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Tourenvorschlag für Touristen


Mit dem Zug nach Spanien

Über Austerlitz nach Barcelona

Von München, Frankfurt, Stuttgart und Köln aus gibt es bei der Bahn „Frankreich- Spezial“-Tarife mit dem die etwa sechsstündige Zugfahrt von München in die französische Hauptstadt  statt weit über hundert nur ganze 39, höchstens 49 Euro kostet. Da ist fast weniger als die reguläre Fahrt nach Stuttgart. Dabei wusste ich: Von Paris fährt allnächtlich ein Schlafwagenzug der spanischen RENFE nach Barcelona, ein so genannterTalgo mit dem schönen Namen Pablo Casals, das war einer von jenen, die am Ende des spanischen Bürgerkrieges vor Franco nach Frankreichflüchteten.

Dieser Talgo rast übrigens quer durch Frankreich ohne Halt zur Grenzstation Port Bou. Jetzt aber kam erst einmal Strasbourg in Sicht, wo ich an unser Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe denken musste. War der spätere Geheimrat nicht von hier aus hin und wieder zu seiner damaligen Geliebten geritten anstatt Jura zu studieren? Bei der rasanten Weiterfahrt durch die Champagne fallen mir auch  eine ganze Menge Assoziationen speziell zu Paris ein. Etwa die unvergessene Edith Piaf mit ihrer „Moral ist, wenn man so lebt, dass es gar keinen Spaß macht, so zu leben!“

Paris, Paris!

Pünktlich 16 Uhr 34 rollt der ungemütlich enge, aber schnelle TGV in Paris d´Est ein, etwa sechs Stunden hat die Fahrt von München gedauert, davon über drei Stunden auf deutschem Gebiet mit Halt an jedem „dicken Baum“ (Augsburg, Ulm etcetera) und nur gut zwei Stunden nonstop von Strasbourg nach Paris. Und jetzt ist man also da, in der Stadt der Städte, und schon fühlt man sich irgendwie interessanter, bedeutender jedenfalls, als wenn man in Wanne-Eickel ausgestiegen wäre. Obwohl, auch das berühmte Paris entpuppt sich als Großstadt wie jede andere mit hastenden Menschen, Unmengen von Autos und kaum erträglichem Krach! Doch auf dem riesigen Halbrund vor der Gare de l´Est gibt es eine Fülle von Bistrots, Bars und Brasserien! Ein Bahnhofs-Vorplatz mit dem weder Frankfurt am Main oder Köln schon gar nicht konkurrieren können. Die Austern, die ich nun endlich bestellen kann, sind frischer als je zuvor und machen Appetit auf Meer.

Aber zurück nach Paris. Die Station, in der dieser gedrungene Schlafwagenzug in einer etwas bedrückenden, gusseisernen Halle am Bahnsteig steht, heißt „Gare d´Austerlitz“. Wie, denkt man als überzeugter Zivilist, kommt ein Bahnhof zu einem so kriegerischen Namen? Eine Überlegung, die einem schon unterwegs bei der Metrostation „Stalingrad“ beschäftigt hatte. Auf also gen Austerlitz! Der Zug, der spanische, steht schon bereit mit iberischem Personal, das einen zur Kabine geleitet. Am Bett ist eine kleine Leselampe angebracht  - es macht irgendwie einen appetitlicheren Eindruck als in den Nachtzügen der Deutschen Bahn -  dazu mit kleinen liebevollen Einschlüssen“ wie Einmal-Zahncreme samt Bürste, Feile und Kamm im Waschregal, dazu zwei Flaschen Mineralwasser. Vor allem aber eine absolut dichte Jalousie am Fenster, die den kleinsten Schimmer eines den Schlaf störenden Lichtes  abhalten wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach langer erlebnisreicher Zugfahrt:

 

endlich am Mittelmeer

Spanische Küche

Das Schönste aber ist ein Speisewagen in der Mitte des Zuges mit spanischer Gastronomie zu soliden Preisen, der fast so lange „abierto“ ist wie die Restaurants im Zielgebiet. Hier kann man noch elf Uhr nachts ein Solomillo bestellen und auch um Mitternacht noch ein San Miquel- oder Cruzcampo-Bier trinken.

Nun rauscht der Talgo auf neuer Trasse fast geräuschlos dahin. Als ich aufwache und angestrengt in die Nacht hinaus blicke, kann ich in einer Lichtorgie das Schild LIMOGES entdecken. Später beim Googeln sehe ich, dass die einen ganz verrückten Bahnhof haben, den „Gare de Benedictins“. Kurz nach Narbonne wache ich endgültig auf, denn jetzt, im ersten Morgenlicht, beginnt der erregendste Abschnitt dieser Reise - die Annäherung ans Meer.

Bedauert man am Bahnsteig von Perpignan noch die hier wartenden Tramper, so fährt der Zug schon kurz darauf in Cerbere ein, der Endstation in Frankreich. Hier wird er nun Wagen für Wagen durch einen Tunnel geschoben und auf die breitere spanische Spur umgestellt. Aber das ist nicht das Erregende, sondern der erste Blick über Port Bou aufs Meer, das sich in früher Bläue allmählich aus der Dunkelheit der Nacht hervorhebt. Diese Grenzstation spielte eine tragische Rolle für viele Deutsche im Zweiten Weltkrieg, die der Hitler-Diktatur über Spanien und Portugal nach Amerika zu entkommen versuchten. Walter Benjamin nahm sich hier das Leben, weil er keine Hoffnung mehr hatte für eine glückliche Flucht. Ein Denkmal für ihn steht direkt am Meer...

Mensch, Mittelmeer! Dich zu sehen, lohnt sich jede Fahrt—und sei es über Stalingrad und Austerlitz  - Hauptsache, mit einem spanischen Speisewagen!

Jürgen Brauerhoch


Pro und Contra Küstenzug

An der Costa del Sol haben sich Parteien, Vereine und Tourismus-Organisationen zusammengetan, um für das Projekt Küstenzug, also einer Verkehrsverbindung von Málaga (die es jetzt als Nahverkehrszug bis Fuengirola bereits gibt) bis mindestens Marbella, besser noch Estepona oder gar eines zukünftigen Tages bis Algeciras, zu verlängern. Ich mache mich jetzt mal unbeliebt und traue mich, Pro und Contra abzuwägen.

Pro

  • Der Küstenzug kommt ganz Andalusien zugute, weil es diese Region bedeutender macht.
  • Wenn er als Hochgeschwindigkeitszug kommt  mit nur 1 Haltestelle pro Ortschaft, dann verringert er die Fahrzeit nach Málaga beträchtlich (alles andere wäre nicht rentabel).
  • Er kurbelt die Wirtschaft an.
  • Er schafft Arbeitsplätze.
  • Er verbessert die Infrastruktur

 

Foto: Diario Sur

Contra

  • Er kostet Geld aus Madrid (die es nicht hat) und von der Junta de Andalucía oder EU-Fonds, die erst noch aktiviert weden müssten - nach unseren Erfahrungen: Wieviel versickert von diesem Geld dann wieder in dubiosen Quellen?
  • Er zerstört durch den Bau Landschaft, Urbanisationen, Fincas und Grünland mit Tieren.
  • Er verursacht Lärm.
  • Wie kommt die Bevölkerung zu den Haltestellen? Und steigen die Marbelli gern in einen Zug um, nachdem sie den Rolls Royce bei Park&Ride-Plätzen abstellten, die auch noch zusätzlich geplant und gebaut werden müssen?
  • Es dauert eh mindestens noch zehn Jahre bis zur Erstellung nur nach Marbella.

Entscheiden Sie selbst, es gibt ja zum Glück die Idee, vielleicht die Bevölkerung zu befragen. Ich will ja niemanden beeinflussen (oder doch?), aber mir stellt sich eine simple Milchmädchenfrage oder wie man das nennen will:

Es gibt doch einen zum Großteil gar nicht schlechten Busservice die Costa del Sol entlang, ich bin zum Beispiel große Anhängerin der Flughafenbusse, die immer pünktlich verkehrt haben mit mir, ich habe auch pünktliche Entfernungsbusse zwischen La linea und Marbella etwa erlebt und vor allem Busse, die an vielen Einzelhaltestellen halten und nicht nur an einem pro Ort:  Wie wäre es, wenn man dieses vorhandene Verkehrsnetz besser ausbaut und pünktlicher macht zum Teil? Und das kostet dann nur einen Bruchteil des neuen Prestige-Objektes.  Ist aber nur so meine Frage.

 

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Plädoyer für Märkte und Rastros

Ich oute mich jetzt: Ich liebe die vielen malerischen Rastros, Flohmärkte, Wochenmärkte, Bauernmärkte, Sommermärkte, mercados medievales und artesalesanales und dergleichen mehr. Wo nur ein Markt ist oder ich zufällig einen sehe - da muss ich hin!

Fotos oben: Links der Wochenmarkt von Casares - rechts der überregional bekannte Sonntagsflohmarkt von Sabinillas (Fotos. Gabriele Hefele, Ayunatmiento Manilva)

Ich glaube, mit diesem Virus wurde ich schon in der Kindheit angesteckt, als es gegenüber unserem Wohnhaus die Altöttinger Dult gab, an die immer ein großer Flohmarkt angeschlossen war.  Meist nahm mich auch meine Mutter mit zu ihren Streifzügen nach altem Porzellan auf allen möglichen Flohmärkten, und ich erhielt dann immer das eine oder andere Geschenk nebenbei dort, damit ich auch ruhig mit ihr mitging.

 Anti-Diebstahls-Ratschläge

Später haben Mutti und ich gerne miteinander ausgedehnte Streifzüge unternommen vom großen Stoffmarkt in Bozen, dem Donnerstagsmarkt im ligurischen Diano Marina am Hafen bis zu unserem großen Lieblingsmarkt in La Linea. Bei letzterem musste sie mich auch einmal zur Polizei begleiten wegen einer Anzeige zwecks Diebstahl meines Geldbeutels dort aus meiner Tasche. Und ich konnte mir mit weiteren auch vielen spanischen Damen in der Warteschlange Muttis Vorwürfe und Ratschläge einer erfahrenen Marktgängerin anhören:

  • dass man gefälligst nicht seine Tasche abstellt und damit aus den Augen lässt, um ein T-Shirt anzuprobieren,
  • Und dass ich halt in Zukunft wie sie lieber eine Handtasche mit mehreren Reißverschlussfächern mitnehmen solle. (Kleines Happyend übrigens: nach einer Woche rief mich ein älterer Mann an, der meinen Geldbeutel ohne Geld aber mit den Papieren wie Führerschein und Scheckkarten etc. in einem Abfallkübel gefunden hatte. Da hatte ich zwar längst alles gesperrt und neu beantragt, aber er bekam dennoch 50 € Finderlohn, denn allein an dem Portemonnaie hing ich!).

Der Markt - beliebter Treffpunkt

Der Freitagswochenmarkt meines Pueblos mutiert regelmäßig zum wöchentlichen Treffpunkt mit drei Freundinnen, mit anschließendem Drink an der Bar oder auch ausgiebigem Tapasessen. Doch zuvor muss ich mir einen Buschen wilden, grünen Spargels vom Bauern aus dem Nachbardorf mitnehmen, einen Sack mit fünf Kilo Saftorangen dazu, den eigenen Honig eines Fincabesitzers aus Alhaurin und das Olivenöl vom Bioanbieter. Dazu ein Schwätzchen, wie es seinem Sohn gehe und meinen Pferden. Dann gibt es noch etwas ältere Mohrrüben kostenlos für letztere.

   So ein Bummel über die Märkte gehört auch unbedingt zum Urlaub im Ausland, was den Flair, den Unterhaltungswert und die ergiebigen Fischzüge angeht. Da lassen sich für fünf Euro elegante bis kitschige Fächer als immer beliebtes Souvenir erwerben, Modeschmuck für die Freundin als Mitbrinsel für drei Euro und für den oft maulenden Gatten (den man eigentlich wie bei jedem Shopping lieber an der nächsten Bar abstellen sollte) einen marokkanischen Ledergürtel.

Und klar, unter uns: Finger weg von chinesischen Marken-Fakes!

Übrigens, wir schauen ja immer auch zur Algarve rüber, und da hat Kollegin Sabine Kranich einen wunderbaren und ausführlichen  Artikel zum "Marktsonntag an der Algarve" hier geschrieben:

https://pagewizz.com/markt-sonntag-in-der-algarve


Die Costa del Sol in der Nebensaison:  ungeeignet für Urlaub mit Kindern?

Oben von links nach rechts: Die Schwefelquellen zwischen Manilva und Casares, baños de la hedionda, waren ein Erfolg bei den Kids, die Burgbesichtigung von Jimena de la Frontera weniger.  (Fotos: B. Werremeyer)

Bisher hatten wir Gäste und Besucher in unserem Alter, und wenn deren „Kinder“ kamen, dann auch bereits im Erwachsenenalter. Doch neulich, in der vergangenen Semana Santa kamen Reiterfreunde mit Kindern im Alter von 5 und 8 Jahren - und da kamen wir aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus!

Einen Märzurlaub empfehle ich sonst „wärmstens“ für einen Besuch bei uns, also Erwachsenen, mit denen ich Ausflüge nach Jimena de la Frontera, nach Cadiz, Medina Sidonia oder Casares mit jeweils meinen Geheimtipps unter anderem zu nichttouristischen Gastronomie-Erlebnissen, die bisher immer bestens ankamen.

Aber dieser Märzurlaub bot meiner Familie bei zehn Tagen nur die Hälfte wärmerer Frühlingstage ohne Regen oder kalten Wind. Erste Frage der Familie, die ein Ferientownhaus gemietet hatte in Estepona: „Wo gibt es denn hier ein Hallenbad, bei dem wir mit Kindern baden können?“ Deprimierendes Ergebnis:

  •  In Estepona plant man erst eines – in Manilva gibt es ein Sportbad seit neuestem, aber da dürfen Kinder unter 14 Jahren gar nicht rein – im benachbarten Wellnessresort ist es für Kinder überhaupt verboten – im gegenüberliegenden 5-Sterne-Hotel nur von 8-9 Uhr und dann kostet es 78 Euro für den Erwachsenen und 50 für Kinder. Wir gaben alle auf bei diesem „Angebot“. Die norddeutsch abgehärteten Kids wagten sich dennoch einmal in die kalte Mittelmeerflut und ein andermal ins auch kaum wärmere Schwefelbad der Römer von Manilva, das übrigens begeisterte.
  • Fairerweise blieb noch Ponyreiten des älteren Mädchens in der Escuela de Arte Ecuestre, die ja eine wunderbare, auch gelobte Halle besitzen. In der Gruppe reiten kostete 38 Euro die Stunde, leider gaben sie dem Mädchen ein zunächst zu großes Pony mit etwas "eigenem" Charakter, das gleich buckelte und es abwarf. Erst im zweiten Versuch mit einem kleineren Pony ging es besser und vor allem dann an einem Privatstall der Finca Siesta, muss man fairerweise sagen.

  •  An einem Nicht-Regentag empfahl ich natürlich den Selwopark, der war ihnen aber mit 90 (!) Euro für 4 Personen zu teuer; unser Angestellter übrigens mit einer 3- und einem 7Jährigen bestätigte außerdem, dass bei jedem seiner Besuche sich das zu besichtigende Terrain verringert, die Preise aber erhöht hätten.
  • Burgbesichtigung in Jimena wollte ich dennoch mit ihnen durchführen, aber eine/r hatte Höhenangst auf diesen Besichtigungspfaden oben auf dem Castillo, die wollten alle schnell wieder runter. Heimische Küche im Hinterland war auch nicht gefragt, da disponierte ich schnell auf einen Chiringuito am Strand um, damit die Mädchen wenigstens zum Großteil mit Muschelsuchen beschäftigt waren, während wir Erwachsenen uns mal unterhalten wollten.

  •  Das Orchideenhaus empfahl ich ihnen gleich gar nicht, da standen auch andere erwachsene Besucher unverrichteterdinge vor diesem propagierten Highlight, da geschlossen. Apropos geschlossen: Unsere Gästemama hatte per Internet einen Jump-Park in San Pedro ausfindig gemacht mit angeblich komodem Preis und Öffnungszeiten: Als sie hinkamen: geschlossen – ohne Angaben von Gründen!

 Können sie sich unsere Verzweiflung vorstellen? Bleibt hier nur die Empfehlung für Besuch in der Hochsaison, weil dann alle am Strand abgestellt werden können und sonst nichts? Oder bisschen shoppen (mit einer allerdings engelsgleichen Geduldsverkäuferin im Kinderschuh-geschäft) und Eisessen bei Paola? Denn eine Semana-Santa-Prozession kann man ja Kindern auch nicht gerade empfehlen, nicht nur dass man sich das Hinterteil dabei abfriert, sondern dass auch Geduld dabei verlangt wird, etwas,  was man bei 5-8Jährigen eben vergebens sucht.

Die Folge: Wir sind tatsächlich eine Rentner- und Pensionistenküste, Costa del Golf oder eben: Europas größtes, wenn auch schönstes und teuerstes Altersheim.


Wichtige Jubiläen

In den Januar 2016 fiel der 400. Todestag des großen spanischen Dichters Miguel de Cervantes. Sein Werk "Don Quijote de la Mancha" ist die Nummer 1 der Weltliteratur. Das ergab eine Umfrage unter internationelen Feuilletonredakteuren. So verwies er Goethe und hakespeare, dessen 400. Todestag ebenfalls zeitnah begangen wird,  auf die Plätze hinter sich.

Im Bild links ihm zu Ehren eine der 20 bekannten Wandmalereien von Estepona, in der Nähe des Hafens.

(Foto: Prensa Ayto Estepona)

 

Der Osborne-Stier

Der Osborne-Stier  ist als Skulptur über ganz Spanien verteilt. Er wiegt vier Tonnen, ist 12 bis 14 Meter hoch, hat eine Fläche von circa 150 Quadratmetern und ist meist auf Hügeln von den Straßen her gut zu sehen. Auch als Kachelbild  (hier von Sigrid Goldbach) sehr beliebt. Er steht als Symbol für Spanien und nicht  so sehr für den Stierkampf, wie oft fälschlich inerpretiert.  (Fotos: Osborne, Gabriele Hefele)

 

Nicht zu ignorieren und wegzudenken aus der Landschaft ist meist dieses Standbild, das ursprünglich bereits 1956 vom Designer Manolo Prieto von der Sherry-Firma Osborne für ihre Marke „Veterano“ kreiert wurde.

Das Werbebild hat in seinem 60jährigen Jubiläum eine bewegte Geschichte hinter sich. 1988 wurde diese auffällige Reklame über den großen Verbindungsstraßen zunächst verboten, doch 1997 nach vielfältigem Protest als Kulturgut und typisches Symbol für Spanien wieder rehabilitiert. Allerdings fehlt nun jeglicher Werbeschriftzug einer Marke. Das ist aber auch nicht vonnöten. Jeder, der hier lebt, weiß, welche Sherryfirma gemeint ist.

90 dieser Toros gibt es noch über ganz Spanien verteilt. Über ganz Spanien? Nein, denn in Katalonien gibt es keinen einzigen mehr, dort wurden gewaltsam diese Werbebilder von dem widerspenstigen Völkchen umgestürzt und entfernt, da man es mit dem Stierkampf gleichsetzte, der dort nun auch verboten ist.

Allerdings ist es ungerecht, den „toro negro“ von vornherein mit dem Stierkampf gleichzusetzen. Er gehört zu den Weiden Andalusiens wie das Spanische Pferd auch, mit dem er oft friedlich zusammenlebt auf der Wiese. Und klar, er steht für den Mythos des Männlichen, für Kraft und auch für dumpfe Gewalt. Aber kann er nicht auch als Sinnbild für Europa dienen? Bekanntermaßen ist die Gründung unseres Erdteils laut einer Legende auf einen Ritt der gleichnamigen Griechin auf einem Stier zurückzuführen.

Gabriele Hefele


                        ¡Viva España! ¡Viva Alemania!

Oben:  Konsul Peter Eck (3. von links) und Gattin (3. von rechts) und Konsulatsange-stellte empfangen die Gäste im herrlichen Ambiente des Botanischen Gartens von Málaga.

Oben: Lauschende Gäste im Botanischen Garten. Ganz rechts Pfarrer Christof Meyer von Marbella.

Von rechts nach links: Konsul Peter Eck , daneben eine Dolmetscherin, Conde Rudi und der Bürgermeister von Málaga mit Gattin


Es ist eine schöne Tradition, der Empfang des deutschen Konsulats jedes Jahr zum 3. Oktober, unserem deutschen Nationalfeiertag, zu dem "Personen, die eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben an der Küste spielen", eingeladen werden. Dieses Jahr war der Anlass noch ein besonderer: Das Jubiläum 25 Jahre deutsche Wiedervereinigung, und so folgte der Einladung eine bunte Mischung internationaler Residenten. Sie lauschten der Rede von Konsul Peter Eck (selbst Thüringer), der betonte, dass wir Deutschen es trotz der Fehler, die auch anfangs gemacht wurden,  geschafft hätten, dass nach 25 Jahren zusammengewachsen war, was zusammengehörte. Heute mache man keinen Unterschied mehr zwischen "Ossi" und "Wessi". Bis auf wenige, die immer noch nicht begriffen hätten, dass "es ihnen jetzt besser ginge als vorher". Er kam dann zwangsläufig auf die aktuelle Flüchtlingssituation zu sprechen und zitierte Bundespräsident Gauck:  "Jetzt muss zusammenwachsen,  was nicht zusammen gehört."

 

Dass Deutschland auch dies Problem vorbildlich schaffe, betonte der Bürgermeister von Málaga, Francisco de la Torre,  in seiner folgenden Rede.  Schon lange hatte man nicht mehr so viel geballtes Lob, ja eine wahre Eloge auf Deutschland, seine Ordnung, seine Wirtschaftskraft, Motor in Europa und dergleichen in Spanien gehört! Er strich zudem den historischen Bezug Málagas zu Deutschland heraus, etwa die Rettung der Besatzung des U-Bootes Gneisenau Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Bewohner Málagas, oder die engen Handelsverbindungen zu norddeutschen Handelshäusern bereits im 19. Jahrhundert. Und er endete mit dem oben zitierten Ausruf: "Viva España! Viva Alemania!"  Was sich unsereins immer noch kaum so zu rufen traut!

Ein wunderschöner Nachmittag mit anspruchsvollen Gesprächen, erlesenem Fingerfood des Restaurants Alabardero der Hacienda de Alamo, mit idealem Spätsommerwetter und in einer Umgebung, wie man alles zusammen vielleicht nur in Andalusien findet!



Mit dem Dinner-Boot die Costa del Sol entlang

Also, ich bin ja nicht der Kreuzfahrtentyp, aber ich liebte Hausbooturlaube - auf dem Shannon zum Beispiel  - oder das Dinner auf der Gorch Fock letzten Herbst (siehe weiter unten). Eine Mischung aus beiden war die Tour mit Nueva Kaskadas "Classic Boat" an der Küste vor Marbella entlang.
In diesem Sommer organisierte Spitzenkoch Ewald Fichthaler mit seinem Team dieses besondere Gourmet-Erlebnis. Gourmet deshalb, weil es während der vier Stunden Fahrt mit dem Segelboot "Dawn Aproach" nicht nur einen Cava-Empfang mit ausgefallenen Hors d´oeuvres gab, sondern anschließend ein Drei-Gänge-Menü mit allen Getränken inclusive. Für überschaubare 30 Personen an festlich gedeckten Tischen am Bug und am Heck verteilt. So kam man auch gut in Kontakt mit den anderen Gästen.

 

Küste mal aus einem anderen Blickwinkel

Wir starteten in Puerto Banús neben den "Monsteryachten" an der Bootstankstelle und dann ging es erstmal gen Westen, immer schön der Küste entlang mit der Concha im Hintergrund. Leider war an diesem Tag Levante, also diesiges Wetter. Aber "no hay mal que por bien no venga":  Wäre Poniente gewesen, hätten wir viel zu hohen Seegang gehabt, dann hätte das Dinner an Land verlegt werden müssen - auch dafür aber hatte man vorgesorgt. So aber bewunderte ich das Service-Personal, das auf schwankendem Boden professionell mit den Tabletts jonglierte. Ich glaube, es gingen nur zwei Gläser kaputt.

Auf der Höhe von  Estepona wurde gedreht, und wir schipperten bis hinter den östlichen Ortsausgang von Marbella, dann wieder eine Wendung - und es ging dem Sonnenuntergang entgegen. Es wurde einem wieder klar aus diesem Blickwinkel, wie wunderbar doch unsere Küste ist! Neugierige kleine Speedboote begleiteten uns hin und wieder, mit  winkenden Kindern. Die kleine frische Meeresbrise war willkommen, heiß wurde es einem trotzdem, und eine Kopfbedeckung ist zu empfehlen gegen die UV-Strahlung! Jochen Janz, der Organisator und nebenbei noch Musikunterhalter von Andaluciatopevents, will deshalb beim nächsten Mal ein Sonnensegel über die Tische spannen.
Fazit: Vier Stunden ideale Mischung aus Erlebnis-Erholung-Entspannung mit Genuss!

Gabriele Hefele


Wenn die Gorch Fock anlegt

- ob in Cádiz, Gibraltar, Málaga oder Barcelona - dann ist das jedes Mal eine Sensation! Dann gibt es meist die nicht so schnell wiederkehrende Gelegenheit eines Tages der "offenen Tür" sozusagen für das Publikum, das deutsche Segelschulschiff zu besichtigen.  Dabei erfährt man beeindruckende Daten:

 

  •  Dass die komplette Segelfläche fast 2.000 m² beträgt;
  •  dass 200 Mann+ Frau Besatzung an Bord sind;
  •  dass der Name Gorch Fock auf das Pseudonym eines Hamburger Mundartdichters um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunders zurück geht;
  •  Dass der 48jährige Fregattenkapitän vorher  auch erfolgreich bei der Piratenbekämpfung im Roten Meer eingesetzt worden war, erst seit einem Jahr die Geschicke der Gorch Fock lenkt;
  •  dass neue Kadetten in der Grundausbildung erstmal zu 30 Leuten und auf Hängematten in einem Raum untergebracht sind;

 

Fotos: Brita Bergval, Gabriele Hefele

 

 Oben im Bild rechts vor dem Ruder Konsul Peter Eck aus Málaga bei einem Empfang der deutschen Botschaft auf dem Schiff


  •  die weiblichen Besatzungsmitglieder aber zu acht in einer gut gelüfteten Kabine!
  •  Dass aber Hängematten besser geeignet sind, um den Seegang aus zugleichen.
  •  dass Singles mit den langen Abwesenheitszeiten von der Heimat besser  klar kommen,
  •  dass die gute Küche an Bord nichts zu wünschen übrig läßt. Das bewies ein Empfang auf der Gorch Fock anläßlich des deutschen Einheitsfeiertages am letzten 3. Oktober: Da gab es echten Labskaus, belegten Pumpernickel, Kartoffelsalat und Bratwürstl mit Sauerkraut, köstliche Nachspeisen und echt gezapftes Krombacher Pils!


Mein neues Leben mit dem Rollator

Jürgen Brauerhoch

 

Seit an die Stelle von Flugzeug, Auto und Eisenbahn der ROLLATOR als einziges Fortbewegungsmittel getreten - oder besser,  geschoben worden ist, hat sich das Panorama der Sehenswürdigkeiten zwar grandios verringert, aber in seinen kleinteiligen Dimensionen ist es noch immer interessant!

Das fängt schon damit an, daß es mit dem Rollator, der brav vor meiner Terrassentür parkt, zwei verschiedene Touren gibt, für die man sich vor der eigentlichen "Abfahrt" entscheiden muß, nämlich links herum oder rechts herum...

 Beginnt man das übrigens recht schmucke Gerät nach links zu bewegen, geht es zunächst an dem üppig wachsenden Zitronenbaum vorbei, der wieder gut angesetzt hat. Nach einer Engstelle, die man ohne Schrammen zu passieren versucht, taucht rechter Hand die von ihren vielen allerersten Früchten total erschöpfte junge Birne auf-- vis-a-vis der klobigen Rasenmähmaschine im Unterstand. Nach einer scharfen Linkskurve weitet sich der Blick auf die gestaffelten Gemüsefelder, aus denen ab und zu knallrote Tomaten leuchten. Hoch- und Niederbeete hat in diesem schwierigen Jahr Ulrike total im Griff, pflanzt, unkrautet und wässert liebevoll und freut sich königlich, wenn es wieder was zu ernten gibt.

Mal links, mal rechts herum

 Jetzt muß man eine enge Gasse entlang fahren, links die Werkstatt, rechts die Botanik mit Tomaten, Basilikum, Petersilie und in der knallen Sonne inzwischen steinhartem Schnittlauch. An der nächsten Biegung eine neue Sensation: drei kleine Zucchini-Pflänzchen haben peu-a-peu ein Riesenterrain erobert, den dort seßhaften Salbeistrauch in die Ecke getrieben und bei dieser unglaublichen Expansion nicht vergessen, herrlich tiefgelb zu blühen und Früchte zu liefern, so groß. daß man sie kaum mehr bewegen kann! Mit der wuchernden Zucchini-Plantage konkuriert der ebenfalls wuchernde kleine "Wein-Berg" mit wohl dieses Jahr nur vereinzelten Trau-ben, dafür aber viel Laub;und ist man an diesen Wundern der Natur vorbei, öffnet sich nach einer weiteren Engstelle, dem eigentlich überflüssigen Vendellschen Backofen-Pass, der leider nicht besonders repräsen-tative Hauseingangsbereich, den zwei gefährlich aussehende, aber friedliche Kakteen flankieren. Neuerdings steht hier mein Austragsstuhl zum Schaun und Meditieren. 

Über Wiese und Natursteinboden gerubbelt

Unser Refugio, die Feigenstraße Numero 57, wird aber stärker als von den Eingangs-Agaven von Ulrikes Schubkarren-Armada akzentuiert und von einem inzwichen beachtlichen  Baum-Duo, der stattlichen Linde (oder Buche?) einerseits und der wunderbar geradezu toscanisch in den Himmel gewachsenen Zypresse anderseits. In ihrer natürlichen Schönheit und Prägnanz machen sie wett, was dem etwas verspießerten Hauseingang  an Stil und Charme abgeht. Und wir fahren weiter über die ausgedörrte Wiese - selbst das "packt" der Rollator ! - zur verrückt gewordenen Opunzie, die innerhalb weniger Wochen über ein Dutzend Triebe produziert hat, die ungeheuer farbenprächtig auf- aber ganz schnell auch wieder ver-blühen. Im hier fast ständig wehenden Wind wackelt sie verdächtig mit ihren stacheligen Ohren, während neben ihr die Fächerpalme schnurrt und schnattert und raschelt und rauscht, aber nicht einmal durch stürmischen Wind den Lebensmut verliert.

   Nun aber weiter rolliert auf rubbelndem Natursteinboden, vorbei an den Mineralwasser-Depots zur ursprünglich einzigen Terrasse des Hauses, die aber anscheinend ohne Wissen um die Tramontana geplant wurde, nämlich nach West-Nordwest, von wo diese wilden Winde einfallen!  Hier bewundern wir Ulrikes rund um die Terrasse  angelegte  fünffache Topfpflanzengarnierung und die keusch über der Grillanlage wachende tönerne Jungfrau, die immer noch nackert, aber von Wind und Wetter etwas mitgenommen, in die Gegend schaut.

Von hier ist es nicht mehr weit zum Rollator-Parkplatz direkt vor meinem "Büro" und damit ist die ROLL-A-TOUR linksrum beendet. Und wie gehts rechtsrum?  GENAU UMGEKEHRT!