Die Algarve erlebte eine touristische Explosion und wurde zu einer der beliebtesten Urlaubsgegenden in Europa. Und doch wird dort mit weniger Hektik und beschaulicher gelebt. Zu Unrecht steht sie auch etwas im Schatten der Costa del Sol.
Von links nach rechts: Die Salinen bei Olhao . Die berühmte Europabrücke mal aus Autofahrersicht . Das Angebot an malerischen, oft renovierbedürftigen Immobilien ist groß.
Kommt man mit dem Auto von Andalusien her über Huelva- meist auf der (mautpflichtigen!) Autobahn an die offene Schengen-Grenze von Portugal, fällt einem sofort auf, dass das Land auf einmal angenehm grüner ist. Die Portugiesen haben schon seit Jahren, seit den großen Waldbränden von 2003, ein sensibleres Umweltbewusstsein entwickelt als der große spanische Nachbar. Danach wurde aufgeforstet mit Hilfe von Staatsförderungen mit immergrünen Kastanien, Steineichen und Pinienanpflanzungen.
„The grass is always greener in Portugal“
- sagen sogar die Golfer, für die Portugal mit seinen Plätzen entlang der Algarve ein Eldorado ist.
Man beschreibe ja nicht die Algarve nur als den weiten Westen Andalusiens, davor warnte schon der britische Reiseschriftsteller Henry Myhill, vielmehr ist es Portugals tiefster Süden. So ein
bisschen herrscht schon freundschaftlich-nachbarschaftliche Reiberei zwischen Spaniern und Portugiesen, wobei Arroganz durch den großen Bruder im Osten nicht angebracht ist. Andererseits
ist nach wie vor der Wohlstand in Portugal anscheinend nicht ganz so hoch, aber auch nicht dessen negative Auswüchse in den Wachstumsjahren vor der Weltwirtschaftskrise.
So sind die beliebten Badeorte der Algarve wie Tavira, Faro, Portimao, Albufeira und Lagos zwar lebhafte Badeorte mit Superdiscos, aber sie wurden bei weitem nicht so brutal
verbaut wie die spanischen Küsten. Portugal bewahrte damit auch eine Landschaft mit den schönsten romantischen Klippen, Höhlen und Sandstränden.
Der Hauptort der Algarve ist Faro, mit dem Touristen-Ankunfts-Flughafen. Bei der Fahrt von außerhalb ins Stadtzentrum kommt man an dem bombastischen neuen Fußballstadion vorbei,
dass seinerzeit zur Europameisterschaft 2004 errichtet wurde. Heute wird fieberhaft überlegt, ob man diese Investition noch anderweitig nutze könne. Im Zentrum Faros aber wartet eine heimelige
Fußgängerzone sowie eine beeindruckende mehrmals umgebaute und nun barocke Kathedrale auf die Besucher. Zu ausgedehnten Pausen laden dann Fischrestaurants rund um den Hafen ein, besonders
bei Nacht ein Erlebnis.
Blick auf Silves und seine Burg . Das Hapimag Resort in Albufeira, Beispiel für ein in die Landschaft vorbildlich eingepasstes weitläufiges 4-Sterne-Hotel . Kap Sao Vicente (von links nach rechts). Fotos: Reinhard Hefele
Unbedingt mal ab ins Hinterland
Von Faro aus westlich schließt sich der malerischste Küstenabschnitt der Algarve an. Übrigens Fisch: Nirgends mundet der Fisch so schmackhaft und in seiner Vielfalt
wie in der „Caldereida“, dem Fischeintopf, ein Muss für jeden Besucher. Passend dazu der portugiesische Wein, ob weiß oder rot, der in den letzten Jahren qualitativ gewonnen hat.
Man sollte unbedingt nur mal 10, 20 Kilometer oberhalb der A 22 nach Norden fahren. An der Ausfahrt von Tavira beginnt die Route 270, die kurvig mit herrlichen Meeresausblicken nach Sao
Bras de Alportel und weiter nach Loulé führt. Letzterer Ort ist bekannt für seinen Flohmarkt am Samstag mit großem Angebot an typischer blau bemalter Keramik, ein
beliebtes Mitbringsel. Weiter geht es dann auf der Route 269 nach Silves, einst unter den Mauren die Hauptstadt der Algarve mit lebhaftem Schiffsverkehr. Wer sich am Stadtpark in
einem Straßencafé einen Kaffee mit einem süßen Blätterteigküchlein gönnt, von dem fällt jeder Stress ab, wenn er den Portugiesen am Nachbartisch beim Dominospiel zuschaut.
Kap Sao Vicente - letzter Punkt vor Amerika
Von Silves aus erreicht man über pittoreske Kurvenstrecken durch einen Naturpark das malerisch am Hang gelegene Städtchen Monchique mit Thermalquellen und dem höchsten Berg der
Algarve, dem 902 Meter hohen Fóia, den man erwandern aber auch bequem er-fahren kann. Der Blick von dort oben über die Westküste und bei guter Sicht im Süden bis Afrika ist einmalig. Auf der
Fahrt nach Monchique gibt es viele kleine Straßenhändler mit dem einmaligen Honig dieser Gegend, mit Piri-Piri (der scharfen Chili-Soße) in Gläsern, Bauern laden ein zur Verkostung des
Medronho, einem echten Rachenputzer, der aus den Erdbeerbaumfrüchten gewonnen wird.
Wer dann schon mal so weit gefahren ist, der wird natürlich unbedingt die Drei-Sterne-Sehenswürdigkeit des Kap Sao Vicente bei Sagres besuchen, den westlichsten Ausguck Europas
mit den über 60 Meter hohen Klippen und fast schon beängstigender Brandung. Dann empfiehlt sich auch ein Besuch in der zu einem Museum umgebauten früheren Nautikerschule von König Heinrich, dem
Seefahrer, der durch seine Entwicklung des Sextanten im 14. Jahrhundert nicht nur die Seefahrt revolutionierte, sondern auch Portugals Aufstieg zur Seemacht begründete.
Gabriele Hefele
Die Küste bei Albufeira - eine der schönsten Strandabschnitte Südeuropas!
(Foto: Reinhard Hefele)
Wer das begehrte Granada besuchen will und nicht fündig wird bei der Suche nach einer adäquaten Unterkunft, dem sei das Logieren im nur 9 Kilometer entfernten Atarfe empfohlen. Ein Ort, der die Verbindung aus arabischer und christlicher Kultur vorbildlich vorlebt.
So sah Atarfe vor etwa 1.000 Jahren aus während der maurischen Herrschaft.
Atarfe kommt von "Al-tarf", was so viel wie Grenze, Schranke bedeutet und den Außenposten quasi der größeren Stadt Elvira bedeutet.
Medina Elvira war eine bedeutende Stadt vom 8. bis zum 11. Jahrhundert. Heute zeugen viele Ausgrabungen und Ausstellungen im Archäologischen Museum von Atarfe davon.
Wechselvolle Geschichte
Atarfe hat eine für diesen Teil Andalusiens typische Vergangenheit, die die wechselvolle Geschichte des Sultanats Granadas widerspiegelt. Nach vielen Jahren des Krieges im 15. Jahrhundert und nach der Kapitulation Granadas gegenüber der sogenannten Reconquista, der christlichen Eroberung, folgten schwierige Jahre für die Bewohner. Die maurische Bevölkerung geriet in Minderheit, wurde auch vertrieben und damit verschwand viel Knowhow, vor allem auch auf landwirschaftlichem Gebiet. Erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung langsam wieder.
Heute lebt Atarfe eine wundervolle Symbiose aus den beiden Kulturen, der maurischen und der christlichen, leugnet die Vergangenheit nicht, veranstaltet viele Events beispielsweise in Musik und Literatur, in denen die arabische und die spanische Sprache gleichberechtigt behandelt werden.
Symbol dafür ist etwa das fast martialisch anmutende Denkmal am Ortseingang (Foto unten rechts), dessen Inschrift bezeichnenderweise lautet: "Libertad convivida en el respetto" = Freiheit, gelebt im gegenseitigen Respekt.
Gabriele Hefele
Unten: Die beiden linken Bilder zeigen eine der Hauptattraktionen Atarfes: den Stadtpark, entworfen von dem Architekten Ramón Gardón. Darin befindet sich in der Mitte ein riesiger Teich mit einer Unzahl wertvoller Kois! So etwas habe ich in einem öffentlichen Bereich noch nie gesehen.
Touristische Angaben
Information und Reservierungen über:
Tel. 958 43 96 97 und 958 43 84 18
www.ciudadatarfe.es
In Atarfe speist man noch unverfälschte, herkömmliche andalusische Küche wie "bei Mama".
Blick auf die Stadt mit der gut erhaltenen Stadtmauer und - rechts - auf die Kathedrale sowie den Parador. (Fotos: Reinhard Hefele)
Àvila liegt auf gut 1.130 Metern und ist damit Spaniens höchstgelegene Provinzhauptstadt. Das bedeutet, dass man in heißen Sommern dort oben angenehmere Temperaturen vorfindet als im circa 120 Kilometer entfernten Madrid, aber auch, dass es im Winter schnell Schnee und Frosttemperaturen geben kann! Kühl wirken auch die vielen Steindenkmäler und verbreiteten Pflaster in der Stadt.
Àvila ist aufgrund der komplett erhaltenen Stadtmauer mit den zahlreichen Türmen und der vielen romanischen Kirchen auch UNESCO-Weltkulturerbe. Àvila hat eine lange Geschichte seit den Römern und den Westgoten, bei denen die Stadt neben Toledo zu den wichtigen Standorten zählte. Nur bis zum 11. Jahrhundert war die Stadt maurisch, dann wurde sie auch zu einem wichtigen Templerstandort. Auf deren Zeugnisse stößt man noch überall im alten Stadtkern. In der Neuzeit lief ihr dann Madrid den Rang ab.
Kleiner Insider-Tipp:
Seit neuestem hat der Tour-de-France-Sieger von 2008, Carlos Sastre, ein Biker- und Fitnesszentrum in seiner Heimatstadt (im Poligono) aufgebaut.
Jeder, der die Autovia von der Costa del Sol nach Jerez fährt, kommt gleich nach der Abzweigung an zwei Ausfahrten Los Barrios vorbei - ja, eben, leider fährt man meist immer nur daran vorbei!
oben: Riesige Haciendas der Stierzüchter rechts: Gute Stimmung bei der Romeria,
Foto: Gabriele
Hefele
Foto: Bea Hohler
Allenfalls kehrt man dann später in der an der vierspurigen Straße gelegenen Venta El Frenazo ein, die bekannt ist für gute Tapas, oft aber überlaufen durch Busverkehr.
Hort der guten andalusischen Küche
Aber zurück zu Los Barrios selbst: Der Ort hat sich rausgemacht und versteht sich nicht nur als westliches Einfallstor zum einmaligen Parque Alcornocales, dem Naturpark der Steineichen, der wunderbar geführte fast unendliche Rad- und Wanderwege bietet. So wurde hier auch das erste Zentrum für Mountainbiketouren Alcornocales eröffnet (BTT) mit dem Ausgangspunkt jeder Tour beim Hotel Montera Plaza mit Informationen zu den verschiedenen Routen.
Das Vier-Sterne-Hotel am Ortseingang von Los Barrios und gute Restaurants in der Stadtmitte bieten echte andalusische Küche mit Pilz- und Wildspezialitäten etwa, nicht diese immer mehr um sich greifende Wischi-waschi-“internationale-Küche“ der Küste. Unbedingt empfehlenswert die Küchenthemenevents von Al Andalus in ihrer Finca am Ortseingang nach der ersten Ausfahrt. Da kommt man gut ins Gespräch mit Andalusiern nicht nur vom Ort, sondern auch mit Gourmets, die extra aus Sevilla etwa dazu anreisen.
Feiern kann man in Los Barrios!
Feiern können die Los Barriones! Herausgegriffen sei nur die Romeria im April - muss man mal mitgemacht haben, diese besondere bis übermütige Stimmung. Und wieder kommt die Speisung durch mitgeführte einheimische Spezialitäten nicht zu kurz.
Was deutschen und ähnlichen mitteleuropäischen Besuchern nicht so gut gefällt: Nach wie vor ist Los Barrios ein Zentrum der Stierzucht und des Stierkampfes mit entsprechendem Museum, das aber nur noch von der älteren Generation betrieben wird. Riesige Haciendas mit Pferde- und Stierzucht führen Besichtigungen durch, bei denen man viel Wissenswertes zu den Tieren und der besonderen Fauna des Naturschutzgebietes erfährt.
Wussten Sie aber, dass Palmones auch zu Los Barrios gehört? Damit sind wir doch an einem Stück Küste gegenüber von Gibraltar angelangt, das noch zu den Geheimtipps gehört. Man kennt den ausgedehnten gleichnamigen Poligono Industrial davor, aber wer dem Schild „Palmones Playa“ dahinter folgt, entdeckt ein unscheinbares Holzhaus, das aber eines der sagenhaftesten besten Fischrestaurants, Casa Mané, beherbergt, das ich kenne. Irgendwie endet alles in Los Barrios beim guten Essen!
Gabriele Hefele
Bilder von links nach rechts: Auf der Hacienda" Las Majadillas", die Araberpferde züchten, kann man Ferien machen, edel Hochzeit und andere Feste feiern - Am
Strand von Palmones gegenüber Gibraltar - Pilzfestival im "Al Andalus". (Fotos: Bea Hohler, Gabriele Hefele)
Cádiz ist nach neuesten Ausgrabungen einer der älteste
Stadtgründung auf dem europäischen Festland Und immer eine Reise wert. Eine der schönsten und authentischsten andalusischen Städte.
Oben von links nach rechts: Blumenmarkt vor dem malerischen Post(!)Gebäude - Frühstück vor der Kirche de la Constitución - Die Kathedrale von Cadiz (G. Hefele)
Brücken – das ist wörtlich gemeint! Wurde doch gerade erst das neue sensationelle Bauwerk der Hafenstadt eingeweiht, die „Brücke der Verfassung von 1812“, wie sie offiziell heißt. Sie ist fünf Kilometer lang und überspannt die Bucht von Cádiz zu Puerto Real, eine imponierende Hängebrücke - größer als die Golden Gate Bridge von San Francisco.
Zur Geschichte der Verfassung und der Brücke
2012 feierte man fröhlich und mit großem Pomp das Jubiläum der 200 Jahre der ersten demokratischen Verfassung Spaniens und beschloss als „Geschenk“ dafür, Cádiz im Hafendreieck besser und schneller an Puerto Real und Puerto de Santa Maria anzubinden, damit auch an die Autobahn AP 4. Die neue Brücke, die 510 Millionen Euro kostete, ist eine Meisterleistung spanischer Ingenieurskunst, galt sie doch als kompliziert mit der Führung über den Atlantik, die zudem einen aufwändigen Durchlass von 150 Metern Breite für Schiffe von mehr als 69 Metern Höhe vorsehen musste. Der Volksmund nennt die neue Brücke längst „La Pepa“, der liebevolle Name auch für die Verfassung, auf die Cadíz mit Recht so stolz ist. Widerstand diese Stadt mit ihren Guerillabanden im Hinterland – dort wurde auch die Guerilla erfunden! - doch als einzige der Besatzung durch Napoleons Truppen.
von links nach rechts:
auf dem quirligen Rathausplatz - die Originalurkunde der Verfassung von 1812 - Fischer in den Salinen von San Fernando, ein empfehlenswerter Ausflug (Fotos: Ayuntamiento Cádiz, Gabriele Hefele, Reinhard Hefele)
3.000 Jahre lange Vergangenheit
Schon bei der Anfahrt über die neue Brücke fällt angenehm auf, dass Cádiz nicht eingeschnürt ist von den hässlichen Bettenburgen der umliegenden Küsten. Cádiz blieb von den Immobilienboom-Auswüchsen verschont, weil es auf einer Halbinsel liegt, die nicht mehr Platz zum Bauen bietet.
Wir wohnten letztes Mal nicht in einem der modernen Hotels mit berühmtem Strand vor der Altstadt, sondern in einem vorbildlich renovierten Stadthaus (Casa Patio Panadero) gegenüber der Kirche San José (die der Constitution von 1812!) mitten im Casco antiguo mit seinem besonderen Flair. Zu dem gehören die schmalen Gassen mit kleinen Spezialläden, von denen besonders die vielen Torrone- und Süßwarenläden auffielen, alles bequem fußläufig zu erreichen. Und der herrliche Atlantikfisch und das Angebot an Mariscos in Cadiz (unbedingt die malerische Markthalle besuchen!) Alles zu erstaunlich angenehmen Preisen, obwohl die Stadt nun wirklich ein Touristen-Hotspot ist. Sogar die Tapas direkt gegenüber der Kathedrale laufen vom Preisleistungsverhältnis her der Costa del Sol den Rang ab!
Privilegierte Lage der Altstadt auf einer Halbinsel
Die Altstadt sollte man zu Fuß erwandern. Man beginnt an der Puerta de Tierra, einem Teil der Be-festigungsanlagen, die die Stadt immer noch in Abschnitten umgibt, kommt dann über den Hauptplatz San Juan de Dios zur Plaza España. Hier kann man das Cortes-Denkmal mit der Inschrift zur ersten liberalen Verfassung Spaniens von 1812 bestaunen. Beim Spaziergang merkt man auch, dass sich rund um die Kathedrale pulsie-rendes Großstadtleben abspielt mit zahlreichen Straßencafés und Tapasbars mit einem empfehlenswerten Angebot an frischem Fisch und Meeresfrüchten. Viel junges Publikum sieht man, denn Cádiz ist eine renommierte Universitätsstadt. Empfehlenswert, sich mal die Zeit zu nehmen, in der Buchhandlung „Jaime“ in der Calle Pelota zu stöbern, ein historischer, ansprechender Ort, obendrein mit liebenswürdigem Personal.
Ausgedehnte Sandstrände und Salinen vor den Toren der Stadt
Am Altstadt-Eingang steht ein 400 Jahre alter Mangrovenbaum, der seine Wurzeln bis zu den Gebäuden wachsen läßt. Ein Souvenir der großen Kolonialzeit Spaniens, auch „das Goldene Zeitalter“ genannt, als Cádiz als Hafenstadt Sevilla den Rang ablief. Vor der Altstadt mit dem beeindruckenden wuchtigen Kastell, das als berühmte Kulisse für einen James-Bond-Film mit Hale Berry gewählt wurde.
Ein Ausflug empfiehlt sich zum Beispiel zu den Salinen von San Fernando mit
Führung und dem Genuss des dortigen Petersfisches. Salz war bereits zu den Römerzeiten das „weiße Gold von Cádiz“, doch mussten die meisten Salzabbauwerke nun der Schalentierzucht weichen. Nicht
zu vergessen auch eine nahe Verkostung des Sherry in Puerto de Santa Maria. (siehe dazu auch den Artikel weiter unten).
Gabriele Hefele
Was sind die Kriterien für die berühmten weißen Dörfer? Zum einen liegen sie terrassenförmig an Hügel geschmiegt, meist gekrönt von einer Burg. Weithin sichtbar sind sie durch die weiß getünchten Häuser, die Farbe erhalten sie durch die seit Generationen gepflegte Anwendung vom Kalkanstrich, der jeden Frühling erneuert wird und zugleich als Vorbeugung gegen Parasiten wirkt. Es gibt eigene Routen der Weißen Dörfer, sie fehlen auf keiner Bus-Besichtigungstour, sind auch empfehlenswerte Vorschläge für Motorradtouren.
Eines der berühmtesten weißen Dörfer
in der Provinz Málaga ist Casares, zwischen Estepona und Manilva gelegen. Es wird gern angesteuert und lohnt einen eigenen Ausflug für Urlauber an der Costa del Sol.
Eine kurvige Anfahrt führt von der Carretera A7 (N 340) Richtung Cadiz am Kreisel zwei Kilometer vor Sabinillas rechts hoch in die Berge. Abgebogen von der vierspurigen Küstenstrasse, vorbei am neuen Golfplatz mit dem unvermeidlichen Urbanisations-Häuserbrei, wird es plötzlich andalusisches Land vom Feinsten und man wird belohnt durch malerische Ausblicke. Nur vierzehn Kilometer weg von der zubetonierten Küste und man spürt wieder etwas von der wilden Freiheit Andalusiens! Kein Wunder, dass es beliebtes Touren-Gebiet für Reiter ist.
Man genießt einen fantastischen Blick rundum ins Land und bis Gibraltar und Afrika, meint über halb Andalusien sehen zu können, denn schließlich steht man nach von Meeres-Niveau Null kommend nun 453 Meter hoch über dem Meeresspiegel. Über steile, gepflasterte Fußwege geht es durch verwinkelte Gassen hinunter ins Zentrum, auf den Marktplatz. Dort öffnen sich einem immer neue Durchblicke in die kleinen Höfe, oft auch in die dunklen Hauseingänge mit Mosaiken. Kurz vor dem Markt blickt man staunend auf die steil über einem sich erhebende maurische Festung hoch, die auch ein Eremitenplätzchen beinhaltet.
Von Cäsar bis zum Freiheitshelden Blas Infante
Casares hat eine bewegte Geschichte hinter sich, der Name soll auf Cäsar zurückgehen, der eine Entzündung in den Schwefelbädern zwischen Casares und Manilva ausheilte. Kann man heute auch wieder benutzen, wenn man den Gestank erträgt.
Casares ist weiterhin sehr stolz darauf, Geburtsort von Blas Infante zu sein *, dem Urheber des andalusischen Regional-Bewusstseins, ohne dass die Andalusier sich aber vom spanischen Staat abtrennen wollen.
Ein gastronomisches El Dorado
Gastronomisch ist Casares mit den Ventas rundherum eine Top-Adresse für Gourmets: Es gibt die einheimische “sopa casareña“, empfehlenswert ist auch Kaninchen mit einer Soße aus Zwiebeln, Kümmel, Rosmarin und Lorbeer.
Bekannt ist auch das schmackhafte Landbrot, das Pan de Casares, jede der kleinen Bäckereien führt es, sowie der Käse aus der Käserei an der Straße nach
Gaucin.
Foto oben links zeigt den Innenhof des Geburtshauses von Casares´ berühmtesten Sohn, des Journalisten und Philosophen Blas Infante. (Fotos: Jutta Thinesse-Demel, Gabriele Hefele)
Mehr über das echte Andalusien
und weitere Tipps für touristische Highlights
finden sich im Buch von:
Gabriele Hefele: Andalusien ist anders.
144 Seiten, 8,90 Euro.
Den Tourismus als lukrativen Wirtschaftszweig hat dieser spanische Küstenabschnitt erst verhältnismäßig spät entdeckt, da waren deutsche Urlauber längst schon Stammgäste in Mallorca, der Costa Brava, Costa Blanca und Costa del Sol. Wie auch immer, die Region zwischen Barcelona und Tarragona - übrigens nicht so independista-lastig - nimmt seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts auch verstärkt die Vorteile des Tourismus mit.
Wo Kinder zu Königen werden
Gelernt hat man dabei nicht nur Lösungen für Umweltprobleme, sondern gleich auch eine Spezialform der Reiseindustrie: das familienfreundliche Angebot. So sind besonders Vilanova, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt der „Goldküste“, wie Costa Dorada übersetzt heißt, und Sitges südlich von Barcleona ideale Ausgangsstationen für einen Urlaub mit Kindern. Dort haben sich zwei Hotelketten mit über 80 Hotels speziell auf Familien mit Kindern eingestellt. Selbstverständlich Attribute dieser Hotels sind natürlich Kinderbetten, Hochstühle, Gärten Kinderspielplätze und Kinderteller beim Menü.
Kultur und Freizeitspaß
Vilanova hat vor Jahren erst die Stadt um zwei Kilometer zum Meer hin verlängert, weshalb es jetzt die längste „Rambla“, die schnurgerade Hauptstraße in Alleeform besitzt. Und
stolz berichtet der Bürgermeister von Vilanova: „Wir haben aus den Fehlern anderer Urlaubsorte gelernt“ und verweist damit auf die moderne Kläranlage, die das Mittelmeer zumindest an dieser
Stelle unbelastet läßt. Für Groß und Klein ist das Eisenbahnmuseum eine Attraktion. (Foto ganz oben rechts).
Sitges (Foto oben) wiederum ist nicht nur aufgrund seiner bevorzugten Lage und seiner verwinkelten Altstadtgassen beliebt (nicht umsonst bilden sich an solchen Stellen auch immer
Malerkolonien), es besitzt auch ein romantisches Museum mit einer der größten und schönsten Puppenausstellungen. Für die Erwachsenen ein Tipp: das Rusinol-Haus, als Museum umgestaltet mit
wertvollen Gemälden von Rusinol, El Greco und Picasso.
Von Sitges erreicht man auch das Ebrodelta, attraktives Ausflugsziel, der Camargue vergleichbar, eines der größten Vogelschutzgebiete in Europa mit Wildpferden, Reihern, Flamingos, Reisanbau und Geheimtipp-Sandstränden, die noch nicht überlaufen sind. Dazu gehört eine Schifffahrt mit den Kindern zur Ebromündung, bei der man fasziniert beobachten kann, wie das blaue Mittelmeer den grünen Ebro verschlingt.
Gabriele Hefele
Fotos: Open Map - Spain Info-Tourismusbüro Spanien
"Klein-Marbella" war früher mal der Spitzname für Estepona, aber das ist heute mehr als ungerecht. Längst steht die in 35 Kilometer weiter westlich liegende Stadt nicht mehr im Schatten von Marbella. Während in Marbella so manches Hotel dort eine Generalüberholung nötig hätte, bis heute das Prestigeobjekt eines neuen Luxushafens nicht voran kommt, häuft Estepona ein großes Event aufs andere. Es imponiert überhaupt, wie sich das Städtchen in den letzten Jahren entwickelte und heraus machte.
Wunderschöne Altstadt- frisch herausgeputzt
Als erstes hatte Bürgermeister José Maria Urbano die Altstadt herausputzen lassen mithilfe der Bürger und vieler Blumenkästen. Auch ich als Nicht-Esteponera bummele heute besonders gern in
Gassen, die ich früher nie aufgesucht hätte! Da herrscht auch Leben durch neue Tapasbars und andere kleine Geschäfte. Galerien, von denen etwa das angeblich so reiche Sotogrande nur zwei besitzt,
schießen aus dem Boden, trauen sich sogar ins Industriegelände. Die Bemalung von mehr als 90 (!) vorher kahlen Brandmauern sucht ihresgleichen, und der Paseo Maritimo ist einer
der schönsten, aufgewertet durch botanische Kostbarkeiten. Parkplätze für 1 Euro gibt es plötzlich auch mehr und mehr in guter Lage. Das gefällt mir, von auswärts kommend,
besonders, da ich die - zwar ebenfalls erweiterte - Tiefgarage als Frau gefühlsmäßig gern meide.
Der von mir geliebte Rastro musste zwar einem großen Sport- und Feriagelände und vorher schon dem Bau eines in Europa einmaligen Orchideenhauses weichen, aber dafür sehe ich, wie
dorthin und überhaupt zwischen den auseinander liegenden Urbanisationen plötzlich kostenlose Kleinbusse für die Bewohner verkehren! Das nehmen sich inzwischen auch andere Nachbarorte zum
Vorbild.
Sogar das dringend gebrauchte Hospital für die Bewohner der westlichen Costa del Sol wurde nun endlich verwirklicht. Allerdings fehlen noch viele medizinische Abteilungen.
Ein Wermutstropfen: Die modernen nach Covid wieder vielen Neubauten mit Allerweltsflachdächern sind auch nach meiner Meinung nicht immer das Gelbe vom Ei in Estepona, das ich immer für so eine geglückte Mischung aus neu und typisch andalusisch hielt: Das bilinguale Gymnasium, an sich auch eine gute Initiative, sieht aus wie eine Parkgarage und das neue große Theater - naja, meine erste sich aufdrängende Assoziation war: Eine Kaaba nun mitten in Estepona...
Nun also auch ein eignes großes Theater und Verwaltungsgebäude
Doch innen drin, das muss ich wieder gerechterweise zugeben, ist das Theater sehr gelungen: Die Oberlichtführung im Foyer und im ersten Stock erlauben gute und großzügige Ausstellungen. Der Eingang zum Theatersaal mit sehr guter Akustik und mindestens 600 Sitzplätzen soll internationale Kongresse nach Estepona ziehen. Ein weiteres Highlight ist das Hochhaus Mirador del Carmen, bei dem Nachhaltigkeitskriterien beachtet wurde, das allgemein die Verwaltung bürgerfreundlicher machen soll und das ebenfalls wechselnden Ausstellungen Platz in der Eingangshalle bietet.
Und dann soll Estepona auch die 100.000-Einwohner-Grenze erreichen und Großstadt werden. Aber das klingt für die jetzt so gemütliche Stadt am Meer schon wieder nach Größenwahn, wie es Marbella zum Beispiel nicht gut bekam.
Gabriele Hefele
Fotos: ayuntamiento Estepona
Seinen Namen bekam der Felsen vom arabischen Feldherrn Tarik, der 711 mit seinen Mauren vom "Djebel-el Tariq" nach Spanien übersetzte. Dummerweise wurde er zur Hilfe gerufen vom Westgotenkönig Roderich aufgrund eines kriegerischen Familienzwistes. Im Anschluss verloren die Westgoten ihre Herrschaft auf der iberischen Halbinsel, und die Mauren eroberten Spanien bis hoch nach Nordspanien. Die Mauren, die aber ein kulturell hochstehendes "AL Andalus" entwickelten, wurden erst 1492 endgültig vertrieben. Im Frieden von Utrecht 1714 kam Gibraltar zu den Briten, nachdem die Spanier im sogenannten Spanischen Erbfolgekrieg vernichtend geschlagen wurden. Immer wieder versuchten die Spanier, Gibraltar zurück zu erobern - ohne Erfolg. Es bleibt ihnen ein ewiger Stachel im Fleisch.
Fotos von links nach rechts: Blick auf den Gibraltarfelsen - In der Main Street, Fußgängerzone und Einkaufsstraße, aber unter uns: wegen der
Zollfreiheit lohnen sich fast nur noch Zigaretten. Es gibt aber reichzaltige Teeläden, nette Modeshops und gute Gastronomie, vor allem rund um den Hafen. Rechts: Eine britische
Regimentskapelle. (Fotos: Gabriele Hefele, Wolfgang Wilpert)
So reagiert man gegenseitig bis heute mit Schikanen: Die Briten behindern spanische Fischerboote, die Spanier verüben penible Kontrollen bei der Rückkehr mit dem PKW aus Gibraltar. Ein wichtiger Tipp ist daher für alle Besucher: Lieber auf der spanischen Seite in La Linea parken und zu Fuß über die Grenze gehen.
Früher musste man direkt die Startbahn des kleinen Flughafens zu Fuß überqueren, um ins Zentrum zu kommen, jetzt ist er auch untertunnelt. Er ist aber an sich schon eine Sensation: ist naturgegeben nicht sehr lang und verfügt an beiden Enden über eine Rampe, die die Flugzeuge hinaus übers Meer katapultiert. Ganze 14 Zivil-piloten auf der Welt haben die Erlaubnis, auf diesem nicht einfachen Flughafen zu starten und zu landen.
An der Nahtstelle zwischen zwei Kontinenten, zwei Meeren und zwei Kulturen
Circa 30.000 Einwohner auf sechseinhalb Quadratkilometern zählt Gibraltar, zusätzlich bietet es mindestens 5.000 Spaniern Lohn und Brot, die täglich über die Grenze kommen zu ihrem Arbeitsplatz, ob in den vielen Banken oder als Hilfskräfte im Servicebereich. Gibraltar hat nicht nur ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung, ein eigenes stationiertes Militärregiment, einen eigenen Flughafen und das Pfund als Landeswährung.
Unbedingt sollte man den Blick von ganz oben vom Felsen genießen nach Spanien und Afrika hinüber und man ahnt, was die Säulen des Hercules bildeten. Unvergessen auch eine Konzertaufführung in der St. Michaels-Cave, die zur Unterhöhlung gehört, durch die man auch eine Führung buchen kann. Und auf der anderen Seite des Felsens kann man das Grab von Admiral Nelson besuchen, der sich nach der Schlacht von Trafalgar, zwar als Sieger, aber schwer verwundet nach Gibraltar schleppte.
Fotos oben von links nach rechts: Gibraltar von Algeciras ausgesehen, dahinter rechts beginnt die Meerenge von Gibraltar, eine der befahrensten Schiffsrouten - am Hafen bei Nacht - und die berühmten Affen
Wer weiß schon, dass Gibraltar eigentlich auf dem Kopf steht? Die jüngere Gesteinsschicht des Felsen liegt nämlich unter Wasser, die Spitze aber weist die älteste Formation auf! Man glaubt, dass Gibraltar ein aus dem Urkontinent Gondwana abgesprengtes Teilchen ist, das durch die Bewegungen der tektonischen Platten lange umherdriftete, bis es vor Millionen von Jahren am europäischen Kontinent andockte.
Und deshalb heißt es Affenfelsen
Man vermutet, dass die Affen, die vor langer Zeit aus Afrika herüber kamen, sich durch einen unterirdischen Gang wieder zum Sterben in die afrikanische Heimat zurückziehen, da man nie
Kadaver von toten Affen auf Gibraltar findet. Heute sind die Affen auf Gibraltar, die ihm auch den Spitznamen "Affenfelsen" verliehen, fast zu einer Plage geworden. Sie sind so
frech, durch offene Fenster in Wohnungen zu hüpfen auf der Suche nach Naschereien. Schuld daran sind auch die vielen Touristen, die verbotenerweise die Affen füttern. Es ist nicht ungefährlich,
weil sie ernsthafte Krankheiten übertragen können, so putzig sie auch wirken.
Gerne wird Winston Churchill zitiert: "So lange noch ein Affe auf Gibraltar lebt, bleibt Gibraltar britisch."
Links: Die beeindruckende Burg von Jimena de la Frontera - rechts: eine der gewaltigen Steinformationen im Parque de Alcornocales (Fotos: Johannes Philipp)
Echtes Andalusien, etwa 30 Kilometer von der Küste entfernt, erlebt man garantiert in Jimena de la Frontera. Es ist zu erreichen über zwei bildschöne typische Strecken.
Hin also über die „Ruta de los Toros“, an der man links und rechts die Stiere und Pferde weiden sieht, vorbei an den Poloplätzen von San Enrique linker Hand wie auch mit Blick auf eine der zwei gut erhaltenen Eisen-Bogenbrücken Spaniens aus dem industriellen Gründerzeitalter. Die kurvenreiche Straße führt nicht nur am Rio Guadiaro beziehungsweise Rio Genal entlang, wie er am Flussoberlauf heißt, sondern auch durch das Orangental, das nach der Gegend um Valencia die meisten Zitrusfrüchte exportiert. Für wenig Geld kann man übrigens selbst sich so viele Orangen von den Bäumen pflücken wie man will.
In Jimena fährt man zur Burg hoch und spaziert durch die Ruinen mit einem Panoramablick bis Gibraltar und Afrika. Man isst dann die Super-Tapas in der Eckbar "La Tosca" am quadratischen Hauptplatz, mit einem Plausch mit den Wirtsleuten, beobachtet die Einheimischen, die über die Plaza schlendern und freundlich grüßen, darunter auch viele alte Leutchen mit schlechten Zähnen.
Zurück geht es durch den größten spanischen Naturpark, den Parque de Alcornocales, den Korkeichen mit den imposanten Steinanhäufungen. Spätestens jetzt weiß jeder Gast, was ich mit echtem Andalusien meine und was wir hier schätzen.
Großes Musikfestival im Sommer
Eine der wichtigsten Veranstaltungen der Gegend um Gibraltar ist jedes Jahr Anfang Juli das Musikfestival in Jimena de la Frontera. Das Festival, das im Jahr 2000 unter der Schirmherrschaft von Königin Sofia aus der Taufe gehoben wurde, hat sich inzwischen zu einer festen Größe im Reigen der Sommerfestivals etabliert.
Auf unterschiedlichen Bühnen verstreut über Jimena werden verschiedene Konzerte aufgeführt. So ist die Wallfahrtskirche Reina de los Ángeles Sitz der klassischen Konzerte, während Jazz und die Musik der Welt in Llano de la Victoria zu hören sind. Der Flamenco und die Konzerte mit größerem Zuschauerzustrom finden am Paseo de la Constitución statt. So wird es auf Jimenas Plätzen, Straßen, in Bars, historischen Gemäuern von Burg, Klöstern und Kirchen lebendig und klingt übers Tal. Man gerät unweigerlich ins Pathos, wenn man einmal auf diesem Musikfestival war und wird Stammbesucher.
Gekrönt wird der unvergessliche Abend von einem ausgiebigen Essen mit Freunden in einem der nicht wenigen guten Speiserestaurants der Stadt. Anzuraten sind gleich ein paar anschließende Übernachtungen in dieser Umgebung, die nur 30 Km von der Küste weg das echte Andalusien bewahrt hat. Übers Internet findet man empfehlenswerte kleine Hotels oder Hostals in historischer Umgebung, nicht wenige liebevoll restauriert und einige geführt auch von deutschen Inhabern.
Und wem beim abschließenden Feuerwerk über der Kulisse dieser grandiosen Burg, die schon römische Grundmauern hatte und deren strategische Lage von den Mauren überaus geschätzt wurde, mit einem Überblick über den Naturpark im Rücken der Burg und über halb Südwestandalusien vor sich, wem da nicht ein Schauer über den Rücken läuft – dem ist nicht mehr zu helfen!
Gabriele Hefele
Links: Beim Musikfestival am Hauptplatz vor dem Hintergrund der Burg - rechts: Blick von der Burg ins Tal des Rio Genal (Fotos: Reinhard Hefele, Johannes Philipp
Málaga, die viertgrößte Stadt Spaniens, hat sich in den letzten Jahren sehr heraus geputzt. Und gehört gegenwärtig zu den attraktivsten Städtetouren! Hier kann man auch gut überwintern bei den mildesten Temperaturen des europäischen Kontinents. Und schöne Sightseeingtouren unternehmen.
Fotos unten: die Skyline von Málaga vom einfahrenden Kreuzfahrtschiff
aus(Thomas Reger) - Guter Wahlspruch der "Boquerones"(Spitzname für
die Malagueños - günstig essen im Osten der Stadt (Gabriele Hefele)
In der Geschichte war Málaga schon als Hafen der Phönizier und der Römer bekannt. Bei den Mauren war es der Versorgungshafen für das bedeutendere Granada. Heute ist die Hafenstadt wichtiger Anlaufplatz für die Kreuzfahrtschiffe, junge Universitätsstadt, gute Einkaufsstadt und berühmtes Urlaubsziel zur Überwinterung mit seinen eigenenStränden rundherum, den Bergen dahinter und natürlich mit seinen berühmten Urlaubsorten zwischen Sotogrande und Nerja.
Neuere Geschichte Málagas
Im Jahr 1876 vernichtete die Reblaus in einer wahren Epidemie 90 Prozent der Weinstöcke in dieser Gegend. War doch besonders der süße Málagawein weit über die Grenzen hinaus bekannt und hatte Málaga zu einem bedeutenden Handelsumschlagplatz verholfen. Englische und deutsche Handelshäuser hatten sich hier im 19. Jahrhundert niedergelassen. Viele Straßennahmen in der Stadt zeugen heute noch davon. Das Bürgertum war aber flexibel und orientierte sich nach der Parasitenkatastrophe neu: Málaga wurde zur Geburtsstätte des Tourismus an der Costa del Sol. Man nahm sich dabei die Cote d´Azur zum Vorbild. Bereits 1928 wurde der erste Golfplatz gegründet, das berühmte milde Klima tat ein übriges. In den 60er Jahren wurde dann Torremolinos vor den Toren der Stadt Málaga zu dem In-Badeort der High Society, das, was in den 70er Jahren dann auf Marbella zutraf.
Die Muss-Sehenswürdigkeiten in Málaga
Das Wunderbare an Málaga: Alles ist nah beieinander und zu Fuß gut zu erreichen. Und während Sevilla für die andalusische Seele steht, atmet Málaga heute internationalen Flair.
Fotos (Gabriele Hefele) von links nach rechts: So schön sieht der Gemeindesitz von Málaga aus - die Kathedrale.
Mallorca, der Deutschen liebste Ferieninsel steht leider immer noch für viele für ganz Spanien, aber dem arbeiten wir ja mit unserem Onlinemagazin Spanien mit Erfolg entgegen!
Mallorca wiederum tut man Unrecht, wenn man sie nur mit den abschreckenden Ballermann-Bildern gleichsetzt. Die größte der Baleareninsel hat so viel mehr zu bieten, ist irgendwie ein Kontinent im kleinen und hat noch viele lohnende Ecken und Orte zu entdecken. Der Reisejournalist Thomas Schröder, der gerade sein individuelles Mallorca-Buch neu auflegte, verrät hier seine Geheimtipps.
Links oben: Auf dem Fußweg zum Künstlerdorf Deià.
Alle Fots: Thomas Schröder
Rechts oben: Es gibt noch unentdeckte Buchten an der Ostküste.
1. Strand - Ein Spaziergang als Ouvertüre
An der Ostküste glänzt eine Bucht türkisfarbener als die andere, und alle sind sie mehr als gut besucht. Eine Ausnahme macht, zumindest in der Nebensaison, die Cala S’Amarador im 1992 unter Naturschutz gestellten Parc Natural Mondragó. Das liegt daran, dass sie von der ähnlich hübschen Bucht Cala Mondragó nur über einen Fußweg zu erreichen ist und viele Strandfans sich gleich in der ersten „Cala“ niederlassen. Der zehnminütige Spaziergang entlang der Felsküste bildet die ideale Ouvertüre zu einem Badevergnügen unter Kiefern.
2. Unterwegs: Hoch oben von Sóller nach Deià
Im „Künstlerdorf“ Deià herrscht chronische Parkplatznot – alles kein Problem, wenn man zu Fuß kommt! Von Sóller aus führt ein alter, recht gut beschilderter Fußpfad in rund drei Stunden (und mit einem möglichen Abstecher zur bildhübschen Badebucht Cala de Deià) ins Künstlerdorf, zurück geht’s per Bus. Unterwegs lockt (außer im Hochsommer) frisch gepresster Orangensaft und selbstgebackener Kuchen im Gut Ca’n Prohom mit seiner Raststation „Son Mico“.
3. Alles im Blick: Ein Wallfahrtsziel auf über 500 Metern Höhe
Ein weiter Blick bietet sich von der Ermita de Sant Salvador bei Felanitx. Das wehrhaft wirkende Kloster auf 509 Meter
Höhe gehört zu den wichtigsten Wallfahrtszielen der Insel, sehenswert ist auch die Kirche mit ihrer opulenten Innenausstattung.
Bei gutem Wetter reicht die Aussicht fast über die ganze Insel. Wer „splendid isolation“ und eine gewisse klösterliche Schlichtheit mag, kann hier oben sogar übernachten: Doppelzimmer beziehungsweise Apartment 50–112 €uro, www.santsalvadorhotel.com.
4. Wissenswertes: Der Orangen-Lehrpfad
Orangen- und Zitronenbäume sind auf Mallorca weit verbreitet. Ganz besonders häufig finden sie sich aber im Tal von Sóller. Etwas außerhalb von Sóller in Richtung Fornalutx haben die freundlichen Besitzer der Bio-Finca Eco Vinyassa einen „Orangen-Lehrpfad“ angelegt. Dort erfährt man viel über den traditionellen Anbau, die Verarbeitung und alte Sorten von Orangen, Zitronen, Mandarinen, Clementinen & Co. Abgerundet wird der Besuch durch einen kleinen Imbiss mit Orangensaft, einen Beutel Früchte gibt’s dazu!
Camí de Sa Vinyassa 3, Eintritt 10 €uro, www.ecovinyassa.com.
5. Urlaub mit Kindern: Das Märchenmuseum im Hinterland
Erst 2012 eröffnete das Museum „ArtArtà“ im charmanten Städtchen Artà im Hinterland der Ostküste. Hier dreht sich alles um
die „Rodalles“ ( mallorquinische Märchen). Sie werden in der Ausstellung anschaulich dargestellt anhand von grotesken, zum Teil überlebensgroßen Figuren des örtlichen Künstlers Pere Pujol. Damit
der Besucher auch versteht, warum der doofe Köhler versucht, zwei Kürbisse auszubrüten, gibt es ein deutschsprachiges E-Book für den Rundgang.
Eintritt 4 €uro, Kinder 2 €uro, in der Fußgängerzone Calle Antoni Blanes 19. www.artarta.es.
Diese LA MANCHA ist völlig anders als wir sie uns gedacht hatten! Wir haben keinen verrückten Ritter getroffen, der mit der Lanze auf Windmühlen losgeritten ist, wohl aber sympathische Dulcinellas in allen Gasthäusern, vor allem aber endlose, unendliche Olivenhaine und Weinfelder auf rost- bis tiefroter körniger Erde!
Knapp 20 Prozent der gut zwei Millionen Einwohner der Communidad Castilla- La Mancha sind in der Landwirtschaft tätig und produzieren außer Windmühlen und Weltliteratur fast die Häfte aller in Spanien produzierten landwirtschaftlichen Produkte. Dass hier überhaupt nur fünf Prozent der spanischen Bevölkerung und also gerade mal 25 Menschen pro Quadratkilometer leben, das allerdings spürt man sofort!
Die "Manchisten" sind freundlich und lassen sich Zeit mit allem, auch mit dem Erklären von Zielen, wenn sie nicht gleich vorausfahren, um den Fremden zu zeigen „wo´s lang geht“. Die meist guten und oft schnurgeraden Landstraßen sind so leer, wie man sie sich ein einziges Mal in Deutschland wünschen würde. Wir haben keinen einzigen Stau erlebt und auch kaum eine Baustelle.
Stressfreie Anfahrt
Gestartet an der Costa Brava führte uns der Weg über den Moloch BARCELONA auf der lebhaften Küstenautobahn AP 7 über Tarragona bis Salunt kurz vor Valencia, wo die Autovia nach Madrid abzweigt. Hinter REQUENA, einem mit gut erhaltener mittelalterlicher Altstadt und trotz reizvollster Umgbung offensichtlich fast ausgestorbenen Nest, erreichten wir dann tatsächlich die LA MANCHA und fuhren über MOTILLA - ALACOR - ALCAZAR - MANZANARES stressfrei an einem einzigen, sonnigen Märztag bis ALMAGRO, unserem auserkorenen „Kulturstützpunkt“! Da schwirrten uns die zahlreichen historischen Bauwerke der kleinen Stadt nur so durch die Köpfe und wir kannten ja die wahrhafte, oft zitierte Weisheit unseres Groß- und Reisemeister Johann Wolfgang von Goethe: Man sieht nur, was man weiß!
Überfordert von der über uns hereinbrechenden almagrisch-architektonischem Historie beschlossen wir, uns auf diesem Sektor zunächst mit dem noblen Parador-Hotel zufrieden zu geben, dessen Suiten ein wunderbar fürstliches Ambiente ausstrahlen in diesem ebenso stilvollen wie mächtigen Bau, der ursprünglich ein Franziskanerkloster war und nun mit vierzehn Patios mit exotischer Bepflanzung zum Meditieren einlud. Einige der berühmtesten Bauten in Almagro hatten übrigens die steinreichen Fugger aus Augsburg geschaffen für die Verwaltung ihrer spanischen Latifundien, die ihnen der ständig insolvente Kaiser Karl V. überschrieben hatte. Schon damals haben die „Geldigen“die Politik bestimmt und nicht umgekehrt.
Sopa castellana und vor allem Wein,Wein, Wein
Großes Gewicht genießt auf unseren Reisen die Gastronomie. In der Mancha ist die Küche zwar solide, aber doch recht „rural“ und dabei ziemlich fett. Unerschrocken habe ich sogar eine „Sopa castellana“ probiert, die mich an eine bayerische Brot- oder Brennsuppe erinnerte, wobei in der iberischen Version noch mehr undefinierbare Beilagen herum schwommen. Ansonsten sind wir gut und nahrhaft bedient worden, nur ohne den geringsten AHA-Effekt.
Mit über einer Millionen Quadratkilometer Anbaufläche ist die La Mancha Spaniens größtes Wein-Anbaugebiet, vor allem wird "vino tinto“ erzeugt.
Ein begeistertes Ausflippen brachte bei uns eine Erkundungstour rund um Almagro zuwege. Eigentlich brachten wir immer wieder kaum mehr als "WAHNSINN!" heraus beim Anblick der
schon oben erwähnten blutroten, mitunter auch rotbraunen Felder, mit ihren endlosen Reihen noch „schlafender“ schwarzer Weinstöcke oder knorriger Olivenstämme,
pointiert durch blühende Obstbäume. Das waren Bilder, die wir nie vergessen werden!
Jürgen Brauerhoch
Noch nicht lange her, da fristete Manilva am westlichen Ende der Provinz Málaga ein Dasein als Seelen-Dorf von "tres gatos", wie man es so despektierlich nannte. Aber das ist auch mehr als 10 Jahre her: Inzwischen verfügt es über 14.000 gemeldete Einwohner, im Sommer über drei Mal so viel, denn der Küstenort ist beliebt nicht nur ob seiner vielen langen Strände, sondern auch weil es mit den Ortsteilen Sabinillas, Puerto de La Duquesa und Castillo über ein breites touristisches wie kulturelles Angebot verfügt.
Fotos oben: Moscatel-Weinfelder vom Dorf oben mit Kirche Sta. Ana - im Castell, das auf die Römer zurückgeht und in dessen Umfeld wervolle Ausgrabungen
stattfinden, die ein Museum vor Ort zeigt
Manilva ist ein weißes Dorf am westlichen Ende der Provinz Málaga. Seine Besonderheit: Es liegt inmitten einer grünen Kulturlandschaft von Weinreben, an denen die Moscateltraube wächst. Dies ergibt zur Weinernte einen bekannten natursüßen Dessertwein, ähnlich dem berühmteren Málagawein, nur preisgünstiger. Berühmt auch die großen „Pasas“, die Weintrauben, die auf den Hügeln getrocknet werden.
Durch den ausufernden Immobilienboom Anfang des Jahrhunderts war das Grün der Reben auffällig geschrumpft zugunsten vieler leerstehender, oft hässlicher Neubauten, Urbanisationen, zergliedert auch durch viele Einzelvillen auf den Feldern. Manilva hatte zunächst durch die Versiegelung von Landwirtschaftsflächen mehr als ein Viertel seiner Weinanbauflächen verloren, fast so viel wie durch die Reblaus im letzten Jahrhundert. Doch in den letzten Jahren hat man wieder auf Hügeln rundherum neue Weinanbauflächen angelegt.
Rückbesinnung auf die Traubentradition
Auf einem dieser Hügel Manilvas befindet sich das Wein-Zentrum, eine Schule für Weinanbau, das sogenannte Centro de Interpretación Viñas de Manilva. Und mitten im Zentrum Manilvas neben der Policia Local hat man im neuen Bürgerhaus, im sogenannten CIVIMA, ein Heimatmuseum eingerichtet zum Thema der Weinkultur in Manilva, die es seit den Römern gibt, wie die lokalen Ausgrabungen beweisen. Dort finden auch Weinproben statt, durchgeführt von Absolventen der Weinschule.
Man kann auch an geführten „interaktive Weinwanderungen “ von eineinhalb Stunden teilnehmen, die vom Dorf durch die Weinhügel bis zur Finca „El Peñoncillo” führt mit Erklärung der Rebentypen, Vorstellung der Initiativen zur Zukunft des Weinsektors und mit Verkostung frischer Trauben, Rosinen und des neuen Weines. Ganz nebenbei ergeben sich auf dieser Strecke immer wieder herrliche Panoramablicke auf die Serrania Ronda und aufs Meer.
Das erste Septemberwochenende steht ganz im Zeichen der Feria de Vino mit Prozession und Wahl der besten Produkte des Jahres aus dem Angebot der Bauern wie Trauben, Rosinen, Konfitüre, Wein und Liköre. Höhepunkt ist der Umzug mit Weinverkostung (jeder kriegt ein Gläschen kostenlos), mit Musik und Tanz bis in die frühen Morgenstunden, wie es sich gehört.
Fotos (G. Hefele, Gregor Steinschulte) unten von links nach rechts: Im Hafen von La Duquesa - am Strand von Sabinillas; drei der Strandabschnitte
wurden jetzt unter ökologischen Schutz gestellt - Beim berühmten Weinfest, der Vendimia
Wenn ich Besuch aus Deutschland habe und ihnen das "wahre Andalusien", weg von der zubetonierten Küste, zeigen will, dann fahre ich mit ihnen nach Casares, Jimena de la Frontera und - nach Medina Sidonia. Es liegt von weitem sichtbar auf der Strecke nach Jerez auf einem Hügel. Mit einem Rundumblick, bei dem man meint, halb Andalusien zu überblicken.
Phönizier, Römer, Mauren - sie alle haben ihre Spuren in Medina Sidonia hinterlassen, kein Wunder bei dieser strategisch bevorzugten Lage. Aber wer weiß schon, dass Medina Sidonia auch ein Sitz der Herzöge von Alba war, diesem alten Adelsstammhaus, von dem es heißt, dessen Nachfahren können noch heute durch ganz Spanien so reisen, dass sie immer auf ihren Besitztümern weilen.
Heute kann man das Städtchen mit seinen weniger als 1.500 Einwohnern von zwei Seiten hinauf anfahren, findet vor den alten Stadtmauern auch genügend Parkplätze.
Wer nicht nur in der imposanten Medina-Vergangenheit verweilen will wie beim Besuch des Museums dort oder in der Kirche Kirche Santa María la Mayor (Foto oben rechts), im Kloster von San José del Cuervo, weil das Wetter ja viel zu schön ist, um sich in Räumen aufzuhalten, der wird magisch angezogen von einem Spaziergang über den lebhaft frequentierten Marktplatz (Foto oben Mitte) im Zentrum mit guten einheimischen Restaurants. Ich versäume auch nie, Halt zu machen bei einer Konditorei in einer der Gassen der Altstadt und mir die Spezialität der Alfajores zu besorgen, die es besonders in der Semana Santa gibt, eine Süßigkeit, die auf die Zeit der Mauren zurückgeht.
Medina Sidonie hat auch eine kleine Buchhandlung, eine hübsche Boutique in der Nähe des Platzes und überhaupt nette kleine Geschäfte mit Geschenktipps und Mitbringsel. Wir nehmen in der Bar Cadiz immer deren Käse und einen guten Wein von dort mit!
Noch ein Geheimtipp: Zur Zeit der Feria de Caballos in Jerez übernachten wir nicht in Jerez selbst in den dann zu der Zeit überteuerten Hotels, sondern entweder in Puerto de Santa Maria oder eben in Medina Sidonia!
Fotos: Gabriele Hefele, Josef Unterreithmeier
Foto (Jürgen Brauerhoch) oben: Seitenfront von Schloss Púbol aus dem 11. Jahrhundert
In der Nähe der quirligen Stadt Girona, etwa zwanzig Kilometer von der Costa Brava landeinwärts, kommt man zu einem markant historischen mächtigen Schloss der schönen Jelena Dimitrijewna Djakonowa. Unter diesem Namen wurde die spätere Frau Gala DALI geboren und wohnte viele Jahre in DALI´s Schloss in Púbol, mehr einer Trutzburg ähnelnd als einem Castell, was es für Gala sicher auch manchmal war; jedenfalls durfte der Maestro seine nach anstrengenden Ehejahren aus Port Lligat geflohene Ehefrau nur nach schriftlicher Anmeldung hier im Castell besuchen.
Gala Dali ist auch in Pubol begraben wie wenige Jahre nach ihr DALI selbst. Vorher ließ er noch einmal seine Phantasie aufblühen im Schloß wie dem sehenswerten Schloßgarten mit verrückten Elefanten auf einer Lichtung und idyllischen Wasserspielen in einem Brunnen mit lauter Konterfeis von Richard Wagner, zu dem wohl eine gewisse Affinität bestand: zwei "Wirrköpfe", von der Welt umjubelt!
Gastronomischer Tipp in der Nähe:
Ein paar Kilometer weiter und man trifft im uralten Monells mit seinen paar hundert Einwohnern auf fast ein halbes Dutzend Restaurants rund um die prächtige Plaça Major, die noch von schönen Arkadengängen gesäumt wird. Hier sitzt man bei einem sauberen Rosat aus dem Empordà auf diesem in seiner Würde und Architektur phantastischen Marktplatz und könnte wie Goethe fabulieren: HIER BIN ICH MENSCH, HIER DARF ICH`s SEIN!
Jürgen Brauerhoch
Die Stadt im bergigen Hinterland der Costa del Sol steht auf einem der ersten Plätze der Sehenswürdigkeiten nicht nur in Andalusien sondern in ganz Spanien. Hier steht warum.
Hauptgrund für einen Ronda-Besuch ist natürlich das große gut erhaltene römische Viadukt, das sich hoch über einer Schlucht erhebt (Foto oben links) und das spektakuläre Ausblicke erlaubt (Foto rechts). Auf diesem am Rande erhebt sich auch einer der wunderbarsten Paradores (Im Foto links ganz rechts oben), eines dieser staatlichen Luxus-Hotels, die in alten Denkmälern untergebracht sind. Dieser Parador ist nicht nur aufgrund der exponierten Lage sehr empfehlenswert, sondern auch seiner guten Küche wegen.
Eines muss man zugeben: Ronda ist zu den Hauptreisezeiten (Ostern, Sommer und zur Feria im September) überlaufen von Ausflugs- und Bustouristen, die sich oft von Málaga und Marbella auf den ausgebauten aber nicht ungefährlichen Kurvenstrecken in die Serranía de Ronda aufmachen. Da ist es dann Glückssache, ob man eine gute einheinische Tapasbar erwischt oder mit einem weniger empfehlenswerten Touristenmenü abgefertigt wird.
Ronda kann aber dennoch einiges Lohnenswertes bieten: Da empfiehlt sich ein Bummel durch den Stadtpark und ein Besuch auf dem Aussichtsplateau (Foto rechts oben), auf dem spontan plötzlich junge Leute ihre Instrumente auspacken und ein kostenloses Konzert veranstalten. Apropos Bummel: man/frau kann in der kleinen Fußgängerzone (oben mitte) neben den üblichen Touristensouvenirs so manches Schäppchen ergattern - nicht teuer dort übrigens. Und in Rondas Umgebung gibt es die private Rennstrecke Ascari, der von Jerez vergleichbar, auf der sich so mancher schon austobte.
Berühmt ist Rondas Stierkampfarena (Foto links oben) mit dem Stierkampfmuseum und die entsprechende Veranstaltung Ende September im Stil Goyas: aber weniger für uns Deutsche, die wir die - allerdings immer mehr abebbende - spanische Begeisterung für die Corrida nie verstehen werden.
Sangre de Ronda - der Rotwein aus Ronda
Ronda macht in jüngster Zeit auch von seinem Rotwein von sich reden, inzwischen nach dem Tourismus die zweitwichtigste Einnahmequelle. Wie so vieles in Andalusien, verdankt Ronda seine erste Weinkultur den Phöniziern. Danach bauten die Römer diese Weinkultur weiter aus, nutzten weitere Regionen, zum Beispiel die um Acinipo (Foto unten links eine der Ausgrabungen), einer ihrer wichtigen strategischen Standorte. Aber Acinipo lag ungünstig von Temperatur und starken Winden her, so verlegte man diesen Sitz später etwas weiter nach unten in der Sierra und geschützter – Ronda war gegründet.
Die große Katastrophe eines Reblausbefalls in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vernichtete
fast in ganz Spanien die Reben, auch in Ronda und Umgebung. Ronda als Weingebiet spielte danach keine Rolle mehr und lebte mehr vom Tourismus. Bis 1982 der Winzer Friedrich
Schatz aus einer Württemberger Winzerdynastie, die seit 1641 besteht, wieder die ersten Weinstöcke dort anpflanzte. So jung ist Rondas Wein, der längst kein Geheimtipp mehr ist. Und es
sei gleich gesagt: Es ist kein billiger Massenwein, denn man befleißigt sich hoher Qualitätsstandards mit vorwiegend ökologischem Anbau und Handarbeit in der Ernte. 23
Bodegas haben sich inzwischen zu einer "Ruta de los Vinos y Bodegas de Ronda", zu einer Weintour, zusammen gefunden, die Führungen und natürlich Verkostungen anbietet.
Natürlich verfügt Ronda nun auch über ein Weinmuseum im Zentrum in einem alten Palast untergebracht. Das Tourismusamt gibt eine informative Karte heraus mit den Bodegas, mit deren Öffnungszeiten und Kontaktdaten.
Fotos: Reinhard Hefele, Josef Unterreithmeier
Granada, Jaen, Cordoba, Málaga und Cádiz - jede dieser Städte in Andalusien hat ihren Reiz, aber Sevilla ist etwas Besonderes. Die andalusische Landeshauptstadt mit 800.000 Einwohnern
zählt zu den schönsten Städten der Welt!
Fotos von links nach rechts: die Giralda, das Wahrzeichen Sevillas (Foto: Bea Hohler) - im Innenhof von Casa Pilato - das moderne Sevilla (beide Fotos: Gabriele Hefele)
Der einstige Aufschwung Sevillas war einerseits den Mauren zu verdanken, andererseits der Entdeckung Amerikas durch Christopher Kolumbus. In Sevilla, das damals Seehafen war, landeten die spanischen Schiffe mit den geraubten Schätzen aus den Kolonien und mussten dort zuerst ihren Zoll für das Königreich abliefern. Sevilla hatte das Monopol darauf und erlebte einen Aufschwung, den man das „Goldene Zeitalter“ nannte mit reichen Adeligen und Handelshäusern.
Dann aber versäumten die Sevillaner, den Hafen in der Mündung des Guadalquivir vor der Versandung zu bewahren und auszubaggern, und so liegt Sevilla heute 70 Kilometer im Landinneren. Ab dem 18. Jahrhundert verlor Sevilla zunächst an Bedeutung und wurde Landeshauptstadt einer armen Gegend.
Eine reiche Stadt
Erst seit ein paar Jahren besinnt man sich wieder auf die glorreiche Vergangenheit, baggert den Fluss weiter aus und wird nach und nach zu einem bedeutenden Container-Hafen. Die Expo 1992 im Jahr des Beitritts Spaniens zur Europäischen Union war wichtig für die Stadt und die Gegend, die zum Teil beeindruckenden Pavillons sind eine eigene Besichtigung wert. Das Gelände eherbergt heute Technologie- und Weiterbildungszentren sowie viele Start-up-Unternehmen. Die Universität ist die bedeutendste in Andalusien.
Sevilla ist heute ein bedeutendes Wirtschaftszentrum, viele überseeische Firmen legten ihre Europazentrale in die andalusische Metropole durch die Nähe zur Atlantikschifffahrt, viele europäische Firmen legten dort ebenfalls Niederlassungen und Lagerzentren an und starten von dort nach Übersee.
Tipps zur Stadtbesichtigung
Sevillas Zentrum und Altstadt besichtigt man am besten per Pferdekutsche. Stecken Sie für das Pferdchen ein paar Leckerli ein. Die Kathedrale ist ein Muss, sie ist nach dem Petersdom die zweitgrößte christliche Kirche, aufgebaut auf einer Moschee. D a s Wahrzeichen Sevillas ist die Giralda, der Glockenturm der Kathedrale, früher das Minarett der Moschee.
Beliebter Treffpunkt ist der Orangenhof hinter der Kathedrale, der einstige Moscheehof mit einem Brunnen aus westgotischer Zeit. Essen sollten sie im „In“- und Künstler-Viertel Triana auf „der anderen Seite“ des Flusses, übernachten in einem der romantischen kleinen Hotels im alten Judenviertel, dem Barrio Santa Cruz in der Fußgängerzone. Der Portier sagt Ihnen, wo sie die besten Churrascos zum Frühstück kriegen, die frittierten Kartoffelschlangen, die in heiße Schokolade getaucht werden. Danach streifen Sie zu Fuß quer durch die Altstadt, blicken neugierig in Innenhöfe oder in kleine Galerien und Schuhläden in engen Gassen.
Für den Rückweg leihen Sie sich eines der Fahrräder aus den vielen Service-Stellen, so ökologisch modern kann Sevilla auch sein. Am nächsten Tag sollten Sie eine Schiffsfahrt auf dem Quadalquivir utnernehmen. Dabei geht es unter sieben Brücken hindurch, jede unterschiedlich beeindruckend mit je eigener Geschichte.
Und dann noch ein Geheimtipp: ein Besuch der Casa Pilatos an der Plaza de Pilatos. Ihren Namen hat die Anlage, die seit Jahren vorbildlich restauriert wird, von einem Adeligen, der im 15. Jahrhundert eine Wallfahrt nach Jerusalem unternahmen und nach seiner Rückkehregann mit dem Bau dieses Palastes begann. Nach Pilatus benannte er ihn, weil angeblich die Entfernung zum Cruz del Campo gleich der in Jerusalem von den Ruinen des Pontius-Pilatus´ Sitz zum Kalvarienberg sei.
* So beschrieb sie mal ein Reiseführer: "als kapriziöse Schönheit mit sympathischen Fehlern".
Was gibt es nicht alles für Dörfer? Kleine, große, stille, verlassene, hübsche, häßliche, abgelegene, böhmische und natürlich Haufen- und Straßendörfer -
aber auch poetische?
Wir haben eines entdeckt, ein tatsächlich poetisches Dorf im Hinterland der Costa Brava, genannt La Selva de Mar. Hier beginnt das Naturschutzgebiet Cabo de Creuz an der östlichsten Spitze Spaniens, das allerdings hier Cap de Creus geschrieben wird, denn wir sind in Katalonien! Und auch die Poesie im Dorf findet nicht en castellano, sondern voller Stolz und Stammesbewusstsein en catalan statt. Stolz drückt sich auch in den Versen selbst aus, denn die erste Straße am Eingang des Ortes wird kommentiert:
Qui estima Selva de Mar
Entra al cor de cada llar“
Was etwa heißt:„Wer Selva de Mar schätzt, betritt das Herz der Dinge“.
An der Carrer de Baix, der unteren Straße, steht unter dem offiziellen Straßenschild auf der Poetentafel:
De Baix s`en diu el carrer
que el vent es combra primer...“,
also, dass dies die erste Straße ist, wo der Wind sich austobt. Und tatsächlich fällt von hier die Tramontana ein, ein brutaler Fallwind von den Höhen der nahen Pyrenäen, der mitunter tagelang die Gemüter schikaniert und das bei tiefblauem Himmel. Gefürchtet ist er auch von altersher bei den Fischern, die auch heute noch an Tramontana-Tagen lieber im Hafen bleiben.
Fotos unten: Hinter La Selva de Mar beginnt das Naturschutzgebiet Cap de Creus.
Viel zu wenig beachtet
Verfasser der insgesamt 24 „Straßenreime“ ist der leider inzwischen verstorbene Alt-Bürgermeister Jaume Quintana, Dichter und Historiker, der auch ein kleines Büchlein über die fast 800jährige Geschichte des Dorfes geschrieben hat. Der neue Bürgermeister ist mehr Geschäftsmann und hat wohl vor allem die touristische Prosperität und das Wachstum des Steueraufkommens durch neue Urbanisationen im Sinn, die leider den im Kern noch mittelalterlichen Ort zunehmend verschandeln. Die wunderbaren Straßenreime werden weder im ausführlichen Internetauftritt noch im neuen Farbprospekt auch nur erwähnt.
Dabei hören sich alle Reime gut an und sind ein Ausflug in eine zwar etwas altmodische, aber doch das Ferienerlebnis eines mittelalterlichen Dorfes steigernden Romantik. So schmückt den auch im Hochsommer noch sanft plätschernden Dorfbrunnen „Font de Lledoners“ das schöne Gedicht:
An dieser Quelle vermischt sich das Murmeln des Wassers mit dem Gesang der Vögel, die sich an der Quelle laben, bevor sie sich in die Lüfte erheben.“(frei übersetzt)
Inwieweit die rund zweitausend Feriengäste, die in der Hochsaison den gerade mal 200-Seelen-Flecken bevölkern und die ständig steigende Zahl der Ausflügler die Poesie in Straßen, Gassen und Plätze zu schätzen wissen, ist schwer zu sagen. Selten sieht man Jogger, Wanderer oder neuerdings vor allem Radfahrer vor diesen Tafeln verharren, die eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.
Jürgen Brauerhoch
Fotos: Ayuntamiento La Selva de Mar, Jürgen Brauerhoch
Sotogrande ist aus der Retorte entstanden, ein künstlicher Luxusort gegenüber dem Felsen von Gibraltar. Er besitzt berühmte Golfplätze wie Valderrama, ein reges maritimes und luxuriöses Strandleben, doch hauptsächlich dreht sich alles um das Polospiel.
Das Besondere an Sotogrande sind nicht nur die großzügigen Villen mit hohen Mauern drumherum, die weitläufigen Apartements und Bauten, bei denen man mit der Yacht auf Kanälen bis zur Wohnung fahren kann, von mehreren Vier- und Fünf-Sterne-Hotels und Edel-Designer-Shops ganz zu schweigen: Sotogrande ist keine normale Gemeinde, sondern wird geführt als Aktiengesellschaft. Alle Einfahrten sind überwacht mit Schranken und Sicherheitsposten. Diese private Führung hat den Vorteil, dass man auf Gediegenheit und architektonisch angenehme Bauweise achtete.
Fotos: Blick auf Sotogrande, den Felsen von Gibraltar und Afrikas Küste ( Wolfgang Wilpert)- am Hafen sieht man natürlich große und Luxusyachten - auch das ist Sotogrande: mit dem eigenen Boot bis zum Appartement (G.Hefele).
Zur Entstehung
1964 kam der Amerikaner Joseph McMicking zur Costa del Sol und suchte Land für eine exklusive touristische Wohngegend, die einmalig in Europa werden sollte. Er war begeistert von der Landschaft, dem Ausblick bis Afrika, der Lage zwischen zwei Flugplätzen, Málaga und Jerez, dem meilenweiten Strand und der Position gegenüber Gibraltar.
So legte Micking den Grundstein zur Entstehung Sotograndes mit seinem ersten Golfplatz Real Club de Golf. Er zog bald seinen Neffen, Enrique Zobel aus dem spanischen Ayala-Clan, nach sich. Der war wiederum beheimatet auf den Philippinen und dort als Milliardär und Chef der Philippinischen Zentralbank ein großer Polospieler. Er investierte ebenfalls und baute 1965 den ersten Poloplatz nahe am Strand. Inzwischen aber verfügt Sotogrande über neun Poloplätze mit all den entsprechenden Enrichtungen für 3.000 bis 5.000 Polopferde.
Über seinen Tod hinaus bleibt er, der nach einem Reitunfall gelähmt war, im Gedächtnis des Ortes mit mehreren Charity-Stiftungen sowie natürlich mit einem nach ihm benannten Polopokal. Der wird seitdem jeden August ausgespielt, wenn sich alles, was zu den Reichen und Schönen zählt oder gezählt werden will, auf und an den Plätzen vom ersten Club am Ort, dem Santa Maria Poloclub, zum Internationalen Poloturnier einfindet.
Jetset-Treff
Ein Ort für den normalen Geldbeutel ist Sotogrande beileibe nicht. Will es auch nicht sein. Weder ist Golf in Sotogrande ein gewöhnlicher Sport für alle, wenn man die Greenfee-Eintrittsgelder etwa in Valderrama um 300 Euro betrachtet, noch erst recht nicht Polo: Für ein Poloteam auf internationalen Turnieren braucht man 20 bis 40 gut ausgebildete Pferde.
Abgrenzen möchte man sich auch deutlich vom anderen Nobelort an der Costa del Sol, von Marbella, das den Spagat zwischen Jetset-People und Massentourismus versucht. "Marbella redet, Sotogrande handelt" so der Kommentar eines Politikers bei einem der zahlreichen Cocktails.
Zu den Fotos: Beim großen Finale des Internationalen Polo-Turniers ( Santa Maria Poloclub) - Flanier- und Shoppingmeile am Hafen mit guter Gastronomie; jeden Samstag dort Kunstmarkt (Gabriele Hefele).
Ehrlich gesagt: Ich war etwa zehn Jahre(!) nicht mehr in Villamartín oder der Lederstadt Ubrique, denn die Straße von der Costa del Sol Straße hinauf zur Sierra Richtung Grazalema oder Ubrique direkt ist so kurvig, dass sogar als mir hahrnadelkurvengewohnten Bayerin auch als Selbstfahrerin schlecht wird dabei! Deshalb lieber dem Navi folgen, dass für diese beschriebene Strecke über zwar nur 95 Kilometer anzeigt, aber zwei Stunden und 12 Minuten! 15 Minuten weniger allerdings bei doppelten Kilometern über die Autovias von Jerez-Arcos-Villamartin und auf einer gut ausgebauten A 371/2 bis Ubrique. Wir können nervenschonend nur letzteres empfehlen, vor allem, weil wir einen Stopp in Medina Sidonia (sie oben unter "M") lieben.
Fotos oben: Links: Wander- und Reitweg bei El Bosque - Rechts: Wir übernachteteten in El Huertezuelo, einer Finca am Fuße der Berge vom Naturpark Grazalema, man wohnt dort in eigenen kleinen Häuschen, sehr malerisch und Natur pur! Gut für Urlaub mit Kindern, einziger Nachteil: langer unbequemer Lehm-Anfahrtsweg, der tägliche Ausflüge unbequem macht. Übernachtung kostete ca. 99 Euros/Nacht. (Fotos:Klaus Stadler, Reinhard Hefele)
Der Ausflug in diesen Teil der Provinz Cadiz lohnt sich wirklich! Unser Schwerpunkt lag zwischen Villamartín, Prado del Rey, El Bosque und natürlich der Lederhauptstadt Ubrique. Alles übrigens malerische sogenannte weiße Dörfer mit liebenswürdiger Bevölkerung und herrlicher Gastronomie. Ganz egal, wie spontan man Ventas und Restaurants aufsuchte, etwa Venta Mateo am Ortsausgang von El Bosque oder mittendrin das romantische Casa Calvillo mit den Arkaden, das Restaurant Quatro Maderas in Villamartín oder Desayuno im Tres Caminos in Ubrique - wir haben immer vorzüglich und preisgünstig gegessen, ob zarte Rippchen oder Wild oder herrliche Fischplatte - ganz spontane Auswahl ohne Empfehlungen: Wir sind nie reingefallen, waren immer begeistert! Im Gegensatz zur Costa del Sol, ehrlich gesagt, wo man schon Empfehlungen und oft Glück braucht, um nicht abgezockt oder enttäuscht von der Qualität zu sein.
Und dann gab es noch die Geheimtipps von Klaus Stadler, Geschäftsführer und Besitzer von DERMAXIN (= Heilpflanzencreme) aus Villamarmartín, verheiratet mit einer Einheimischen und seit 20 Jahren dort integiert: Unbedingt einen Besuch einplanen in einer traditionellen Ölmühle wie El Callejon mit dem Kauf guten Olivenöls, auch eingelegten Acebuches, oder gleich bei der fast unauffälligen Tienda La Despensa del Molino einkehren unterhalb von Prado del Rey, wo man guten Most und Käse an Bierfässsern probieren und mitnehmen kann. Wir trafen dort einen mit 60 kg bepackten Fahrradfahrer aus Österreich, der die bergige Landschaft dort begeistert abfährt und jeden Abend unbehelligt (bis jetzt) wild zeltet.
Fotos oben (Reinhard Hefele) : Im Lederparadies Ubrique, bei dem ich fündig wurde mit einer modernen Handtasche aus echtem und superweichem ibrischen Leder und Gatte mit zwei aus einem Stück gearbeiteten Ledergürteln. Es lohnt sich der Preise wegen! Auch, wer unbedingt Reklame für berühmte Modehäuser laufen will (dann kostet es gleich das Doppelte, wenn auch immer noch Schnäppchen) und natürlich auch der unverkennbaren bestickten Lederwaren aus Marokko wegen.
Valencia ist Spaniens drittgrößte Stadt, wunderbar gelegen an der Costa Blanca, Hauptstadt einer eigenen, allerdings höchst verschuldeten Comunidad. In den letzten Jahren wurde dort viel und aufregend modernisiert. Höchste Zeit, einmal diese wunderbare Stadt vorzustellen und sie sich genauer anzusehen und kennenzulernen. Das meint auch Bea Hohler im folgenden.
Valencia hat etwas, was ich sonst noch nirgendwo gesehen habe: eine grüne Lunge rings um die Stadt, und das kam
so: Die Altstadt (Foto unten Mitte: eine typische Gasse) lag direkt am Flusses Turia, so wie man früher baute. Doch 1957 kam eine große Flut und setzte die gesamte Stadt unter Wasser.
Damit dies nicht noch einmal geschehen kann, hat man weit oberhalb der Stadt riesige Stauseen errichtet, und das Wasser weit um die Stadt herum zum Meer geführt, damit das gesamte Flussbett,
circa 10 Kilometer um die Stadt herum, zu einem einmaligen Freizeitpark gestaltet - mit tollen Sportanlagen, Veranstal-tungsplätzen, gemütlichen Lokalen, Terrassen. Wirklich
einzigartig. Man kann ihn zu Fuß erkunden, mit dem Rad durchqueren oder hoch zu Ross die verschiedenen
Abschnitte erleben. ,
Fantastisch sind auch die verschiedenen Brücken, jede für sich ein eigenes Kunstwerk. Die sogenannte Blumenbrücke beeindruckt das ganze Jahr über durch saisonweise unter-schiedliche Pflanzen. So macht Flanieren richtig Spaß.
Mit dem Fahrrad erkunden
Besonders sehenswert sind neben der Kathedrale auch der alte Marktplatz de Colón (Foto unten links der Eingang), in dem heute statt Marktbuden schöne Cafés untergebracht sind, ferner das Rathaus, der Südbahnhof mit seinen endlosen Verzierungen, die Lonja de Seda (einst Handelsplatz für Seidenindustrie), und vor allem der Mercado, ein herrlich bunter Markt. Hier sollte man unbedingt eine Horchata probieren, ein typisches Getränk aus Erdmandeln, super erfrischend.
Für Touristen ideal: eine Valenciacard: Man kann sie für 24, 48 oder 72 Stunden kaufen. Darin enthalten sind sämtliche Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, Metro, Straßenbahn, und sogar ein Service zum Flughafen). Ferner freier Eintritt in Museen, Rabatte für Gastronomie, Shopping, Thermalbäder, freier Eintritt ins Casino und vieles mehr.
Eine andere, umweltfreundliche Variante, die Stadt kennenzulernen, ist mit dem Fahrrad. Über 250 Stationen von
Valenciabisi
bieten günstige Leihfahrräder, die an unterschiedlichen Stellen abgegeben werden können. Vor allem der riesige
Freizeitpark im Flussbett, Jardin del Turia vom Architekt Ricardo
Bofil ist in seinen Ausmaßen am besten per Fahrrad zu besichtigen.
Der valencianische Stararchitekt Santiago Calatrava bescherte Valencia im südlichen Ende des Turiaparkes die Stadt der Künste und Wissenschaften mit spektakulären Bauten wie der
Dafür viel Zeit einplanen, mindestens einen ganzen Tag, besser mehr.
Fotos: Gabriele Hefele, Bea Hohler
Jeder kennt Valencia und Alicante und die berühmten Küstenorte der Costa Blanca. Aber wer weiß schon, dass Xativa, eine Stadt von etwa 30.000 Einwohnern mit einer gewaltigen Burg einer der historisch bedeutendsten Orte in der Comunidad Valenciana ist? Dass hier das erste Papier in Europa durch die Mauren hergestellt wurde? Früher war Xativa ein wichtiger Handelsknotenpunkt auf der Route von Barcelona nach Toledo und nach Madrid. Jetzt kommt man an ihr vorbei, wenn man nicht die Küstenautobahn, sondern die mautfreie A 7 wählt im Costa-Blanca-Dreieck.
Wer weiß außerdem, dass die bedeutendsten Söhne der Stadt die berüchtigten Borjas waren, ja, genau jene, die sich später in Italien Borgia nannten und die korrupten Päpste der beginnenden Neuzeit stellten. Die Einwohner Xativas, das sich zur Zeit Francos Jatifa nennen musste, haben übrigens keinerlei Probleme mit den Borjas, im Gegenteil, sind noch heute stolz auf die beiden Alexanders, deren Statuen man im Zentrum begegnet, und deren Familiensitz man besichtigen kann, als sie dort noch Kardinäle waren.
Fotos unten von links nach rechts: Die gewaltige Burganlage von Xativa - die typischen Bauten aus dem 18. Jahrhundert - Blick auf die Basilika, die sich aber
nicht Kathedrale nennen darf, dazu fehlt ihr ein kleinese bisschen an Ausdehnung und Höhe. Wie so viele Kirchen in Spanien auf den Grundmauern einer Moschee erbaut. ((c) Ayuntamiento Xativa - Gabriele und Reinhard Hefele)
Später verlor Xativa seinen Eiinfluss und Bedeutung, besonders, nachdem die Stadt im Spanischen Erbfolgekrieg sich auf die falsche, nämlich die Habsburgerseite, gestellt hatte. Der Gewinner Philipp V. brannte sie total nieder und versperrte den Bürgern sogar grausam die Flucht aus der brennenden Stadt.
Deshalb besteht der Stadtkern vor allem aus den neueren Bürgerhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts, dafür aber ist sie heute berühmt mit den typisch seitlich versetzten Eingangsportalen und den ganz oben unter dem Dach liegenden Arkaden, die für Kühlung im feuchtheißen Sommer sorgen.
Und der grausame Bourbonenherrscher Philipp wird im Stadtmuseum in einem der seltenen römischen Kornspeicher mit wertvoller archäologischer Sammlung mit seinem Ölporträt aus Rache kopfunter aufgehängt!
Oben von links nach rechts: Das beieindruckende Hospital in Xatifa, eines der ersten in Spanien - in der Villa der Borgiafamile. Unten: Jugendliche üben die berühmten Falles - Lebhaftes Nachtleben findet auf dem Hauptplatz statt - Geschichtsprofessorin Inmaculada Navarro García erklärt, warum das Bild des Philipp V. kopfunter hängt!
Alle Fotos: Reinhard Hefele