag, nicht den Freitag zum Unglückstag zu erklären? „Martes“, der Dienstag ist der Tag des Kriegsgottes Mars und „Viernes“, der Freitag, leitet sich von der Liebesgöttin Venus ab und ist schon aus diesem Grund ganz und gar als Pechtag ungeeignet! Da sieht’s man mal wieder- Frauen bringen das Glück und  Macho-Krieger Unglück!!

Und deshalb führen viele Fischer an der Costa del Sol, so führt Miguel weiter aus, nicht nur an einem Dienstag, der auf einen 13. des Monats fällt,  nicht aus, sondern sicherheitshalber gleich überhaupt nicht an einem Dienstag.  Was folgert man daraus: Keinen Fisch am Mittwoch kaufen oder lieber erst wieder am Donnerstag im Restaurant frischen Fisch essen!

Und noch etwas praktiziere ich hier als positiv Denkende: Der Freitag, der 13.  kann mir gar nichts anhaben, schließlich leben wir hier in Spanien, da gilt der Dienstag, der 13.! Fällt aber hier der 13. mal auf einen Dienstag, dann fällt mir sofort ein, dass ich doch die deutsche Staatsbürgrschaft besitze  und folgerichtig der Freitag der 13. für mich zuständig wäre. So kann man hier als Resident dem Unglück immer flexibel aus dem Wege gehen, nicht wahr?!


6. Januar

Los Reayes Magos - die Heiligen Drei Könige

Auch wenn Spanien nicht mehr streng katholisch ist  - ihre entsprechenden Feiertag lassen sie sich nicht nehmen! So spielt der 6. Januar, das Fest der Hl. 3 König Kaspar, Melchior und Balthasar, nach wie vor eine ganz große Rolle im spanischen Festtagskalender: Es ist der traditionell eigentliche Geschenketag zu den Weihnachtsfesttagen.

 

An diesem Tag wird ein traditioneller Hefekuchen in Ringform mit versteckten Figürchen darin serviert.

Am Vorabend, dem 5. Januar, gibt es überall Umzüge  - Cabalgates genannt - mit den Darstellern der Weisen aus dem Morgenland, die eher den Rosenmontagszügen ähneln, denn auch hier werden tonnenweise Bonbons unter die Leute gestreut.

 

Das Foto des Ayuntamiento  zeigt einen Umzug in Estepona


14. Februar

Valentinstag in Spanien - Konsummasche oder Liebeszauber?

Spanien feiert groß den Valentinstag, obwohl als Marketingidee aus den USA kommend, und die Spanier nicht unbedingt große Amerika-Freunde sind. Nach einer aktuellen Umfrage (Quelle: der Psychotherapeut und vielfache Buchautor Dr. Wolfgang Krüger) sehen 78 Prozent der Bevölkerung den Valentinstag als eine Erfindung der Konsumindustrie an.

Den alten Zauber wieder beleben

Dennoch aber hält Dr. Krüger diesen Tag für sinnvoll, um vielleicht im Alltag abgestumpfte Gefühle wieder zu beleben. So kann der 14. Februar zu einer wichtigen "Kraftquelle" werden. Abgesehen davon, dass die Gastronomie, die Blumen- und Süßwarenläden sowie Parfümerien das sehr positiv sehen.

Da der Spanier als Nachfahre des Don Juan gern seinen Charme aus- und Kavalier spielt, weiß er auch bei Geldmangel, wie er seine Angebetete becirct:  Und wenn er an diesem Tag bloß am Wegesrand eine rote Rose für seine Partnerin pflückt! Blüht und grünt es ja in Spanien jetzt allerorten.  Aber Vorsicht beim "Blumenklau" in den offiziellen Kreisverkehrsinseln: Das sehen die Gemeinden und die Policia Local nicht so gerne!

Berücksichtigen auch wir und Sie, liebe Leser, am Valentinstag die vier Geheimnisse der Verliebtheit nach Paartherapeut Dr. Wolfgang Krüger, dann kann nichts schief gehen:

  • Selbständigkeit
  • Respekt
  • Bewunderung
  • Umarmung

Karneval oder Carnaval

In Ländern mit katholischen Wurzeln wird Karneval gefeiert, oder Carnaval, wie es heißt.
Spanien ist auch da ein bisschen anders. Das erfahren wir immer wieder.  So wird hier einfach ignoriert,  dass am festgesetzten Aschermittwoch „alles vorbei“ sein soll. Also sieht man den Karneval in Andalusien ganz flexibel: Um sich terminlich mit den großen Veranstaltungen und Umzügen nicht  ins Gehege zu kommen, wird der Fasching oft um zwei Wochen nach hinten ausgedehnt, so dass man schön abwechselnd in den Genuss der verschienenen Städte-Highlights kommt!

Der Karneval in Cádiz

Berühmt ist der Karneval in Cádiz, der eine Besonderheit aufweist. Der Karneval in Köln bedeutet schunkeln, der in Rio de Janeiro Samba, der von Venedig bombastische Maskenflaneure, und wollte man den von Cádiz mit einem Wort bezeichnen, dann sind das freche Singverse. Mit letzteren nehmen verschiedene Gruppen, die, natürlich maskiert, mit Spottliedern und frechen Versen durch die Straßen ziehen, die aktuellen Probleme aufs Korn.
Tausende von Einheimischen ergötzen sich an den Kabaretteinlagen, am Gitarrenspiel und an kostenlos ausgeschenktem Wein und Bier der Gemeinde. Gegessen werden dazu belegte Brötchen, aber auch gerne Austern und eingelegte Paprika.
Über Internet kann man abstimmen, welche Gruppe mit ihren Knittelversen einem am besten gefällt. Denn am Ende des Karnevals in Cádiz werden die besten drei Formationen ausgezeichnet. Wer als Besucher dorthin kommt, der sollte gut Spanisch verstehen, sonst eröffnet sich ihm der Witz dieser Besonderheiten nicht. Aber dennoch ist das Treiben von der Stimmung her ansteckend und Cádiz an der Costa de la Luz sowieso immer einen Besuch wert!

 

Foto: Doris von Kornatzki


19. März

Der spanische Vatertag, Ostern und die Ostereier

Eigentlich brachte mich die Frage einer deutschen E-mail-Freundin erst so richtig zum Nachdenken, die da schrieb: „Wer bringt in Spanien die Eier? Auch der Hase?“ Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: So richtig Ostern feiern kennen die Spanier gar nicht! Da ist nur immer die Rede von der Semana Santa mit ihren zwar beeindruckenden, aber irgendwie unheimlichen Prozessionen mit den Kuklux-Klan-Mützen, den dumpfen Trommelwirbeln und den Klagegesängen. Hand aufs Herz: Das haben wir uns zwar alle einmal angesehen, uns vier Stunden an den Straßenrand gestellt, Gänsehaut produziert nicht nur aufgrund des Schauspiels, sondern weil wir uns auch den Hintern abgefroren haben, aber danach ziehen wir das Miterleben am Fernsehschirm vor und schicken nur noch den Besuch aus Deutschland auf die Straße mit Kamera. Nicht, ohne vor den Taschendieben zu warnen. Ist es nicht so?

Und dabei fällt mir auf: Den Wunsch „Frohe Ostern“ kennt der Spanier gar nicht! Ja, wo sind wir denn, in einem Land, in dem sonst alles rauf und runter gefeiert wird, in dem man sich zugute hält, immer fröhlich und guter Laune zu sein, besonders in Andalusien! „Buena semana santa“- Buena Pascua“- wenn Du das sagst, dann schaut Dich jeder an wie ein Schwalberl.  Wenn doch sogar wir sonst als schwermütig verschrieenen Deutsche fröhliche gelb-grüne Bänder und Eier in die Bäume hängen und mit so was wie Übermut den Frühling begrüßen, die Italiener ebenfalls das „Buona Pasqua“ kennen, einem dort überall „Auguri“ (Glückwunsch) ins Ohr schallt und gleich alles mit den Super-Schoki-Eiern übertreffen. Glücklicherweise sorgen deutsche Supermarktketten für unsere Versorgung hier nicht nur mit diesen Riesen-Symbolen aus Italien, sondern mit all den beliebten Schokolade- und Marzipan-Osterhasen und –Eiern.

 Spanischer Vatertag am Josefitag

Eier sind ja das Symbol der Fruchtbarkeit schlechthin - und wo bleiben da die Macho-Spanier? Die ja auch oft mit bezeichnender Geste von „huevos“ sprechen; sowie der in die Bayern-München-Vereinsgeschichte eingegangene Ruf von Torwart Oli Kahn, der selbige bei seinen Mannschaftskameraden vermisste.  Was ist los mit unseren Einheimischen an Ostern? Frühjahrsmüdigkeit?

Dabei gibt mir allerdings auch zu denken, dass gerade  nur eine Woche vor Ostern der spanische Vatertag gefeiert wird - ausgerechnet am Gedenktag des Heiligen Josefs, Marias Gatten und nur Adoptivvater des Sohnes Jesus. Bei uns gilt ja eine „Josefsehe“ als eine, bei der e r  nicht so richtig ran darf...Kann mir mal ein echter Spanier all diese für einen Don-Juan-Nachfahren abträgliche Symbolik erklären?


Semana Santa

Die Semana Santa beginnt immer  mit dem "Domingo de Ramos", dem Palmsonntag: links im Bild die Prozession von Manilva). In dieser Karwoche finden eden Tag irgendwo und in großen Städten wirklich täglich die feierlichen stundenlangen Karwoche-Prozessionen statt, die viele Schaulustige am Straßenrand säumen. Da werden - meist von Männern, aber die Gleichberechtigung hält auch hier Einzug - Heiligenfiguren und die Kreuzwegdarstellungen auf schweren Podesten durch die Straßen getragen. Es gilt als große Ehre,  wenn man diese schwere Trage-Arbeit verrichten darf. Begleitet werden die Umzüge von dumpfen Trommel-schlägen und den berühmten "coplas", den flamencoähnlichen Trauergesängen.

 Ein Geheimtipp an der Costa del Sol, wenn man die Massenaufläufe der Großstädte meiden will, ist die große Karfreitagsprozession von San Roque mit 14 Kreuzwegsdarstellungen, das heißt, so ein geheimer Tipp ist sie gar nicht mehr, nachdem sie zum nationalen touristischen Interesse von Andalusien erklärt wurde. Ostern selbst wird dann kaum groß gefeiert. Siehe dazu auch den obigen Beitrag.


12. Oktober

Dia de Pilar - Dia de Hispanidad

 

 Auf den 12. Oktober fällt einer der National­feiertage Spaniens, der "Dia de Hispanidad", der der Entde­ckung Amerikas durch Christoph Kolumbus gedenkt. Nicht unumstritten ist dieser Feiertag, denn ob es für Lateinamerika so ein Glück war, unter spanische Herr­schaft und Ausbeutung zu gelangen, sei dahin ge­stellt (siehe auch ausführlichen Artikel dazu im folgenden). Etliche Staaten in Lateinamerika feiern ihn auch nicht mehr unter dem Aspekt dieses Jubiläums, und seit neuestem wird er in Spanien auch mehr als "Dia de Pilar", der Schutzheiligen Spaniens begangen. Mit Aufmärschen der verschiedensten Polizeiabordnungen, auch mit Gastpolizisten aus anderen Ländern. Für Aufsehen sorgt der langsame Zug der Polizeiautos mit Polizeihunden auf der Motorhaube. Anwesenheit der Königsfamilie ist Pflicht bei diesen Aufmärschen.

Immerhin dient der Feiertag auf jeden Fall den Spaniern gern für einen Kurzurlaub. Im Oktober beschließen die letzten Ferias nun diese Straßenfestsaison, denn es beginnt normalerweise die Regenzeit der mediterranen Zone.

Spaniens Wirtschaftsprobleme und seine Krisentradition

         Spaniens gegenwärtige Probleme ergeben sich aus seiner Geschichte seit 1492 und wirken sich seit 500 Jahren aus.

Oben: Das Großbürgertum von Cadiz(rechts) und Sevilla wurde reich im sogenannten "Goldenen Zeitalter" des 16. Jahrhunderts durch ihre Handelsschiffe aus der Neuen Welt. Und Piraten, sowohl englische wie spanische, profitierten fast ebenso. (Fotos: Ayuntamiento Cadiz zum Jubiläum der "PEPA"). Der Rest der Bevölkerung aber blieb arm.

    Die Wirtschaftskrise in Spanien dauert eigentlich seit 500 Jahren an, seit die Mauren und Juden vertrieben, ganze Landstriche verwüstet wurden und mangels Leuten und Knowhow verkarsteten wie etwa in der Axarquía.  Gab es vorher kleine freie Bauern, so vergaben die Katholischen Könige nun zum Dank für den Einsatz bei der Reconquista große Landgüter an ihre Ritter, die späteren Hidalgos, die die Bauern zu ihren Leibeigenen machten.

 Gold und Silber aus den Kolonien – aber dennoch ein armes Spanien

     Auch die Ausbeutung der neuen Kolonien, die ab 1492 durch Kolumbus entdeckt wurden, und der große Reichtum an Gold und Silber verpuffte in kriegerischen Auseinandersetzungen habsburgischer Könige, die nicht einmal die spanische Sprache beherrschten. Hinzu kam eine Inkompetenz der Verwaltung der neuen Reiche. Spanien hätte das reichste Land der Welt sein müssen, verfiel aber in Armut. Produktion wurde außer im Baskenland und Katalonien kaum aufgebaut, da man Fertigwaren mit dem Gold der Indios von außen importierte. Diese Staaten wiederum wie Flandern und Deutschland, profitierten von dem spanischen Gold und bauten damit ihre industriellen Prozesse aus. Ein „ökonomisches Denken“ konnte sich so kaum in Spanien entwickeln (nach Sebastian Schoepp in seiner fundierten Analyse in der Süddeutschen Zeitung 2012)

 Starre Institutionen und Korruption

     Die Macht der strengen katholischen Kirche förderte auch nicht gerade Innovationen. Es gibt bis heute keine herausragende Erfindung, die aus Spanien kommt! Nur kurzzeitig entstand im 19. Jahrhundert ein dynamisches Bürgertum wie es die erste spanische liberale Verfassung „La Pepa“ von Cádiz im Jahr 1812 zeigt. Parallel entwickelte sich aber als Kampf gegen die napoleonische grausame Besetzung die erste Guerilla, und zwar im Bergland von Andalusien, und der Anarchismus der Landarbeiter, gestoppt bald wieder.

Gestoppt wurde auch die Republik nach dem I.Weltkrieg durch den Bürgerkrieg und die Francodiktatur. Auch Franco hatte das Land lange Zeit isoliert und von fremden, befruchtenden Einflüssen abgeschottet.

   Dann kam die Demokratie und der Eintritt in die Europäische Union 1986 mit zunächst großem Geldsegen des Euro. Den steckte man in der Mehrheit nur in die sogenannte Ziegelwirtschaft (die allerdings große Architektur auch zustande brachte), den Ausbau von Immobilien mit all seinen bekannten Auswüchsen, freute sich über den boomenden Tourismus und genoss kurz die Segnungen des Konsums. Wieder floss das Geld nur so durchs Land hindurch, wobei die Korruptionstradition ein übriges tut. Jüngstes Beispiel nur der letzten PP-Regierung: die Vernichtung nahezu der eigenen Fotovoltaik-Produktion sowie vieler ihrer Kunden durch Strafen(!) zugunsten der mächtigen Energiekonzerne!

 Besserung in Sicht?

   Doch laut dem bekannten Schriftsteller Juan Goytisolo gibt es Ansätze zur Besserung, denn Spanien sei stark, was den menschlichen Umgang angehe, müsse aber dringend seine Wirtschafts- und Bildungsstruktur modernisieren. Und dazu braucht es die Hilfe von jenseits der Pyrenäen. So nimmt man sich immer öfter Beispiel an dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland, wenn auch die große Inititiative für junge Spanier/innen des deutschen Arbeitsministeriums 2013/14 meist in Bürokratie erstickte (die Jugendlichen sollten sich vor Ort in Deutschland bei den Firmen bewerben, bekamen aber den Sprachkurs erst hinterher genehmigt!). Die Sanchez-Regierung war eigentlich wieder auf gutem Weg- als Corona kam. Doch lernt man auch hier von Deutschlands  Krisenbewältigung: Nun ist auch Kurzarbeit (hier ERTE) möglich.

  Gabriele Hefele


31. Oktober

Halloween in Spanien?

Allein mein Fragezeichen zeigt schon an, dass ich persönlich kein Fan von Halloween bin. Auch wenn böse Zungen behaupten, ich wär` eine Hexe (natürlich eine gute!)  Ich mag auch keine Horrorfilme. Diese und die Gruselnacht vom letzten Oktober zum 1. November, in der sich alle häßlich verkleiden - nichts sonst gegen Kostümierung und Maskeraden! - , beleidigt meinen Sinn für Ästhetik.

Ich wundere mich vor allem über den Hype in Spanien darüber, der eigentlich vor circa zehn Jahren noch kaum eine Rolle spielte. Ist es doch eine amerikanische Marketingmasche wie so vieles vom Muttertag bis zum Coca-Cola-Santa-Claus.  Apropos letzterer:  Auch hier nimmt der Papa Noel immer mehr überhand!

Ich versteh´ die Spanier nicht! Sind sie doch nicht gerade ausgewiesene USA-Fans ebenso wenig wie im Moment der größte Teil der Restwelt.  Nehmen wir mal Papa Noel und Santa Claus, der auch in Deutschland immer mehr das eigentlich ursprüngliche, liebliche Christkind verdrängt.

 Viel schöner ist die Noche de las castañas

Und Halloween? Da haben sie doch eigentlich den viel schöneren und fröhlicheren Brauch des Kastanienfestes:  Man trifft sich in dieser Nacht in den Kastanienhainen mit Familie, Freunden und dem ganzen Dorf und brät am Lagerfeuer die Esskastanien, begleitet meist von frisch gekeltertem Wein. Musik und Gesang gehören natürlich dazu. Wenn sich der Herbst nicht gerade zu einem seiner mediterranen Regenschauer entschließt, bevorzuge ich eindeutig letztere Tradition!


Dezember

Advent und Weihnachten

Oben links: Die fantastische Weihnachtsbeleuchtung von Málaga, über die Provinz hinaus berühmt! Rechts die typischen Polverones, das Weihnachtsgebäck Spaniens, Besonderheit: sie werden aufwändig einzeln verpackt.  Berühmt und gut sind außerdem noch das den Mauren zu verdankende Marzipan und Torrone, ein klebrig-süßes Naschwerk mit Mandeln oder auch Haselnüssen, ein echter "Plombenzieher".

 Was unser deutsches romantisches Weihnachten angeht, so kann Spanien nicht mithalten mit seiner Mischung aus Karneval und Feria, quäkenden Weihnachtsmännern und bunt blinkenden Lichtergirlanden! Von wegen Besinnlichkeit oder gar "Stille Nacht"!  Unter uns:  Das typische Weihnachtsgebäck, die Polverones   - wie der Name lautmalerisch verrät, strohtrockene, pulverige Kekse - können auch nicht mithalten mit unseren gewohnten Zimtsternen, Vanille-Kipferln und Lebkuchen. Kein Wunder, dass bei all dem viele der Resi-denten gerade an Weihnachten das Heimweh packt und die Flieger voll sind gen Norden.

Blinkende  Plastikbäume und Dezember-Auszeit

Aufgrund fehlender Wälder sind Weihnachtsbäume vor allem aus Plastik, Adventskränze kennt man auch erst seit einigen Jahren durch die Ausländer. Dafür aber nehmen sich die Spanier eine Woche Auszeit,  mindestens aber die Tage vom 6. bis 8. Dezember, denn da liegen zwei gewaltige offizielle Feiertage an diesen Daten:
Am 6. Dezember, dem Dia de la Constitución", wird die moderne Verfassung von 1978 gefeiert, sie gilt als eine der besten in Europa. Am 8. Dezember ist Maria unbefleckte Empfängnis. Die zwei Feiertage liegen meist so günstig, dass sich gleich eine ganze freie Woche ergibt. Und das mitten im Vorweihnachtsstress - aber genau das genießen die Spanier, die dann in Ruhe ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen können.
Die-se  Woche kann man hier total vergessen, da geht in ganz Spanien nichts! Die zwei Feier-tage liegen meist auch noch so günstig, dass sich gleich eine ganze freie Woche ergibt.

 

Dafür kennen sie zu Weihnachten, zu Ostern und Pfingsten keine zweiten Feiertage. Und traditionell und auch irgendwie logischer nach der Bibelgeschichte, gibt es erst am 6. Januar Geschenke, am Tag der Heiligen Drei Könige, die ja mit Geschenken zum Jesuskind kamen. Auch da aber haben die Ausländer diese Tradition verwässert, denn wenn die spanischen Kinder sehen, dass die englischen und deutschen Kids schon Heiligabend, in der Noche Buena, Geschenke auspacken können, ergibt sich da ein Quengelpotential. Ergo: spanische Kinder werden nun oft zweimal beschenkt: am 24. Dezember und am 6. Januar!

Gabriele Hefele

 

Ausführliche Artikel dazu finden Sie auch auf Pagewizz, etwa hier https://pagewizz.com/weihnachten-in-spanien-die-auszeit-im-advent/ oder hier  https://pagewizz.com/weihnachten-in-spanien-traditionelles-weihnachtsgebaeck/


 

In Spanien haben mehr die Krippen Tradition als die Christbäume. Ich kann nur mit unserer kleinen Krippe dienen: dieses Jahr ohne die 3 Hl. Könige, ihre Elefanten sind aber schon mal da (es sind aber böse Gerüchte, dass die ihre Reiter abgeworfen hätten). Wie überhaupt sich mehr Tiere um die Krippe versammelt haben, die  verkehren in der Heiligen Nacht ganz friedlich miteinander.


Bitte mehr fröhliche als besinnliche Weihnachten!

Gabriele Hefele

 

Die Spanier wünschen Feliz Navidad, die Britten merry Christmas und wir Deutschsprachigen eigentlich auch Frohe Weihnachten!

 

Aber was ist seit vor allem in diesem Jahr 2020 in die Leute gefahren, dass sie mir unbedingt oder zumindest zusätzlich "besinnliche" Weihnachten wünschen?! Kommt das wieder mal extra aus Jammer-Deutschland, mit so ein bisschen erhobenem Zeigefinger, hauptsächlich vielleicht gegen die ominösen Querdenker gerichtet? Die sollen "still" sein, denn das zeigt mein altbewährtes Synonym-Lexikon zuerst an, "ruhig" auch, "friedfertig" - gut, dass lasse ich alles gelten.

Von wegen ruhig und friedfertig

Wobei mit ruhig ist da bei mir weniger, wenn ständig das Telefon klingelt, von Leuten, die sich einfach nicht auf WhatsApp oder E-mail beschränken wollen oder dies ablehnen, jede Menge Pakete angeliefert werden, geschweige denn von unseren Bauarbeiten rundherum, weil bis zuletzt an Heiligabend und dann schon wieder ab 26. (denn bekanntlich kennen die Südländer keine 2. Feiertage) mit zwei Baggern und einer Riesenrüttelmaschine die neue Straße oben an unserem Grundstück ausgebaut wird!

Sogar meine Versicherung wünscht mir, nicht den Humor und den Optimismus zu verlieren (okay, bei den doch gesalzenen Prämien hat sie selbst gut reden und fröhliche Weihnachten natürlich!), aber ich argumentiere, nicht nur als Germanistin und Autorin:

Weg mit den Prae- und Suff-ixen!

Ich krieg einen dicken Hals, wenn die Leute etwas an-denken zum Beispiel, ich bin dann immmer versucht zu sagen: ´Bitte denken sie es auch zu Ende!` Ähnlich fordere ich das bei be- sinnliche Weihnachten: Leute lasst das mit den einschränkenden Vorsilben!

Und bei der Gelegenheit auch gleich noch: Bitte auch weniger Adjektive, wie naiv und lächerlich klingt doch bei Bundespräsidents Steinmeiers Weihnachtsansprache "winziges Virus"? Oh, diese Redenschreiber!

 

Ihnen alle lieber: Frohe Weihnachten!